Flensburger Bahnhofswald: Mit Falschinformationen die Öffentlichkeit hinters Licht führen

Von der Fällung bedroht: Steckbriefe an den Bäumen im Bahnhofswald und dem Hinweis: „Ich bin zu klein und wurde in der Planung nicht einmal als Baum angesehen“
Ein Beitrag von Jörg Pepmeyer
Es ist erschreckend, wie sich selbst manche Grüne als Lobbyisten der Hotelinvestoren betätigen und den Hotelprojekt-Gegnern und Naturschützern Fake-News unterstellen. Das Gegenteil ist der Fall, Verwaltung, Politik und Investoren versuchen mit Relativierungen, Ungenauigkeiten und Falschbehauptungen für das Hotelprojekt zu werben und die geplante, weitgehende Abholzung des Bahnhofswalds klein zu reden. So wird sogar verbreitet, das sei kein Wald, sondern ein „Knick“, ein „waldartiges Gehölz“ etc. Doch das nebenstehende Schreiben des Umweltministeriums in Kiel an Anwohner Claus Kühne lässt keinen Zweifel daran, dass es sich um einen Wald handelt.
Tatsächlich soll ein Großteil der Bäume auf dem Gelände für das geplante Hotel und Parkhaus der Säge zum Opfer fallen. Dazu gehören mehr als 50, teilweise 140 Jahre alte Bäume mit über 80 cm Stammumfang, die unter die Flensburger Baumschutzsatzung fallen. Zusätzlich werden rund 20 ähnlich große Bäume zwar nicht gefällt, aber durch die Bauarbeiten massiv geschädigt und absterben.
Ebenso betroffen ist der sog. „untermaßige“ Baum-Aufwuchs. „Untermaßig“ sind danach Laubbäume, die entsprechend der Baumschutzsatzung weniger als 80 cm Stammumfang haben und Nadelbäume, wenn sie unter 100 cm Stammumfang liegen. Sie genießen keinen Schutz durch die Satzung, sind aber im Bahnhofswald die Mehrzahl. Also auch nach gesundem Menschenverstand zu betrachtende, stattliche Bäume mit mehreren Metern Höhe. Dazu gehört übrigens auch ein über 100-jähriger Haselnußstrauch. Wenn die alle gefällt werden, bleibt vom Bahnhofswald und von dem Baumbestand, der keinen Waldstatus hat, kaum noch was übrig.
Ein Erhalt des im Wald befindlichen Feuchtbiotops mitsamt des dort vorhandenen Quellgebiets ist ebensowenig geplant. Noch schlimmer, die Stadt leugnet beharrlich, dass es sich dort überhaupt um ein schützenswertes Biotop handelt.
Im untenstehenden Plan sind zudem auch Bäume eingezeichnet, die nur ein paar Meter von den Baugrenzen entfernt stehen, aber nicht als gefährdet gelten. Sollten aber in unmittelbarer Nähe Tiefbauarbeiten für das Hotel stattfinden, Pfähle für das Fundament gesetzt und dafür Grundwasser abgepumpt werden, ist zweifelhaft, ob die Bäume das unbeschadet überstehen werden. Faktisch sind nur die Bäume direkt am Hang einigermaßen sicher. Sollte aber auch der Hang angegraben bzw. Stützmauern gesetzt werden, dürfte das Wurzelwerk auch dieser Bäume ebenso geschädigt werden.
Der angedachte neue „Park“ hätte damit in keinem Fall mehr die ökologische Bedeutung und Besonderheit des alten Walds. Und als Park wird er auch für die Öffentlichkeit nur bedingt zugänglich sein, weil der Hang Richtung Bahnhofstraße viel zu steil ist. Und dann von einer ökologischen Aufwertung der Fläche zu sprechen ist geradezu zynisch und unverschämt. Und im Übrigen werden auch auf dem Gelände für das Parkhaus 5 Bäume gefällt. In unmittelbarer Nähe des geplanten Parkhauses nochmal drei stattliche Bäume. Zu diesen Daten auch ein entsprechender Beitrag vom 28.09.2019 mit den Planzeichnungen für die vorgesehenen Fällungen:
„Hilf mir!“ – Steckbrief- und Cleanup-Aktion für den Erhalt des Flensburger Bahnhofswalds https://akopol.wordpress.com/2019/09/28/hilf-mir-steckbrief-und-cleanup-aktion-fuer-den-erhalt-des-flensburger-bahnhofswalds/

Baumkataster und Plan für die Baumfällungen – Erheblich mehr Bäume betroffen, als die im Plan mit X markierten. – Offizielle Planskizze (Baumkataster zum B-Plan Nr. 303 „Hauptpost“) der Stadt Flensburg für das Hotelprojekt am Bahnhofswald: Rot eingefärbt die Baukörper für das geplante Hotel und das Parkhaus, rosa die voll- und teilversiegelten Freiflächen, grau die bestehenden Gebäude. Gestrichelte Linie im Plangebiet: Grenze der im Bestand bereits vollversiegelten Fläche. Mit x sind die von der Fällung bedrohten Bäume gekennzeichnet. Allerdings sind die ebenfalls bedrohten „untermaßigen“ Bäume hierbei nicht berücksichtigt. – Für eine größere Darstellung den Link anklicken: https://akopol.files.wordpress.com/2019/09/baumkataster-planung-planzeichnung-x.pdf
Zusätzlich die genauen Beschreibungen der Bäume, die gefällt werden sollen: Baumkataster zum Bebauungsplan Nr. 303 „Hauptpost“ der Stadt Flensburg – Eingriff in den Baumbestand: https://akopol.files.wordpress.com/2020/07/baumkataster-planung-eingriff-text.pdf
Sowie der Planentwurf Bebauungsplan „Hauptpost“ (Nr. 303) https://akopol.files.wordpress.com/2020/07/planentwurf-zur-vorlage-rv-51-2020-.pdf
Spannend auch das Entwässerungsgutachten für das Plangebiet, das auch den ehemaligen Bach erwähnt: https://akopol.files.wordpress.com/2020/07/entwc3a4sserungsgutachten.pdf
Veröffentlicht am 30. Juli 2020 in Ökologie, Bahnhofsviertel, Bahnhofswald Flensburg, Bürgerbeteiligung, Daten und Zahlen, Rat & Ausschüsse, Stadtplanung und mit Abholzung, Abstimmung, Bahnhof, Bahnhofsviertel, Bahnhofsviertel, Bahnhofsviertel Flensburg, Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg, Bebauungsplan, Bebauungsplan 303 Hauptpost, Entwurfs- und Auslegungsbeschluss, Feuchtbiotop, Flensburg, Hotel, Hotelprojekt, Jörg Pepmeyer, Offener Brief, Parkhaus, Pepmeyer, Quellen, Quellgebiet, Ratsversammlung, Umwelt- und Planungsausschuss getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 6 Kommentare.
keine Ahnung, wie das die grünenFraktion in FL aushalten. Nachdem ich lesen musste, dass die SteigenbergerHotelgruppe von den Chinesen übernommen wurde, erst recht nicht. Die haben eben den „Marsch durch die Institutionen“ erfolgreich hinter sich, sitzen sich den Hintern durch zahlreiche Gremien ab und, z. B. durch die Wireg Flensburg, deren Ziele ganz bestimmt nicht die Erhaltung eines kleinen „regionalen“ Bahnhofswaldes sein darf…. Wie viel Unabhängigkeit dürfen sich die grünen Flensburg denn überhaupt erlauben, das ist die Frage, die nicht angefasst wird.
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