Archiv der Kategorie: Bahnhofswald Flensburg
TV-Tipp: Wem gehört mein Dorf?
Ein ARD-Dokumentarfilm über ein Bauprojekt in Göhren auf Rügen. Vieles erinnert allerdings auch an Flensburg.
Auf kräftigen Gegenwind stößt die auf Wachstum und Investition ausgerichtete Lokalpolitik im beliebten Urlaubsziel Göhren auf Rügen, der Heimat des Filmemachers Christoph Eder. Als die letzte unberührte Küste bebaut werden soll und das einzigartige, malerische Naturschutzgebiet in Gefahr ist, regt sich der Unmut unter den Bürger*innen. Seit Jahren dominiert eine Gruppe von Männern den Gemeinderat. Sie unterstützen die Projekte eines millionenstarken Bauinvestors aus Nordrhein-Westfalen, der in Göhren nach der Wende so viele Hotels und Ferienhäuser baute wie kein anderer. Nadine und ihr Vater, engagierte Göhrener, erkennen schnell, dass sie nur gemeinsam mit Gleichgesinnten etwas ändern können. Sie gründen eine Bürgerinitiative und treten bei der Kommunalwahl an. Schaffen sie es, sich gegen das Geld und die Mächtigen zu stellen und ihr Dorf in eine andere Zukunft zu führen?
Ein Film von Christoph Eder
Wem gehört mein Dorf? | Video verfügbar bis 10.08.2022 | Bild: rbb –
Hier gehts zur Startseite: https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/wem-gehoert-mein-dorf-100.html
Trotz Baggerarbeiten: Quelle im Bahnhofswald weiter aktiv
Nachricht auf Twitter von:
Die Aktion der Investoren hat dafür gesorgt, dass die Sickerquelle, aus der einst ein Bach entsprang, nur noch schwierig verleugnet werden kann: Seit sechs Tagen hat es nicht mehr geregnet. #Hitzewelle
Unten ein Foto des ehemaligen Quellbiotops im Bahnhofswald (fast vom gleichen Standpunkt aufgenommen). Ursprünglich führte sogar eine Bach durch das Gebiet, der später verrohrt wurde. Nach Ansicht der Stadt Flensburg nicht schützenswert. Das sah das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) vollkommen anders und stellte Anfang August 2020 das Quellgebiet unter gesetzlichen Biotopschutz . – Foto: Dr. Helmreich Eberlein
Entwicklung des Bahnhofsumfelds: „Komplett falsche Richtung“

Bahnhofsumfeld: Brachfläche am Mühlendamm, überwachsener Tennisplatz des ehemaligen Sportvereins VfB Nordmark. – Foto: Jörg Pepmeyer
Zur Debatte um die städtebauliche Entwicklung des Bahnhoftsumfelds in Flensburg ein Leserbrief von Roald Christesen, Flensburg:
Das Bahnhofsumfeld entwickelt sich zu etwas, was meiner Meinung nach in eine komplett falsche Richtung zeigt.
Mit der Raiffeisenbank am Anfang der Bahnhofstraße und dem Gebäudekomplex »Mølledam« an der Kreuzung Munketoft wurden bereits sehr große »Funktionsbauten« errichtet, die meiner Meinung nach alles andere als innovativ und nachhaltig sind. Sie sind nicht aus dem Wunsch heraus entstanden, ein nachhaltiges Quartier für alle zu gestalten, sondern aus rein praktischen und finanziellen Gründen. Es sind Blockrandbebauungen, die sehr große Teile der Straßenzüge einnehmen. Sie zeigen sich mit gestaltlosen Fassaden und tragen nicht zur Vielfalt und Kleinteiligkeit bei, wie es für eine suffiziente Stadtentwicklung sinnvoll und notwendig wäre.
Weiter wird es gehen mit dem Projekt »Hauptfeuerwache«. Viel zu groß geplant und zu mindestens einem Drittel eher ein ausgelagertes Rathaus. Denn hier soll zukünftig ein Teil der Stadtverwaltung tätig werden. Und dann vermutlich das Intercity-Hotel, um dessen Baubeginn es aktuell geht. Und dann noch die vielen hundert Wohnungen, die auf dem ehemaligen Sportplatz entstehen sollen. Wie die vermutlich aussehen werden, kann an vielen anderen Orten der Stadt bereits bewundert werden … große Klötze.
Das sind doch keine durchdachten Pläne! Das hat doch nichts mit lebenswertem Quartier zu tun. Da stecken jeweils einzelne Interessen dahinter, die zum größten Teil nicht dem Gemeinwohl dienen.
Die Investoren hinter dem Hotelprojekt haben nun auf ihrem Baugrund mit den ersten Erdarbeiten begonnen und das auf eine bemerkenswerte Weise: Erforderliche Vorbereitungen wie Schutzeinrichtungen an den Bäumen hat man ausgelassen. Und den Quellbereich einfach planiert. Aus der Stadtverwaltung waren am Vormittag dann drei Personen vor Ort, machten Notizen und Fotos. Es war auch hörbar, »dass so etwas gar nicht geht«. Kurz darauf wurden die Baggerarbeiten eingestellt. Derzeit steht noch eine Klärung durch die Gerichte aus, ob und in welcher Form die Quelle geschützt werden muss. Die Klage von BUND und BI Bahnhofsviertel ist noch nicht behandelt.
Wie geht es nun weiter auf dem Baugrundstück und im ganzen Quartier? Andere Quartiere stehen auch vor großen Herausforderungen. Hier sei nur Hafen-Ost genannt, wo viele Menschen und Firmen mit Einzelinteressen Schlange stehen, um ein Stück abzubekommen.
Was aus meiner Sicht fehlt:
1) Die Stadt kann besser zeigen, wie sie Stadtteile entwickelt. Das ginge ganz einfach auf einer Informationsseite im Internet, mit Karten, Zeichnungen und verständlichen Texten.
2) Echte Beteiligungsformate, die soviel Kritik und Auseinandersetzung zulassen wie erforderlich. Derzeit sind es oft von beauftragten Unternehmen durchgeführte Veranstaltungen, die kaum Zeit bieten, weil sie durchgeplant sind.
Aber: Naturschutz, Gemeinwohl und achtsame Entwicklung müssen grundsätzlich der Maßstab sein.

Der vor wenigen Monaten von der Ratsversammlung in der Fortschreibung beschlossene Rahmenplan „Südstadt Bahnhofsumfeld“ – Damit werden für die zukünftige städtebauliche Entwicklung des Bahnhofsumfelds die entscheidenden Weichen gestellt. Rot eingefärbt und schraffiert die Flächen (W 1) für die zukünftige Wohnbebauung. M steht für Mischgebiet, G für Gewerbegebiet.
Verwaltungsgericht stoppt Bauarbeiten im Bahnhofswald Flensburg – Eilantrag des BUND erfolgreich!
Durch Bauarbeiten im Wurzelwerk stark beschädigte Bäume im Bahnhofswald
Baubeginn des Flensburger Bahnhofshotels verzögert sich weiter
Der Baubeginn für das geplante Intercity Hotel am Flensburger Bahnhof wird sich weiter verzögern, nachdem die 8. Kammer des Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsgerichts in einem Beschluss vom 18. Juli 2022 die aufschiebende Wirkung der Klage des BUND Schleswig-Holstein gegen die erteilte Baugenehmigung für das geplante Hotelprojekt im Bahnhofswald angeordnet hat (AZ 8 B 54/22).
Am Morgen des 14. Juli hatten der BUND Schleswig-Holstein und die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel, erfahren, dass auf dem möglichen Baugelände des aus Naturschutzgründen heftig umstrittenen Bahnhofshotels Baggerarbeiten im Gange sind. Daraufhin wandte sich der BUND mit einem Eilantrag gegen die (sofortige) Vollziehung der Baugenehmigung an das Verwaltungsgericht in Schleswig und hatte Erfolg: der erkennende Vorsitzende Richter beurteilte die Interessen des BUND an der objektiven Rechtmäßigkeit des Baus, wobei umweltbezogene Rechtsvorschriften des Bundes, des Landes und der EU zu prüfen seien, als vorranging gegenüber dem Vollzugsinteresse der beigeladenen Immobiliengesellschaft. Hierbei legte das Gericht maßgeblich zugrunde, dass bereits seitens der Stadt Flensburg als Antragsgegnerin ein Baustopp verfügt worden sei.
Die Verfügung hatte die Stadt neben verfahrensrechtlichen Gründen auf die Nichteinhaltung naturschutzrechtlicher Auflagen gestützt. Da der Sachverhalt aufgrund der Kürze der Zeit nicht weiter aufgeklärt werden könne und selbst die Stadt Flensburg derzeit davon ausgehe, dass die durchgeführten Bauarbeiten gegen umweltbezogene Vorschriften bzw. hierauf gestützte Auflagen verstoßen, erscheine es angebracht, die aufschiebende Wirkung der Klage anzuordnen, so das Gericht. Die Beigeladene hat gegen den Beschluss vom 18. Juli 2022 (8 B 54/22) bereits Beschwerde beim Schleswig–Holsteinischen Oberverwaltungsgericht eingelegt.
Damit hat die Entscheidung, wie eine Sprecherin des Verwaltungsgerichts auf Anfrage des Stadtblog mitteilte, ebenfalls bindenden Charakter, darf auf dem Gelände mindestens bis zu einer Entscheidung des OVG über den Widerspruch der Investoren nicht gebaut werden.
Sollte das Oberverwaltungsgericht den Beschluss des Verwaltungsgerichts vom Montag zudem bestätigen, was noch eine Weile dauern kann, sähe es für die Investoren ganz schlecht aus. Dann würde auch bis zu einer Entscheidung des OVG im Hauptsacheverfahren, also der im letzten Jahr erhobenen Klage des BUND gegen die Baugenehmigung für das Hotelprojekt (AZ 8 A 208/21), nicht weitergebaut werden dürfen. Bis zu einer Verhandlung dieser Klage vor dem OVG könnte es allerdings noch ein bis zwei Jahre dauern.
Für die Investoren sind der Spruch des Verwaltungsgerichts, wie auch die Baustopp-Verfügung der Stadt eine richtige Klatsche, denn eine Wiederaufnahme der Bauarbeiten für das Hotelprojekt ist derzeit völlig ausgeschlossen. Entsprechende Planungen der Investoren sind somit erstmal auf Eis gelegt.
Mehr zum Eilantrag des BUND in dem Stadtblog-Beitrag vom 15.07.2022: Bahnhofswald Flensburg: Plötzlich rollen die Bagger – BUND hält dagegen! unter: https://akopol.wordpress.com/2022/07/15/bahnhofswald-flensburg-plotzlich-rollen-die-bagger-bund-halt-dagegen/
Siehe auch den Stadtblog-Beitrag: Bahnhofswald Flensburg: Mehrere geschützte Bäume durch Bauarbeiten stark beschädigt unter: https://akopol.wordpress.com/2022/07/19/bahnhofswald-flensburg-mehrere-geschutzte-baume-durch-bauarbeiten-stark-beschadigt/
Mehr zu den Vorgängen am 14. Juli auf dem Gelände im Bahnhofswald auch in dem Stadtblog-Beitrag vom 15. Juli 2022: Bahnhofswald Flensburg: Investoren lassen geschütztes Quellbiotop wegbaggern und planieren unter: https://akopol.wordpress.com/2022/07/14/bahnhofswald-flensburg-investoren-lassen-geschutztes-quell-biotop-wegbaggern-und-planieren/
Zum Hintergrund:
Der BUND und die BI Bahnhofsviertel sammelten in den letzten Monaten Belege dafür, dass sich auf dem vorgesehenen Baugelände eine schützenswerte Sickerquelle befindet. Ergebnisse dieser Nachforschungen wurden den Investoren mitgeteilt. Daraufhin gab es Gespräche, die bereits soweit gediehen waren, dass man sich auf einen renommierten Gutachter verständigte, der noch in diesem Monat seine Arbeit aufnehmen sollte. Das allerdings wurde durch die Aktion der Investoren am letzten Donnerstag unmöglich gemacht.
Und bereits vor Monaten hat der BUND Klage gegen die erteilte Baugenehmigung für das Hotel erhoben. Als Reaktion auf die aktuellen Vorgänge stellte der BUND beim Verwaltungsgericht in Schleswig nun einen Eilantrag auf sofortige Einstellung der Arbeiten.

Ehemaliges Quellgebiet und Biotop im Bahnhofswald. Ursprünglich führte sogar eine Bach durch das Gebiet, der später verrohrt wurde. Nach Ansicht der Stadt Flensburg nicht schützenswert. Das sah das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) vollkommen anders und stellte Anfang August 2020 das Quellgebiet unter gesetzlichen Biotopschutz . – Foto: Dr. Helmreich Eberlein
Bahnhofswald Flensburg: Mehrere geschützte Bäume durch Bauarbeiten stark beschädigt

Beschädigungen im Wurzelwerk bedrohen Existenz mehrerer Bäume im Bahnhofswald: In der Mitte des Bildes, am Rand der mit Sand aufgefüllten Fläche ein 30-40 Jahre alter Ahornbaum, der bei den Bauarbeiten in Mitleidenschaft gezogen wurde. Auf der linken Seite eine Birke, deren Wurzeln und Stamm beschädigt wurden.
Massive Verstöße der Hotel-Investoren gegen Vorgaben und Auflagen der Stadt und gegen rechtliche Bestimmungen für den Baumschutz
Ein Beitrag von Jörg Pepmeyer
Wie bereits im Stadtblog berichtet, hat die Stadt Flensburg am letzten Donnerstag einen vorläufigen Stopp der Bauarbeiten für das Hotelprojekt der beiden Investoren Jan Duschkewitz und Ralf Hansen im Bahnhofswald verfügt. Begründet wurde dies damit, dass im Rahmen der Bauarbeiten massiv gegen die Vorgaben des Bebauungsplans und die in der Baugenehmigung festgelegten Auflagen verstoßen wurde, die zwingend bei Baubeginn einzuhalten sind. (Mehr Infos zum Baustopp hier)
Verstoßen wurde auch gegen die Bestimmungen der aktuell gültigen Normen und Regelwerke für den Baumschutz auf Baustellen. Die entsprechenden Schutzmaßnahmen sind in der verbindlichen Richtlinie RAS-LP 4 (Richtlinie für die Anlage von Straßen, Teil Landschaftspflege, Abschnitt 4: Schutz von Bäumen, Vegetationsbeständen und Tieren bei Baumaßnahmen) und der DIN 18920 vorgeschrieben. Dazu gehört beispielsweise die Errichtung eines ortsfesten 2 Meter hohen Baumschutzzauns. Außerdem gilt die gesamte Kronentraufe, also der von der Baum-Krone überdeckte Bereich zuzüglich 1,50 Meter als Wurzelbereich und ist für Baumaßnahmen absolut tabu. Das können vom Stamm aus gerechnet, je nach Baumgröße, locker 10 Meter und mehr sein. Ebenso müssen in diesem Bereich die Verdichtung und Versiegelung des Bodens, Bodenauf- und Abtrag sowie Belastungen, wie Ablagerung, Aufstellen von Maschinen und Material, Befahrung und Verunreinigung unbedingt vermieden werden.

Mit grüner Farbe markierte Bäume, darunter eine stattliche Buche, deren Erhalt gesichert schien, aber deren Wurzelwerk durch die Bauarbeiten stark beschädigt wurde. Mit lila Farbe wurden die Schäden gekenzeichnet.
Weder findet sich auf dem Gelände der entsprechende Zaun, dessen verpflichtende Errichtung die Investoren der Stadt verbindlich zugesichert hatten, im vorgeschriebenen Abstand von den Bäumen, noch sind bei den Bauarbeiten, bei denen auch das geschützte Quellbiotop vernichtet wurde, diese Abstände eingehalten worden.
So wurde mit dem Bagger metertief, und wie die Fotos dokumentieren, teilweise unmittelbar am Stamm der Bäume die Muttererde ausgehoben und anschließend das Ganze mit Sand verfüllt.
Dabei wurde das Wurzelwerk etlicher großer Bäume, darunter auch ein 30-40 Jahre alter Ahornbaum und eine stattliche Buche, großflächig und unwiederbringlich beschädigt. Teilweise so stark, dass einzelne Bäume auch in ihrer Statik gefährdet sind und in absehbarere Zeit gefällt werden müssen. Obwohl sie im Rahmen der Bauplanungen gar nicht dafür vorgesehen waren. Die entsprechend geschützten Bäume am Rand der Baufläche waren deshalb frühzeitig mit grüner Farbe markiert worden. Dennoch bedeutet das für eine Birke wohl jetzt schon das Aus. Auch für den bereits genannten großen Ahornbaum und die Buche stehen die Chancen nicht besonders gut. Betroffen sind aktuell mindestens 5-6 stattliche Bäume.
Allerdings dürfte sich die Zahl wohl noch erhöhen, da viele Schäden noch unter dem Sand verborgen sind. Dazu muss der Wurzelbereich etlicher Bäume mit entsprechender Tiefe vom Sand befreit werden, um genauer sagen zu können, mit welchem Schadensumfang zu rechnen ist und ob geschädigte Bäume noch gerettet werden können. Derartige Untersuchungen sollen aber wohl in Kürze stattfinden, heißt es aus dem Rathaus.

Auf der rechten Seite die bereits erwähnte Birke mit Beschädigungen am Stamm und Wurzelwek und den mit lila Farbe gekenzeichneten Schäden. Die Standfestigkeit ist derart gefährdet, dass dem Baum die Fällung droht.
Die Investoren können sich auf keinen Fall herausreden, sie hätten von den Vorgaben der Stadt, den gültigen und rechtsverbindlichen Normen und Regelungen zum Baumschutz nichts gewusst, denn diese Regelungen sind gleichsam verpflichtendes Wissen für jeden Bauherrn, erst recht bei solch einem Projekt. Und da Investor Jan Duschkewitz bei den Bauarbeiten persönlich vor Ort war, liegt es in seiner Verantwortung, dass gegen die Vorgaben der Stadt und die Bestimmungen zum Baumschutz massiv verstoßen und geltendes Recht gebrochen wurde. Aber da die Investoren offensichtlich mit allen Mitteln Fakten schaffen wollten, wird ihn dieser Vorwurf wahrscheinlich wenig jucken. Umso mehr bedarf es jetzt scharfer Sanktionen und der Verhängung saftiger Geldbußen durch die Ordnungsbehörden.
Und bei der Planungsabteilung der Stadt sollte man dringendst über einen längerfristigen Baustopp und eine Aussetzung der Baugenehmigung für das Bauprojekt der beiden Investoren nachdenken. Es wäre ebenfalls sinnvoll, das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses zu setzen. Vielleicht finden sich ja noch in den Sommerferien Ratsfraktionen zusammen, um einen entsprechenden Antrag für die kommende Sitzung vorzubereiten.
Weitere Infos und Beiträge zum Thema Hotel- und Parkhausprojekt am Flensburger Bahnhofswald auch hier
Leserbrief: „Zu einseitig!“

Bahnhofswald: Mit Sand aufgefüllte Fläche des zerstörten Quellbiotops, links am Bildrand die vom Bagger zusammengeschobenen Reste der Biotop-Vegetation – Foto: Jörg Pepmeyer
Ein Leserbrief von Dr. Boje Maassen
Zu einseitig!
Die Überschrift des Kommentars von Reporterchef Julian Heldt (Chefredakteur des Flensburger Tageblatt) lautet „Baubeginn für das InterCity-Hotel: Ein guter Tag für das Flensburger Bahnhofsviertel“. Kein Wort der Verluste, keine Berücksichtigung der verschiedenen Standpunkte. Viele andere und ich sind dagegen der Meinung, dass die Vorbereitung und nun der Bau des Inter-City-Hotels eine Niederlage für Klima, Schönheit und existentielle Zukunft sind. Humanität, nachhaltige Wirtschaft und Ökologie hängen zunehmend untrennbar zusammen.
Woher nehmen J. Heldt und alle Unterstützer der Bahnhofswaldzerstörung die Sicherheit, dass bestehendes Recht unkritisierbar sei. Das bestehende Recht ist höchst wertvoll, schützt aber eben nicht ausreichend die Natur. Der Beweis für diese Einschätzung sind ist die dramatischen klimatischen Veränderungen. Alle realen Naturzerstörungen sind rechtlich mehr oder weniger abgesichert. Das bestehende Recht muss ökologisch also erweitert, nachgebessert werden.
Dr. Boje Maassen
im Stadtblog-Beitrag vom 16.07.2022: Bahnhofswald Flensburg: Stadt verfügt Stopp der Bauarbeiten unter: https://akopol.wordpress.com/2022/07/16/bahnhofswald-flensburg-stadt-verfugt-stopp-der-bauarbeiten/
im Stadtblog-Beitrag vom 15.07.2022: Bahnhofswald Flensburg: Plötzlich rollen die Bagger – BUND hält dagegen! unter https://akopol.wordpress.com/2022/07/15/bahnhofswald-flensburg-plotzlich-rollen-die-bagger-bund-halt-dagegen/
und im Stadtblog-Beitrag vom 14.07.2022, darin ebenfalls eine kritische Reflektion zur Berichterstattung und zum Kommentar von Julian Heldt: Bahnhofswald Flensburg: Investoren lassen geschütztes Quellbiotop wegbaggern und planieren unter: https://akopol.wordpress.com/2022/07/14/bahnhofswald-flensburg-investoren-lassen-geschutztes-quell-biotop-wegbaggern-und-planieren/
Hotelprojekt am Bahnhof: Zukunft ungewiss
Flensburger Hotelprojekt nicht mehr mit voraussichtlichem Eröffnungstermin auf der Website der Deutschen Hospitality gelistet
Ein Beitrag von Jörg Pepmeyer
Die beiden Flensburger Investoren Ralf Hansen und Jan Duschkewitz wollen auf dem Gelände des Bahnhofswalds in Flensburg ein Hotel mit 152 Zimmern bauen. In der Öffentlichkeit und Kommunalpolitik wurde zeitweise kolportiert, es handele sich dabei um ein neues Steigenberger-Hotel, wobei mit dem überaus klangvollen Namen hohe Erwartungen verknüpft waren.
Allerdings wurde sehr schnell klar, dass am Bahnhof kein Hotel im Luxus-Segment enstehen soll, sondern lediglich ein Hotel im unteren Mittelklasse-Bereich. Betreiber des Hotels und Pächter des Gebäudes soll die Deutsche Hospitality Hotelgruppe werden, die unter acht verschiedenen Marken 120 Hotels in ganz Europa betreibt (siehe unter: https://www.deutschehospitality.com/marken). Sie befindet sich seit 2020 im Besitz der in Shanghai (VR China) ansässigen Huazhu Group. Im Jahr 2019 erzielte die Deutsche Hospitality in Europa mit ihren 120 Hotels und 23.533 Hotelzimmern einen Umsatz von 829,3 Mio. Euro und zählte 10.742 Mitarbeitende. Das zukünftige Hotel in Flensburg soll von der Deutschen Hospitality aber nicht unter der ebenfalls zur Hotelgruppe zählenden Marke “Steigenberger Hotels und Ressorts” betrieben werden, sondern unter der Marke “IntercityHotel” und damit qualitativ ganz erheblich unter dem Standard der „Steigenberger“-Hotels, vergleichbar mit einem Hotel garni.
Die IntercityHotels der Deutschen Hospitality-Gruppe sind nicht nur vom Preis (Beispiel IntercityHotel Kiel: Übernachtungspreis Standardzimmer p. P. um die 70 Euro) in der unteren bis mittleren Kategorie angesiedelt, sondern auch hinsichtlich der Architektur, der Ausstattung und des Service-Angebots. Sie sind vor allem für vielreisende Geschäftsleute gedacht und weniger für gutbetuchte Touristen und Urlauber mit hohen Ansprüchen. Das bedeutet ebenso, dass die Zahl der zukünftig im Flensburger IntercityHotel arbeitenden Beschäftigten recht überschaubar wäre.
Und angesichts anderer Hotelprojekte in Flensburg dürften die Marktchancen für das neue InterCityHotel in Flensburg eher verhalten sein, zumal in unmittelbarer Nähe bereits der Neubau des Central-Hotels in konkreter Planung und Bauvorbereitung ist.
Auch einen bereits gültigen “Mietvertrag”, wie von den Investoren vor einiger Zeit in der Presse behauptet, gibt es so nicht. Denn es gelten besondere vertragliche Regelungen, wenn Investoren und eine Hotelkette sich zusammen tun. Die werden zumeist erst dann wirksam, wenn die Realisierung des Hotel-Gebäudes tatsächlich steht. Dies gilt insbesondere auch für die Aufteilung der sog. FF&E (Fixture, Furniture & Equipment) Kosten, die bei den Intercity-Hotels der Deutschen Hospitality mit 10.000 Euro pro Zimmer angegeben werden, zu den Gesamtinvestitionskosten gerechnet werden und letztlich die Kalkulation des Projektes für den Investor und den Hotel-Betreiber mitbestimmen. ( Mehr dazu hier: https://www.hotelbau.de/download/downloadarchiv/hotelbau_FFE-Teil12.pdf ) Entsprechende vertragliche Vereinbarungen, Vorausplanungen und Kalkulationen mitsamt Ertragserwartungen dürften angesichts der enorm gestiegenen Bau- und Energiekosten sowie der steigenden Zinsen am Kapitalmarkt jedoch Schnee von gestern sein.
Noch vor wenigen Monaten teilte ein Sprecher der Deutschen Hospitality, Christoper Sparkes, auf Anfrage dem Stadtblog mit, dass die Eröffnung in Flensburg im Herbst 2023 (4. Quartal) geplant sei. Das dürfte ebenfalls Makulatur sein. Und auf der neugestalteten Homepage der Deutschen Hospitality ist für die in Planung befindlichen Hotelprojekte der Marke IntercityHotel kein voraussichtlicher Eröffnungstermin mehr für das Flensburger IntercityHotel eingetragen, ebensowenig ist das Flensburger Hotelprojekt dort noch als in Planung befindlich aufgelistet. Unter https://www.deutschehospitality.com/de/marken/intercityhotel gibt es zu den geplanten Hoteleröffnungen in Deutschland nur einen Eintrag zum IntercityHotel Herford mit Q4/2022. Lediglich auf einer älteren Unter-Seite der Deutschen Hospitality befindet sich unter https://www.deutschehospitality.com/de/development noch ein vergessen wirkender Eintrag für den Eröffnungstermin des IntercityHotels Flensburg mit Q4/2022.
Dass das Flensburger Hotelprojekt nicht mehr auftaucht, könnte daran liegen, dass die Deutsche Hospitality ihre Geschäfts- und Investitionsstrategie aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie geändert hat. Zwar beabsichtigt die Deutsche Hospitality, so ihr Chef Marcus Bernhardt Mitte Februar in einem Interview mit der Zeitschrift Capital, zeitlich gestreckt weiter zu expandieren und ihre Premium-Marke Steigenberger zu stärken, allerdings will sie ebenso mit neuen Lifestylemarken wachsen und unter der Dachmarke Steigenberger mit einem Luxusprojekt im Porsche-Design ein neues Hotelformat kreieren. Der Fokus für neue Hotels liege jedoch, so Bernhardt, im Bereich Mittelklasse und Economy, wo die Deutsche Hospitality mit ihrer Low-Budget-Marke „Zleep“ punkten will, mit der sie bereits in Skandinavien stark vertreten ist.
Somit stellt sich abschließend die Frage, wird es unter den gegebenen Umständen in Flensburg in absehbarer Zeit tatsächlich ein neues IntercityHotel am Bahnhof geben? Oder suchen die offenbar völlig überforderten Hotel-Investoren angesichts der aktuellen Konflikte und Schwierigkeiten einen mehr oder weniger eleganten Weg, um möglichst gesichtswahrend aus dem Projekt aussteigen zu können?
Mehr zum Eigentümer der Deutschen Hospitility auch hier: https://www.ahgz.de/hotellerie/news/huazhu-kauft-deutsche-hospitality-272108
Weitere Infos und Beiträge zum Thema Hotel- und Parkhausprojekt am Flensburger Bahnhofswald auch hier
Bahnhofswald Flensburg: Stadt verfügt Stopp der Bauarbeiten

Tatort Bahnhofswald: Mit Sand aufgefüllte Fläche des vernichteten Quellbiotops. Rechts am Bildrand die vom Bagger zusammengeschobenen Reste der Biotop-Vegetation. Auf der linken Seite tritt weiterhin Wasser aus dem Boden aus, bildet tiefe Pfützen und fließt anschließend zum Parkplatz ab. – Foto Jörg Pepmeyer
Den Hotel-Investoren drohen massive ordnungsrechtliche Konsequenzen und Sanktionen
Ein Beitrag von Jörg Pepmeyer
Entgegen anderslautender Meldungen hat die Stadt Flensburg mit der Unteren Naturschutzbehörde am Donnerstag die Bauarbeiten für das Hotelprojekt der Investoren Jan Duschkewitz und Ralf Hansen bis auf Weiteres gestoppt.
Nach Informationen aus dem Rathaus von heute sei man am Donnerstagmittag (14.7.2022) durch die Presse auf die Vorgänge im Bahnhofswald aufmerksam gemacht worden. Daraufhin hätten sich Mitarbeiter der im Rathaus angesiedelten Unteren Naturschutzbehörde sofort auf den Weg zum Bahnhofstal gemacht. Dort hätten sie angesichts der Bauarbeiten und nach Begutachtung der Lage festgestellt, dass von den Investoren massiv gegen die Vorgaben des Bebauungsplans und den in der Baugenehmigung festgelegten Auflagen verstoßen worden sei. Diese Auflagen seien bindend und damit zwingend bei Baubeginn zu erfüllen. Angesichts der bereits am Mittag sehr weit fortgeschrittenen Arbeiten konnte die weitestgehende Zerstörung des Quellbiotops jedoch nicht mehr verhindert werden. Allerdings verfügte die UNB einen sofortigen Stopp der Arbeiten auf dem Gelände aufgrund der obigen Verstöße. Im Rathaus legt man zudem Wert auf die Feststellung, dass nicht der Eilantrag des BUND SH beim Oberverwaltungsgericht, sondern bereits das Einschreiten der UNB zum Stopp der Arbeiten geführt habe.
Jetzt könnte die Vernichtung des unter gesetzlichen Schutz stehenden Quellbiotops für die Investoren Jan Duschkewitz und Ralf Hansen teuer werden. Denn es drohen auf jeden Fall ordnungsrechtliche Kosequenzen und Sanktionen, die mit erheblichen und schmerzhaften Geldbußen verbunden sein können. Ganz davon abgesehen, dass auch die Baugenehmigung ausgesetzt werden kann. Ebenso gibt es zum Status des Quellbiotops und des Geländes am Bahnhofswald eine juristische Auseinandersetzung zwischen dem BUND SH und den Investoren. Bisher gab es allerdings in dieser Sache noch keine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts. Der BUND und die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel werfen deshalb den Investoren vor, mit ihrer illegalen Aktion Fakten zu schaffen, um mögliche Hindernisse für den Bau des Hotels aus dem Weg zu räumen.
Festzustellen bleibt, dass sich die Investoren mit ihrem gesetzwidrigen Vorgehen im Bahnhofswald ziemlich ins Knie geschossen haben und die Akzeptanz in der Flensburger Stadtgesellschaft für das Hotelprojekt damit ganz erheblich gesunken ist. Kein gutes Omen, denn auch ein möglicher Hotelbetreiber und Vertragspartner der Investoren wird sich ganz genau ansehen, was da gerade in Flensburg passiert.

Ehemaliges Quellgebiet und Biotop im Bahnhofswald. Das stellte das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) Anfang August 2020 unter gesetzlichen Biotopschutz . – Foto: Dr. Helmreich Eberlein
im Stadtblog-Beitrag vom 16.07.2022: DIE LINKE Flensburg fordert: Sofortiger Baustopp am Bahnhofswald unter: https://akopol.wordpress.com/2022/07/16/die-linke-flensburg-fordert-sofortiger-baustopp-am-bahnhofswald/
im Stadtblog-Beitrag vom 15.07.2022: Bahnhofswald Flensburg: Plötzlich rollen die Bagger – BUND hält dagegen! unter https://akopol.wordpress.com/2022/07/15/bahnhofswald-flensburg-plotzlich-rollen-die-bagger-bund-halt-dagegen/
und im Stadtblog-Beitrag vom 14.07.2022: Bahnhofswald Flensburg: Investoren lassen geschütztes Quellbiotop wegbaggern und planieren unter: https://akopol.wordpress.com/2022/07/14/bahnhofswald-flensburg-investoren-lassen-geschutztes-quell-biotop-wegbaggern-und-planieren/
DIE LINKE Flensburg fordert: Sofortiger Baustopp am Bahnhofswald!

Tabula rasa im Bahnhofswald: Die mit Sand aufgefüllte Fläche des zerstörten und geschützten Quellbiotops – Links am Bildrand die vom Bagger zusammengeschobenen Reste der Biotop-Vegetation – Foto: Jörg Pepmeyer
Der Kreisverband der Flensburger Linkspartei ist außerordentlich empört über das Vorgehen der Hotel-Investoren Jan Duschkewitz und Ralf Hansen und fordert einen sofortigen Baustopp. Dazu untenstehend die Stellungnahme der Flensburger Linkspartei:
Seit dem Morgen des 14.07.2022 „rollen nun wieder die Bagger“ am Bahnhofswald. Dies ist eine klare und wiederholte unmissverständliche Ignoranz der Investoren gegenüber der Bürger*inneninitiative Bahnhofswald und damit auch gegenüber berechtigten Einwendungen von Bürger*innen der Stadt.
Zum Hintergrund:
Am 20.08.2020 kam das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume zur Erkenntnis, das im jetzigen Baugebiet des geplanten Hotels Quellen nachgewiesen worden sind. Folgerichtig stufte das Landesamt den Baustellenabschnitt als Biotopschutzgebiet ein. Dies sieht die Stadtverwaltung bis heute anders und ignoriert weiterhin den gesetzlichen Schutzstatus in ihren Bebauungsplan „Hauptpost 303“.
Daraufhin legte der BUND Schleswig-Holstein gegen die bereits erteilte Baugenehmigung der Stadt Flensburg Klage vor dem Verwaltungsgericht Schleswig ein. Das Verwahren läuft heute noch, Ausgang offen.
Durch die nun startenden Bauarbeiten könnten die Sickerquellen beseitigt und somit unwiderruflich vernichtet werden.
Tjark Naujoks Mitglied des KV Flensburg sagt dazu: „Der Start der Bauarbeiten am Bahnhofswald ist sowohl für die Stadt, als auch für die Bürger*innen ein schwarzer Tag! Anstatt das Verwahren vor dem Verwaltungsgericht Schleswig abzuwarten oder auf den BUND zuzugehen, wird hier von Seitens der Investoren versucht einseitig Fakten zu schaffen. Und was macht die Stadt Flensburg? Schaut aus dem Rathaus zu und hofft durch die Urlaubszeit auf milden Protest aus den Reihen der Anwohner*innen.“
Außerdem müssen sich die Stadt und die Investoren unangenehme Fragen gefallen lassen:
Was soll eigentlich mit einem Hotel erreicht werden, von dem nun auch überregional bekannt ist, dass es von weiten Teilen der Stadtbevölkerung abgelehnt wird? Und die noch viel dringlichere Frage: Wie stellt sich die Stadtverwaltung zukünftige Bauvorhaben vor? Sollen die auch mit dem Kopf durch die Wand gegen den ausdrücklichen Protest von Anwohner*innen und der Stadtbevölkerung durchgedrückt werden?
Wir als LINKE Flensburg fordern stattdessen den sofortigen Baustopp. Und gleichzeitig fordern wir die Investoren und die Stadtverwaltung wiederholt dazu auf, endlich in offene Gespräche mit dem BUND und der Bürger*inneninitiative Bahnhofswald zu gehen und nicht dauerhaft die wirtschaftlichen Interessen gegenüber den berechtigten Umwelten-, Naturschutz- und Artenschutzanliegen vorzuziehen.
Mehr zum Thema auch in dem Stadtblog-Beitrag vom 15.07.2022: Bahnhofswald Flensburg: Plötzlich rollen die Bagger – BUND hält dagegen! unter https://akopol.wordpress.com/2022/07/15/bahnhofswald-flensburg-plotzlich-rollen-die-bagger-bund-halt-dagegen/
und im Stadtblog-Beitrag vom 14.07.2022: Bahnhofswald Flensburg: Investoren lassen geschütztes Quellbiotop wegbaggern und planieren unter: https://akopol.wordpress.com/2022/07/14/bahnhofswald-flensburg-investoren-lassen-geschutztes-quell-biotop-wegbaggern-und-planieren/
Bahnhofswald Flensburg: Plötzlich rollen die Bagger – BUND hält dagegen!
BUND SH stellt Eilantrag beim Verwaltungsgericht in Schleswig auf sofortige Einstellung der Arbeiten
Flensburg. Am Morgen des 14. Juli erfuhren der BUND Schleswig-Holstein und die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel aus der Presse, dass auf dem möglichen Baugelände des aus Naturschutzgründen heftig umstrittenen Bahnhofshotels Baggerarbeiten im Gange sind.
„Ein völlig unverständliches Vorgehen seitens der Investoren, das uns zutiefst empört,“ schimpft Carl-Heinz Christiansen vom BUND-Landesvorstand. “Wir befanden uns im Gespräch mit den Investoren, hatten uns bereits darauf geeinigt, gemeinsam ein Gutachten in Auftrag zu geben, um zu prüfen, ob sich auf dem Gelände eine schützenswerte Sickerquelle befindet. Ohne jede Vorankündigung wurde diese Gesprächsbereitschaft seitens der Investoren jetzt aufgekündigt,“ erbost sich Christiansen. “Einmal mehr, wie im Frühjahr 2021, als überraschend die Bäume gefällt wurden, sollen durch die Biotopzerstörung Fakten geschaffen werden.“
„Glaubwürdigkeit sieht anders aus,“ ergänzt Christiane Schmitz-Strempel, Sprecherin der BI Bahnhofsviertel. Sie ist überzeugt, dass es sich um eine gezielte Aktion handelte: „Von den Planierarbeiten ist auch die Fläche rund um die vermutete Sickerquelle betroffen. Damit wurde auch die quelltypische Flora vernichtet, wahrscheinlich weil man Angst vor dem Ergebnis des Gutachten hatte.“
Der BUND und die BI Bahnhofsviertel sammelten in den letzten Monaten Belege dafür, dass sich auf dem vorgesehenen Baugelände eine schützenswerte Sickerquelle befindet. Ergebnisse dieser Nachforschungen wurden den Investoren mitgeteilt. Daraufhin gab es Gespräche, die bereits soweit gediehen waren, dass man sich auf einen renommierten Gutachter verständigte, der noch in diesem Monat seine Arbeit aufnehmen sollte.
Bereits vor Monaten hat der BUND Klage gegen die erteilte Baugenehmigung für das Hotel erhoben. Als Reaktion auf die aktuellen Vorgänge stellte der BUND nun beim Verwaltungsgericht in Schleswig einen Eilantrag auf sofortige Einstellung der Arbeiten.

Ehemaliges Quellgebiet und Biotop im Bahnhofswald. Ursprünglich führte sogar eine Bach durch das Gebiet, der später verrohrt wurde. Nach Ansicht der Stadt Flensburg nicht schützenswert. Das sah das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) vollkommen anders und stellte Anfang August 2020 das Quellgebiet unter gesetzlichen Biotopschutz . – Foto: Dr. Helmreich Eberlein
Mehr zu den Vorgängen gestern auch in dem Stadtblog-Beitrag vom 14. Juli 2022:
Bahnhofswald Flensburg: Investoren lassen geschütztes Quellbiotop wegbaggern und planieren
Die Reste des ehemaligen geschützten Quellbiotops werden weggebaggert. – Foto: Günter Strempel
Rechtswidrig Fakten schaffen für das Hotelprojekt?
Ein Beitrag von Jörg Pepmeyer
Als geradezu dreist bezeichnen UmweltaktivistInnen den Versuch der Investoren Jan Duschkewitz und Ralf Hansen im Bahnhofswald für ihr geplantes Hotelprojekt Fakten zu schaffen. Die ließen heute von einem Abbruchunternehmen die letzten Reste des geschützten Quellbiotops im Bahnhofswald zusammenschieben und abbaggern, um die Fläche anschließend mit Sand aufzufüllen und zu planieren. Jan Duschkewitz ließ es sich nicht nehmen, persönlich anwesend zu sein und beaufsichtigte die Arbeiten. Offensichtlich wähnten sich die Investoren bei ihrem Vorgehen sicher. Das, obwohl es noch einen Rechtsstreit und Verfahren zum naturrechtlichen Status des Geländes zwischen ihnen, der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel und dem BUND gibt, das noch gar nicht entschieden ist.
Der naturrechtliche Status der Quelle ist jedoch nicht umstritten. Die war nämlich mitsamt dem dazugehörigen Biotop vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) Anfang August 2020 kartiert und unter gesetzlichen Biotopschutz gestellt. Das alles fiel heute nun der kompletten Zerstörung anheim. Viele UmweltaktivistInnen sind entsetzt. Sie sprechen unisono davon, dass die Investoren Fakten schaffen wollen, nach dem Motto: Wo keine Quelle mehr ist, gibt es auch keinen rechtsverbindlichen Schutz mehr. Das erinnere irgendwie an die Mafia und Sizilien.
Nachtrag und Berichtigung vom 16.7.2022: Ursprünglich hieß es im folgenden Absatz „Unverständlich sei ebenso, so die UmweltschützerInnen, warum die untere Naturschutzbehörde in Flensburg heute vormittag diese Aktion nicht gestoppt hat. Die Behörde ist direkt beim Rathaus angesiedelt und Oberbürgermeisterin Simone Lange hätte jederzeit angesichts der Rechtslage einen Stopp der Aktion von den Investoren einfordern können. Hat sie aber offensichtlich nicht getan.“ Diese Darstellung sei nach Informationen aus dem Rathaus so nicht richtig, Mitarbeiter der UNB hätten nach persönlicher Begutachtung am Bauplatz die Bauarbeiten am Donnerstagmittag sofort gestoppt. Mehr dazu in dem Stadtblog-Beitrag vom 16.7.2022: Bahnhofswald Flensburg: Stadt verfügt Stopp der Bauarbeiten
Und selbst Julian Heldt, Chefredakteur des Flensburger Tageblatts, hat augenscheinlich nicht verstanden, worum es in der Sache eigentlich geht und schreibt auf shz.de vom „Baubeginn“ für das Hotelprojekt. Nur die Abbaggerung und Sandauffüllung hat mit den eigentlichen Gründungsarbeiten oder „Baubeginn“ für den zukünftigen Baukörper gar nichts zu tun. Offensichtlich ging es den Investoren vor allem darum, das Ganze möglichst schnell abzuwickeln und mit dem Sand des Vergessens zuzudecken. Da kann man dann der Presse ja auch ein paar Märchen auftischen. Und wenn die nicht nachrecherchiert und der Wahrheit auf den Grund geht, umso besser.
Julian Heldt machte dann in seinem Kommentar endgültig klar, wo er steht. Überschwenglich lobte er die Investoren und machte sich völlig distanzlos zum Propagandisten ihrer Interessen. Dazu passte auch, dass er ihren heute erfolgten Rechtsverstoß mit der Aufgrabung und Zerstörung des geschützten Quellbiotops natürlich nicht zum Thema machte. Besonders bemerkenswert vor allem deshalb, weil Julian Heldt in seiner Berichterstattung über die Besetzung des Bahnhofswalds mehrmals die daran Beteiligten für ihre Rechtsübertretungen außerordentlich hart angegangen war. Ledidglich in seinem Bericht erwähnte er nur kurz und oberflächlich, dass es noch einen Rechtsstreit zwischen der BI und den Investoren gäbe.
Der dürfte angesichts der heutigen Aktion wieder an Fahrt aufnehmen, denn die SprecherInnen der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel haben mit großer Empörung auf die Vorkommnisse von heute Vormittag reagiert und kündigten bereits an, gegen Jan Duschkewitz und Ralf Hansen rechtlich vorzugehen. Sie werden sich dahingehend auch mit dem BUND SH absprechen und vereinbaren. Ebenso wird daran gedacht mit neuen Protestaktionen den Widerstand gegen das Hotelprojekt zu verstärken. Damit dürfte das Thema sicherlich auch im Mittelpunkt der Debatten anlässlich der bevorstehenden OB-Wahl stehen.
Mahnwache:
An jedem Donnerstag von 14 – 17 Uhr hält die BI Bahnhofsviertel Flensburg Mahnwache am Flensburger Bahnhofswald.

Abschließende Begutachtung durch Jan Duschkewitz und Mitarbeiter der Abbruchfirma – Foto: Claus Kühne

Ehemaliges Quellgebiet und Biotop im Bahnhofswald. Ursprünglich führte sogar eine Bach durch das Gebiet, der später verrohrt wurde. Nach Ansicht der Stadt Flensburg nicht schützenswert. Das sah das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) vollkommen anders. – Foto: Dr. Helmreich Eberlein

Nach der Rodung: Aus der Quelle in der Mitte des Rodungs-Fotos tritt weiterhin Wasser aus und läuft in dem dunkelbraunen Streifen bis auf den Postparkplatz. Wer will, kann auf das Bild zwei Mal klicken, um es zu vergrößern und die Baumstümpfe zählen…. – Foto: Bernd Schütt 24.02.2021
In dem beschlossenen Bebauungsplan „Hauptpost 303“ findet diese Quelle keine Berücksichtigung. Vor der entscheidenden Ratsversammlung am 25.06.20 wiesen Vertreter*innen der BI nachdrücklich auf dieses Feuchtbiotop hin, aber die Verwaltung wiegelte ab, man sprach sinngemäß von einer „Pfütze“ und gab sich gelassen. Das sah dann Anfang August 2020 das Landesamt völlig anders:
Flensburger Bahnhofswald: Landesamt stellt Quelle unter Biotopschutz
Zur Geschichte der Quelle und des Bachs im Bahnhofswald: Bahnhofswald: Zeitzeugen bestätigen Existenz von Bach und Quellen
unter: https://akopol.wordpress.com/2020/07/11/bahnhofswald-zeitzeugen-bestaetigen-existenz-von-bach-und-quellen/
Zum gleichen Thema auch den Beitrag vom 18.06.2020: Feuchtgebiet und Quellen im Bahnhofswald: Mögliches Aus für den B-Plan Hauptpost und das Hotelprojekt? unter: https://akopol.wordpress.com/2020/06/18/feuchtgebiet-und-quellen-im-bahnhofswald-moegliches-aus-b-plan-hotelprojekt/
Siehe auch den Beitrag vom vom 30.07.2020: Flensburger Bahnhofswald: Mit Falschinformationen die Öffentlichkeit hinters Licht führen
unter: https://akopol.wordpress.com/2020/07/30/flensburger-bahnhofswald-mit-falschinformationen-die-oeffentlichkeit-hinters-licht-fuehren/
„Klänge des Bahnhoftals“ – Workshop am 31. Juli in Flensburg
Es werden Audioaufnahmen im Bahnhofstal gemacht, von der Natur, der Athmosphäre, des Quartiers. Die gesammelten Aufnahmen werden zusammengetragen und zu Soundcollagen weiterverarbeitet. Aus den verschiedenen Geräuschen können Beats gebastelt und Soundteppiche gewebt werden, wobei jede*r Teilnehmer*in ein eigenes Stück kreieren kann, aber auch gemeinsam an einer Komposition gearbeitet wird.
Als Aufnahmegeräte kommen Stereo-Field-Recorder (Mobile, digitale Steroeaufnahmegerätschaften) mit eingebauten und externen Mikrofonen sowie die eigenen Mobiltelefone/Tablets zum Einsatz. Als Software wird das kostenfreie Audacity verwendet, welches auf Windows, Mac und Linux installiert werden kann. www.audacity.de Eigenen Laptop und Kopfhörer mitbringen. Ansonsten kann evt. auf Anfrage ein Laptop gestellt werden.
Anmeldung zu allen Workshops bitte spätestens zwei Wochen vor Termin per mail:
sarah.kuerzinger@kuehlhaus.net oder telefonisch unter 0176 66 66 64 32
Die Teilnahme ist kostenlos, um Spenden für Materialkosten wird gebeten.
Workshopleitung: Roald Christesen
Wann: Sonntag, 31.07.2022 | 11-16 Uhr
Wo: Kulturwerkstatt Kühlhaus, Mühlendamm 25