Blog-Archive
Verwaltungsgericht stoppt Bauarbeiten im Bahnhofswald Flensburg – Eilantrag des BUND erfolgreich!
Durch Bauarbeiten im Wurzelwerk stark beschädigte Bäume im Bahnhofswald
Baubeginn des Flensburger Bahnhofshotels verzögert sich weiter
Der Baubeginn für das geplante Intercity Hotel am Flensburger Bahnhof wird sich weiter verzögern, nachdem die 8. Kammer des Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsgerichts in einem Beschluss vom 18. Juli 2022 die aufschiebende Wirkung der Klage des BUND Schleswig-Holstein gegen die erteilte Baugenehmigung für das geplante Hotelprojekt im Bahnhofswald angeordnet hat (AZ 8 B 54/22).
Am Morgen des 14. Juli hatten der BUND Schleswig-Holstein und die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel, erfahren, dass auf dem möglichen Baugelände des aus Naturschutzgründen heftig umstrittenen Bahnhofshotels Baggerarbeiten im Gange sind. Daraufhin wandte sich der BUND mit einem Eilantrag gegen die (sofortige) Vollziehung der Baugenehmigung an das Verwaltungsgericht in Schleswig und hatte Erfolg: der erkennende Vorsitzende Richter beurteilte die Interessen des BUND an der objektiven Rechtmäßigkeit des Baus, wobei umweltbezogene Rechtsvorschriften des Bundes, des Landes und der EU zu prüfen seien, als vorranging gegenüber dem Vollzugsinteresse der beigeladenen Immobiliengesellschaft. Hierbei legte das Gericht maßgeblich zugrunde, dass bereits seitens der Stadt Flensburg als Antragsgegnerin ein Baustopp verfügt worden sei.
Die Verfügung hatte die Stadt neben verfahrensrechtlichen Gründen auf die Nichteinhaltung naturschutzrechtlicher Auflagen gestützt. Da der Sachverhalt aufgrund der Kürze der Zeit nicht weiter aufgeklärt werden könne und selbst die Stadt Flensburg derzeit davon ausgehe, dass die durchgeführten Bauarbeiten gegen umweltbezogene Vorschriften bzw. hierauf gestützte Auflagen verstoßen, erscheine es angebracht, die aufschiebende Wirkung der Klage anzuordnen, so das Gericht. Die Beigeladene hat gegen den Beschluss vom 18. Juli 2022 (8 B 54/22) bereits Beschwerde beim Schleswig–Holsteinischen Oberverwaltungsgericht eingelegt.
Damit hat die Entscheidung, wie eine Sprecherin des Verwaltungsgerichts auf Anfrage des Stadtblog mitteilte, ebenfalls bindenden Charakter, darf auf dem Gelände mindestens bis zu einer Entscheidung des OVG über den Widerspruch der Investoren nicht gebaut werden.
Sollte das Oberverwaltungsgericht den Beschluss des Verwaltungsgerichts vom Montag zudem bestätigen, was noch eine Weile dauern kann, sähe es für die Investoren ganz schlecht aus. Dann würde auch bis zu einer Entscheidung des OVG im Hauptsacheverfahren, also der im letzten Jahr erhobenen Klage des BUND gegen die Baugenehmigung für das Hotelprojekt (AZ 8 A 208/21), nicht weitergebaut werden dürfen. Bis zu einer Verhandlung dieser Klage vor dem OVG könnte es allerdings noch ein bis zwei Jahre dauern.
Für die Investoren sind der Spruch des Verwaltungsgerichts, wie auch die Baustopp-Verfügung der Stadt eine richtige Klatsche, denn eine Wiederaufnahme der Bauarbeiten für das Hotelprojekt ist derzeit völlig ausgeschlossen. Entsprechende Planungen der Investoren sind somit erstmal auf Eis gelegt.
Mehr zum Eilantrag des BUND in dem Stadtblog-Beitrag vom 15.07.2022: Bahnhofswald Flensburg: Plötzlich rollen die Bagger – BUND hält dagegen! unter: https://akopol.wordpress.com/2022/07/15/bahnhofswald-flensburg-plotzlich-rollen-die-bagger-bund-halt-dagegen/
Siehe auch den Stadtblog-Beitrag: Bahnhofswald Flensburg: Mehrere geschützte Bäume durch Bauarbeiten stark beschädigt unter: https://akopol.wordpress.com/2022/07/19/bahnhofswald-flensburg-mehrere-geschutzte-baume-durch-bauarbeiten-stark-beschadigt/
Mehr zu den Vorgängen am 14. Juli auf dem Gelände im Bahnhofswald auch in dem Stadtblog-Beitrag vom 15. Juli 2022: Bahnhofswald Flensburg: Investoren lassen geschütztes Quellbiotop wegbaggern und planieren unter: https://akopol.wordpress.com/2022/07/14/bahnhofswald-flensburg-investoren-lassen-geschutztes-quell-biotop-wegbaggern-und-planieren/
Zum Hintergrund:
Der BUND und die BI Bahnhofsviertel sammelten in den letzten Monaten Belege dafür, dass sich auf dem vorgesehenen Baugelände eine schützenswerte Sickerquelle befindet. Ergebnisse dieser Nachforschungen wurden den Investoren mitgeteilt. Daraufhin gab es Gespräche, die bereits soweit gediehen waren, dass man sich auf einen renommierten Gutachter verständigte, der noch in diesem Monat seine Arbeit aufnehmen sollte. Das allerdings wurde durch die Aktion der Investoren am letzten Donnerstag unmöglich gemacht.
Und bereits vor Monaten hat der BUND Klage gegen die erteilte Baugenehmigung für das Hotel erhoben. Als Reaktion auf die aktuellen Vorgänge stellte der BUND beim Verwaltungsgericht in Schleswig nun einen Eilantrag auf sofortige Einstellung der Arbeiten.

Ehemaliges Quellgebiet und Biotop im Bahnhofswald. Ursprünglich führte sogar eine Bach durch das Gebiet, der später verrohrt wurde. Nach Ansicht der Stadt Flensburg nicht schützenswert. Das sah das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) vollkommen anders und stellte Anfang August 2020 das Quellgebiet unter gesetzlichen Biotopschutz . – Foto: Dr. Helmreich Eberlein
Bahnhofswald Flensburg: Mehrere geschützte Bäume durch Bauarbeiten stark beschädigt

Beschädigungen im Wurzelwerk bedrohen Existenz mehrerer Bäume im Bahnhofswald: In der Mitte des Bildes, am Rand der mit Sand aufgefüllten Fläche ein 30-40 Jahre alter Ahornbaum, der bei den Bauarbeiten in Mitleidenschaft gezogen wurde. Auf der linken Seite eine Birke, deren Wurzeln und Stamm beschädigt wurden.
Massive Verstöße der Hotel-Investoren gegen Vorgaben und Auflagen der Stadt und gegen rechtliche Bestimmungen für den Baumschutz
Ein Beitrag von Jörg Pepmeyer
Wie bereits im Stadtblog berichtet, hat die Stadt Flensburg am letzten Donnerstag einen vorläufigen Stopp der Bauarbeiten für das Hotelprojekt der beiden Investoren Jan Duschkewitz und Ralf Hansen im Bahnhofswald verfügt. Begründet wurde dies damit, dass im Rahmen der Bauarbeiten massiv gegen die Vorgaben des Bebauungsplans und die in der Baugenehmigung festgelegten Auflagen verstoßen wurde, die zwingend bei Baubeginn einzuhalten sind. (Mehr Infos zum Baustopp hier)
Verstoßen wurde auch gegen die Bestimmungen der aktuell gültigen Normen und Regelwerke für den Baumschutz auf Baustellen. Die entsprechenden Schutzmaßnahmen sind in der verbindlichen Richtlinie RAS-LP 4 (Richtlinie für die Anlage von Straßen, Teil Landschaftspflege, Abschnitt 4: Schutz von Bäumen, Vegetationsbeständen und Tieren bei Baumaßnahmen) und der DIN 18920 vorgeschrieben. Dazu gehört beispielsweise die Errichtung eines ortsfesten 2 Meter hohen Baumschutzzauns. Außerdem gilt die gesamte Kronentraufe, also der von der Baum-Krone überdeckte Bereich zuzüglich 1,50 Meter als Wurzelbereich und ist für Baumaßnahmen absolut tabu. Das können vom Stamm aus gerechnet, je nach Baumgröße, locker 10 Meter und mehr sein. Ebenso müssen in diesem Bereich die Verdichtung und Versiegelung des Bodens, Bodenauf- und Abtrag sowie Belastungen, wie Ablagerung, Aufstellen von Maschinen und Material, Befahrung und Verunreinigung unbedingt vermieden werden.

Mit grüner Farbe markierte Bäume, darunter eine stattliche Buche, deren Erhalt gesichert schien, aber deren Wurzelwerk durch die Bauarbeiten stark beschädigt wurde. Mit lila Farbe wurden die Schäden gekenzeichnet.
Weder findet sich auf dem Gelände der entsprechende Zaun, dessen verpflichtende Errichtung die Investoren der Stadt verbindlich zugesichert hatten, im vorgeschriebenen Abstand von den Bäumen, noch sind bei den Bauarbeiten, bei denen auch das geschützte Quellbiotop vernichtet wurde, diese Abstände eingehalten worden.
So wurde mit dem Bagger metertief, und wie die Fotos dokumentieren, teilweise unmittelbar am Stamm der Bäume die Muttererde ausgehoben und anschließend das Ganze mit Sand verfüllt.
Dabei wurde das Wurzelwerk etlicher großer Bäume, darunter auch ein 30-40 Jahre alter Ahornbaum und eine stattliche Buche, großflächig und unwiederbringlich beschädigt. Teilweise so stark, dass einzelne Bäume auch in ihrer Statik gefährdet sind und in absehbarere Zeit gefällt werden müssen. Obwohl sie im Rahmen der Bauplanungen gar nicht dafür vorgesehen waren. Die entsprechend geschützten Bäume am Rand der Baufläche waren deshalb frühzeitig mit grüner Farbe markiert worden. Dennoch bedeutet das für eine Birke wohl jetzt schon das Aus. Auch für den bereits genannten großen Ahornbaum und die Buche stehen die Chancen nicht besonders gut. Betroffen sind aktuell mindestens 5-6 stattliche Bäume.
Allerdings dürfte sich die Zahl wohl noch erhöhen, da viele Schäden noch unter dem Sand verborgen sind. Dazu muss der Wurzelbereich etlicher Bäume mit entsprechender Tiefe vom Sand befreit werden, um genauer sagen zu können, mit welchem Schadensumfang zu rechnen ist und ob geschädigte Bäume noch gerettet werden können. Derartige Untersuchungen sollen aber wohl in Kürze stattfinden, heißt es aus dem Rathaus.

Auf der rechten Seite die bereits erwähnte Birke mit Beschädigungen am Stamm und Wurzelwek und den mit lila Farbe gekenzeichneten Schäden. Die Standfestigkeit ist derart gefährdet, dass dem Baum die Fällung droht.
Die Investoren können sich auf keinen Fall herausreden, sie hätten von den Vorgaben der Stadt, den gültigen und rechtsverbindlichen Normen und Regelungen zum Baumschutz nichts gewusst, denn diese Regelungen sind gleichsam verpflichtendes Wissen für jeden Bauherrn, erst recht bei solch einem Projekt. Und da Investor Jan Duschkewitz bei den Bauarbeiten persönlich vor Ort war, liegt es in seiner Verantwortung, dass gegen die Vorgaben der Stadt und die Bestimmungen zum Baumschutz massiv verstoßen und geltendes Recht gebrochen wurde. Aber da die Investoren offensichtlich mit allen Mitteln Fakten schaffen wollten, wird ihn dieser Vorwurf wahrscheinlich wenig jucken. Umso mehr bedarf es jetzt scharfer Sanktionen und der Verhängung saftiger Geldbußen durch die Ordnungsbehörden.
Und bei der Planungsabteilung der Stadt sollte man dringendst über einen längerfristigen Baustopp und eine Aussetzung der Baugenehmigung für das Bauprojekt der beiden Investoren nachdenken. Es wäre ebenfalls sinnvoll, das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses zu setzen. Vielleicht finden sich ja noch in den Sommerferien Ratsfraktionen zusammen, um einen entsprechenden Antrag für die kommende Sitzung vorzubereiten.
Weitere Infos und Beiträge zum Thema Hotel- und Parkhausprojekt am Flensburger Bahnhofswald auch hier
Bahnhofswald Flensburg: Investoren lassen geschütztes Quellbiotop wegbaggern und planieren
Rechtswidrig Fakten schaffen für das Hotelprojekt?
Ein Beitrag von Jörg Pepmeyer mit Fotos von Claus Kühne, Günter Strempel, Helmreich Eberlein und Bernd Schütt
Als geradezu dreist bezeichnen UmweltaktivistInnen den Versuch der Investoren Jan Duschkewitz und Ralf Hansen im Bahnhofswald für ihr geplantes Hotelprojekt Fakten zu schaffen. Die ließen heute von einem Abbruchunternehmen die letzten Reste des geschützten Quellbiotops im Bahnhofswald zusammenschieben und abbaggern, um die Fläche anschließend mit Sand aufzufüllen und zu planieren. Jan Duschkewitz ließ es sich nicht nehmen, persönlich anwesend zu sein und beaufsichtigte die Arbeiten. Offensichtlich wähnten sich die Investoren bei ihrem Vorgehen sicher. Das, obwohl es noch einen Rechtsstreit und Verfahren zum naturrechtlichen Status des Geländes zwischen ihnen, der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel und dem BUND gibt, das noch gar nicht entschieden ist.
Der naturrechtliche Status der Quelle ist jedoch nicht umstritten. Die war nämlich mitsamt dem dazugehörigen Biotop vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) Anfang August 2020 kartiert und unter gesetzlichen Biotopschutz gestellt. Das alles fiel heute nun der kompletten Zerstörung anheim. Viele UmweltaktivistInnen sind entsetzt. Sie sprechen unisono davon, dass die Investoren Fakten schaffen wollen, nach dem Motto: Wo keine Quelle mehr ist, gibt es auch keinen rechtsverbindlichen Schutz mehr. Das erinnere irgendwie an die Mafia und Sizilien.
Nachtrag und Berichtigung vom 16.7.2022: Ursprünglich hieß es im folgenden Absatz „Unverständlich sei ebenso, so die UmweltschützerInnen, warum die untere Naturschutzbehörde in Flensburg heute vormittag diese Aktion nicht gestoppt hat. Die Behörde ist direkt beim Rathaus angesiedelt und Oberbürgermeisterin Simone Lange hätte jederzeit angesichts der Rechtslage einen Stopp der Aktion von den Investoren einfordern können. Hat sie aber offensichtlich nicht getan.“ Diese Darstellung sei nach Informationen aus dem Rathaus so nicht richtig, Mitarbeiter der UNB hätten nach persönlicher Begutachtung am Bauplatz die Bauarbeiten am Donnerstagmittag sofort gestoppt. Mehr dazu in dem Stadtblog-Beitrag vom 16.7.2022: Bahnhofswald Flensburg: Stadt verfügt Stopp der Bauarbeiten
Und selbst Julian Heldt, Chefredakteur des Flensburger Tageblatts, hat augenscheinlich nicht verstanden, worum es in der Sache eigentlich geht und schreibt auf shz.de vom „Baubeginn“ für das Hotelprojekt. Nur die Abbaggerung und Sandauffüllung hat mit den eigentlichen Gründungsarbeiten oder „Baubeginn“ für den zukünftigen Baukörper gar nichts zu tun. Offensichtlich ging es den Investoren vor allem darum, das Ganze möglichst schnell abzuwickeln und mit dem Sand des Vergessens zuzudecken. Da kann man dann der Presse ja auch ein paar Märchen auftischen. Und wenn die nicht nachrecherchiert und der Wahrheit auf den Grund geht, umso besser.
Julian Heldt machte dann in seinem Kommentar endgültig klar, wo er steht. Überschwenglich lobte er die Investoren und machte sich völlig distanzlos zum Propagandisten ihrer Interessen. Dazu passte auch, dass er ihren heute erfolgten Rechtsverstoß mit der Aufgrabung und Zerstörung des geschützten Quellbiotops natürlich nicht zum Thema machte. Besonders bemerkenswert vor allem deshalb, weil Julian Heldt in seiner Berichterstattung über die Besetzung des Bahnhofswalds mehrmals die daran Beteiligten für ihre Rechtsübertretungen außerordentlich hart angegangen war. Ledidglich in seinem Bericht erwähnte er nur kurz und oberflächlich, dass es noch einen Rechtsstreit zwischen der BI und den Investoren gäbe.
Der dürfte angesichts der heutigen Aktion wieder an Fahrt aufnehmen, denn die SprecherInnen der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel haben mit großer Empörung auf die Vorkommnisse von heute Vormittag reagiert und kündigten bereits an, gegen Jan Duschkewitz und Ralf Hansen rechtlich vorzugehen. Sie werden sich dahingehend auch mit dem BUND SH absprechen und vereinbaren. Ebenso wird daran gedacht mit neuen Protestaktionen den Widerstand gegen das Hotelprojekt zu verstärken. Damit dürfte das Thema sicherlich auch im Mittelpunkt der Debatten anlässlich der bevorstehenden OB-Wahl stehen.
Mahnwache:
An jedem Donnerstag von 14 – 17 Uhr hält die BI Bahnhofsviertel Flensburg Mahnwache am Flensburger Bahnhofswald.

Abschließende Begutachtung durch Jan Duschkewitz und Mitarbeiter der Abbruchfirma – Foto: Claus Kühne

Ehemaliges Quellgebiet und Biotop im Bahnhofswald. Ursprünglich führte sogar eine Bach durch das Gebiet, der später verrohrt wurde. Nach Ansicht der Stadt Flensburg nicht schützenswert. Das sah das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) vollkommen anders. – Foto: Dr. Helmreich Eberlein

Nach der Rodung: Aus der Quelle in der Mitte des Rodungs-Fotos tritt weiterhin Wasser aus und läuft in dem dunkelbraunen Streifen bis auf den Postparkplatz. Wer will, kann auf das Bild zwei Mal klicken, um es zu vergrößern und die Baumstümpfe zählen…. – Foto: Bernd Schütt 24.02.2021
In dem beschlossenen Bebauungsplan „Hauptpost 303“ findet diese Quelle keine Berücksichtigung. Vor der entscheidenden Ratsversammlung am 25.06.20 wiesen Vertreter*innen der BI nachdrücklich auf dieses Feuchtbiotop hin, aber die Verwaltung wiegelte ab, man sprach sinngemäß von einer „Pfütze“ und gab sich gelassen. Das sah dann Anfang August 2020 das Landesamt völlig anders:
Flensburger Bahnhofswald: Landesamt stellt Quelle unter Biotopschutz
Zur Geschichte der Quelle und des Bachs im Bahnhofswald: Bahnhofswald: Zeitzeugen bestätigen Existenz von Bach und Quellen
unter: https://akopol.wordpress.com/2020/07/11/bahnhofswald-zeitzeugen-bestaetigen-existenz-von-bach-und-quellen/
Zum gleichen Thema auch den Beitrag vom 18.06.2020: Feuchtgebiet und Quellen im Bahnhofswald: Mögliches Aus für den B-Plan Hauptpost und das Hotelprojekt? unter: https://akopol.wordpress.com/2020/06/18/feuchtgebiet-und-quellen-im-bahnhofswald-moegliches-aus-b-plan-hotelprojekt/
Siehe auch den Beitrag vom vom 30.07.2020: Flensburger Bahnhofswald: Mit Falschinformationen die Öffentlichkeit hinters Licht führen
unter: https://akopol.wordpress.com/2020/07/30/flensburger-bahnhofswald-mit-falschinformationen-die-oeffentlichkeit-hinters-licht-fuehren/
Erhalt des Flensburger Bahnhofswalds: Crowdfunding für Klage auf Startnext – Supportvideo auf YouTube
Gegen den geplanten Bau von Hotel und Parkhaus im Bahnhofstal will die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg Klage erheben. Für die dafür anfallenden Kosten braucht sie jeden Euro.
Bitte spendet für den Erhalt des Bahnhofswaldes in Flensburg auf Startnext.
Wer die Initiative unterstützen und sich am Crowdfunding beteiligen möchte, findet weitere Informationen unter: https://www.startnext.com/bahnhofswald-flensburg-retten
Wenn ihr Fragen vorab habt, bitte per E-Mail an wald@grain.one
Eine wichtige Botschaft aus dem Wald … teilen, liken, unterstützen …
Kontakt zu den Aktivist*innen der Waldbesetzung:
Twitter: @boomdorp
Weitere Informationen:
Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg: https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/
und auf Facebook: https://www.facebook.com/BahnhofsviertelFlensburg
Mehr Infos zum Thema Hotel- und Parkhausprojekt am Flensburger Bahnhofswald auch hier
Kundgebung am 11.12. auf dem Südermarkt: Für den Flensburger Bahnhofswald!
Es geht um mehr, als Du denkst!
Kundgebung am Freitag, den 11. Dezember 2020 um 14.00 Uhr auf dem Südermarkt
ER ist ein wertvolles Biotop (kerngesund im übrigen, was sich bekanntlich nicht von jedem Wald sagen lässt), bietet Lebensraum für viele, zum Teil in ihrem Bestand bedrohte Tiere – und ER liegt mitten in unserer Stadt: der Bahnhofswald!
ABER ER soll weichen. Jedenfalls wenn es nach den Plänen der Investoren geht, die von der Flensburger Kommunalpolitik mehrheitlich genehmigt wurden. Wo heute gesunde, kraftvolle Bäume stehen, sollen sich zukünftig zwei Riesenbauwerke erheben: ein sieben Stockwerke hohes Hotel und ein Parkhaus.
Seit dem 22. September ist die Bürgerinitiative Bahnhofswald täglich vor Ort und hält Mahnwache, die Böömbesetter sind seit zweieinhalb Monaten im Wald und haben mehrere Baumhäuser gebaut. Ziel unserer gemeinsamen Aktionen ist es, den Wald zu schützen.
Am 11.12. bringen wir das Thema auf den Südermarkt. Mehrere engagierte Musiker*innen haben ihre Unterstützung zugesagt und werden vor Ort etwas zum besten geben.
Flensburgerinnen und Flensburger sind herzlich eingeladen:
Kommt Freitagmittag zum Südermarkt!
Keineswegs geht es nur um ein paar Bäume. Grundsätzlich stellt sich die Frage, welchen Stellenwert wir dem Naturschutz einräumen. Wie ernsthaft, wie konkret werden bei der Detailplanung die großen Menschheitskrisen von Klimawandel bis Artensterben mitbedacht? Welche Mobilitätsvorstellungen setzen sich durch? Es geht um Grenzen für die Entwaldung und für das Versiegeln von Flächen. Wie steht es um den Wert von Wald angesichts der Forderung nach wirtschaftlichem Wachstum? FAZIT:
Wald – es geht um mehr, als Du denkst!
Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg – https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/
Acht Wochen Besetzung am Bahnhofswald
Moin aus dem Böömdörp,
wir besetzen seit dem ersten Oktober den Flensburger Bahnhofswald. Viele Menschen hier in der Stadt haben uns schon besucht oder von uns in der Zeitung gelesen oder folgen uns auf twitter, aber weil all das ja immer nur Schlaglichter auf das Geschehen hier werfen kann, dachten wir, wir fassen mal aus unserer Sicht zusammen, warum wir hier sind, was in den letzten acht Wochen so passiert ist und wie der aktuelle Stand ist.
Der Bahnhofswald
Einige finden, dass es sich dabei gar nicht um einen Wald handelt, sondern „nur“ um ein paar Bäume. Offiziell ist nur ein Teil des Areals, auf dem Bäume gefällt werden sollen, Wald und ein anderer Teil nicht. Im Grunde sind uns die Begriffe aber auch egal, denn fest steht: Hier soll ein Biotop für ein Parkhaus und ein Hotel weichen. Wie viele Bäume es sind wollt ihr wissen? Ja, wenn das so einfach wäre… Hier in Flensburg gibt es eine Baumschutzsatzung, die definiert, ab welcher Größe ein Baum unter Schutz steht (das bestimmt sich am Stammumfang in 1m Höhe). Wenn wir nur diese Bäume zählen, landen wir bei etwas über 60. Aber der erwähnte Stammumfang liegt bei 80cm und unserem Empfinden nach sind auch kleinere Bäume schon Bäume – was sollten sie auch sonst sein? Aus unserer Sicht reden wir über mehrere hundert Bäume, vor allem Buche und Ahorn wachsen hier. Einen Teil der „Nicht-Bäume“ haben wir, um diese Absurdität sichtbar zu machen, mit Schildern markiert auf denen steht „ich bin zu klein, um überhaupt als Baum zu zählen“. Und eine Quelle gibt es hier auch. An die soll bis auf weniger als einen Meter heran gebaut werden, angeblich ist das für den Biotopschutz der Quelle ausreichend.
Im Vergleich zu den Kämpfen um Wälder wie den Dannenröder Wald oder den Hambacher Wald mag das wenig sein, aber wir finden: Kein Baum ist egal. Und gerade innerstädtische Wälder sind wichtig für das Stadtklima. Ein Teil der Bäume, die gefällt werden sollen, sind rund 150 Jahre alte Linden. Sie bieten vier verschiedenen Fledermausarten ein Zuhause. Einen Buntspecht haben wir bereits beobachtet und nachts auch einen Waldkauz gehört – beides Vögel, die Höhlen in alten Bäumen oder Totholz als Lebensbaum brauchen.
Der kleinste Vogel Europas, das Wintergoldhähnchen ist hier ebenso zuhause wie Kohl-, Blau- und Schwanzmeisen, Kleiber klettern kopfüber an den Bäumen herum und Rabenkrähen lassen sich in riesigen Schwärmen in manchen Nächten hier zum Schlafen nieder. Dohlen, Rotkehlchen, Gimpel, Zaunkönige und Amseln wohnen ebenso hier wie auch Eichhörnchen und natürlich jede Menge Insekten (wie Ohrenkneifer zum Beispiel) und Asseln.
Ein Parkhaus?
Aber genug zur Biologie. Denn wir sind nicht nur wegen der Bäume selbst gegen die Zerstörung, sondern auch weil wir ablehnen, was hier gebaut werden soll. Ein Parkhaus mitten in der Stadt wird motorisierten Individualverkehr anlocken und verstärken, statt die dringend überfällige Verkehrswende hin zu mehr ÖPNV zu beschleunigen. Wir brauchen kostenlose Busse und Bahnen statt mehr Autos. Und um einen Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel für Menschen aus nicht angebundenen Gebieten attraktiver zu machen braucht es sicherlich nicht innenstädtische Parkplätze, sondern allenfalls Pendelparkplätze am Stadtrand, alles andere ist widersinnig, wenn der Verkehr aus den Städten verschwinden soll.
Aber gegen ein Hotel wird doch wohl keine*r was haben…?
Wir finden: Es gibt genug Tourismus in Flensburg. Schon jetzt steigen die Mieten in der Innenstadt so stark, dass sich viele nicht mehr leisten können, dort zu leben. Das liegt vermutlich in erster Linie an Immobilienspekulation, aber einen Teil zur Gentrifizierung trägt eben auch der wachsende Tourismus bei.
Die Investoren
In einer Hochglanzbroschüre versprechen die Investoren, es werde keinerlei Probleme mit einem Hangrutsch des steilen Geländes geben (der auch die denkmalgeschützen Villen an der Schleswiger Straße bedrohen würde), der Artenschutz sei gewährleistet und außerdem würde das Bahnhofsumfeld, was heute angeblich niemandem gefalle, durch ihre Neubauten sicherer.
Die beiden Investoren sind bis auf ein kirchlich moderiertes Streitgespräch mit einem Vertreter der BI und einer Besetzerin im offenen Kanal (https://www.youtube.com/watch?v=LCUoaTUDOvI) und einer damit zusammenhängenden Pressemitteilung bisher medial sehr zurückhaltend gewesen und auch vor Ort zeigen sie sich nicht (und das obwohl sie sich im Gespräch bemühten, stets zu betonen, dass sie als Flensburger Investoren alles besser machen würden, als auswärtige Investoren). Auf ihrer Internetseite versuchen sie absurderweise sogar, die Besetzung als ein Hindernis für den Artenschutz darzustellen. Über die Polizei wurde bekannt, dass gegen eine Person Strafantrag wegen Hausfriedensbruch gestellt worden sei und mittlerweile staatsanwaltschaftlich ermittelt wird.
Was tun?
Die Stadt hat grundsätzlich grünes Licht für das Bauprojekt gegeben, aber der BUND hat Beschwerde eingelegt gegen die geplante Waldumwandlung. In einem langen Papier wird unter anderem kritisiert, dass alternative Standorte für das Projekt nicht ausreichend geprüft worden seien und daher die Waldumwandlung unzulässig sei. Über diese Beschwerde muss nun von der Forstbehörde entschieden werden. Erst dann kann über den eigentlichen Bauantrag entschieden werden. Das kann theoretisch alles sehr lange dauern, aber darauf wollen wir uns nicht verlassen.
Das Böömdörp „böschüzt die Boime“
Da mit dem ersten Oktober die Rodungssaison beginnt, haben wir beschlossen ab dem 1. Oktober im Bahnhofswald zu leben, um ihn zu beschützen. Oder, wie es ein paar Schüler*innen der Waldorfschule auf einem Solitransparent bezeichneten, die „Boime“ zu „böschüzen“. Am Morgen des zweiten Oktober tauchten auch tatsächlich Arbeiter auf, die bereits erste „untermaßige“ Bäume fällen wollten und unseretwegen nach einer kontroversen Debatte und hinzugekommener Polizei schließlich unverrichteter Dinge abzogen. Wir haben mittlerweile sechs Baumhäuser und noch mehrere kleinere Schlafplattformen gebaut. Sie haben alle ihren ganz eigenen Charme. Im Loft lässt sich prima Musik hören zum Frühstückskaffee, eine Villa Vilekulla (also eine Villa Kunterbunt) darf nirgends fehlen, im Baumhaus namens Hotel haben auch schon ganz junge „Hotelgäste“ genächtigt, das Forsthaus Falkenau ist doppelstöckig, unsere dänischen Mitbesetzis errichteten auf dem größten Baumhaus Rød Grød (Rote Grütze) sogar eine Schaukel und weil es zu roter Grütze auch Sahne braucht, entsteht nebenan Fløde. Und ganz ganz hinten, am Ende des Waldes, direkt neben der Flens-Brauerei findet sich die Punschbude, die – des Ortes wegen – auch Punschbude plop getauft wurde. Wer lieber allein auf einer Plattform schlafen möchte, statt sich Baumhäuser zu teilen, hat die Wahl zwischen der Suite (sie ist wirklich sweet), dem Parkhaus (samt Hängematte mit Überblick über große Teile der Besetzung) und der Sumpfburg (wobei bei letzterer die Herausforderung besteht, sie trockenen Fußes zu erreichen).
Skillsharing und Besuche
Wenn wir nicht gerade bauen, verbringen wir viel Zeit damit, miteinander und voneinander zu lernen. Wissen über und Erfahrungen mit Klettern, Pressearbeit, Baumbestimmung, der städtischen Einwohner*innenfragestunde, Knotenkunde, Messerschärfen und vieles mehr haben wir – zum Teil in angekündigten Workshops, oft aber auch aus spontanen Situationen heraus – ausgetauscht. Außerdem geben wir oft Waldführungen (eine Kurzversion davon findet ihr auch als Video hier: https://www.youtube.com/watch?v=-HTPIQpRZuI)und freuen uns besonders über den Besuch von Schulklassen und Kita-Gruppen. Journalist*innen, die nicht klettern lernen wollen, ermöglichen wir übrigens zu Schummeln: Ihnen stellen wir auch mal eine Leiter auf, damit sie einen Blick in unser niedrigstes Baumhaus werfen können. Besuch bekommen wir jedoch nicht nur von verschiedensten Pressevertreter*innen (von avis und shz über den NDR zu taz und gegenwind sowie freien Journalist*innen) und Flensburger*innen sowie Bahnreisenden, sondern manchmal auch von Politiker*innen. Neben Ratsfrau Gabi Ritter hat auch der Bundestagsabgeordnete Lorenz Gösta Beutin (beide von der Linken) bereits unser Böömdörp besucht und sich solidarisch gezeigt. Weniger begeistert war – wen wundert‘s – Herr Rüstemeier von der CDU Flensburg. Sowohl vor Ort als auch aus der Ferne betonte er seine Zustimmung für das geplante Bauprojekt und ist stets bemüht, die Baum-Ersatzpflanzungen zu beleuchten. Jene Ersatzpflanzungen, die, wenn wir viel Glück haben, irgendwann in ferner Zukunft und außerhalb der Innenstadt einen Bruchteil der heutigen Klimawirkung des Bahnhofswaldes „kompensieren“ könnten. Aber genug zu Arne R. (wer noch immer nicht genug hat: Hier zeigen wir, was aus seiner Sicht keine Bäume sind).
Die Mawa
Großartigerweise gibt es rund um die Uhr eine Mahnwache der Bürger*inneninitiative Bahnhofsviertel. Dort gibt es tagsüber einen Infotisch, es werden Unterschriften gesammelt und Debatten geführt. Außerdem gibt es an der Mawa Kaffee, Tee und warmes Essen dank der großartigen Unterstützung von unzähligen Menschen. Abends wird gesungen, es entstehen eigene Lieder über die „Bahnhoffsbööm“, Rezepte für veganen Käsekuchen werden ausgetauscht und Bilder gezeichnet.
Klassische Musik und die fridays for future
Wir erhalten Unterstützung in vielen verschiedenen Formen: Von ausgeliehenen Autos und dem Versand von Pressemitteilungen über Infos, wo große Mengen Holz auf dem Sperrmüll stehen, von Wärmflaschen, Lichterketten, Klettermaterial und warmen Decken, Wein und Erdnüssen bis hin zu Drohnenaufnahmen unserer Besetzung. Der Nachmittag mit Suleika Bauer und Cem Aktalay vom schleswig-holsteinischen Sinfonieorchester im herbstlichen Wald war dabei zweifelsohne eines der bemerkenswerten Highlights (https://twitter.com/i/status/1326648842100613120). Die Demo mit mehreren hundert Menschen von den fridays for future in Kooperation mit der BI ein weiteres.
Andere „Tatorte“ Flensburgs
Nicht nur am Bahnhof sind Baumfällungen geplant. Wir können uns bedauerlicherweise nicht zweiteilen, sonst wären viele von uns gern gleichzeitig auch im Danni oder auf anderen gefährdeten Bäumen im Flensburger Stadtgebiet. Was wir aber können ist, diese weiteren „Tatorte“ sichtbar zu machen. Wir haben daher einige der weiteren gefährdeten Bäume besucht und waren am Tegelbarg, an der Fuchskuhle, im Christiansenpark, bei der Kita Schwedenheim, am Museum und an der FFG.
Wie weiter?
Einige der Bäume dürfen wegen der Fledermäuse erst ab Dezember gefällt werden, weshalb wir gespannt sind, ob sich mit dem ersten Dezember etwas an der bisher recht entspannten Situation der Besetzung ändern wird. In jedem Fall bereiten wir uns hier auf die kälteste Jahreszeit vor, statten unsere Baumhäuser mit Decken und uns mit Strumpfhosen und weiteren Schlafsäcken aus und bleiben. Denn solange die Baupläne bestehen bleiben gilt: Wir sind gekommen, um zu bleiben.
Der Bericht der Waldbesetzer:innen ist ebenso auf subtilus.info erschienen: https://subtilus.info/2020/11/25/acht-wochen-besetzung-am-bahnhofswald/
UnterstützerInnen für Mahnwache gesucht
Für die Mahnwache am Bahnhofswald suchen die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel und die WaldbesetzerInnen noch UnterstützerInnen. Wer also Lust hat, sich stundenweise an der Mahnwache zu beteiligen, melde sich bitte am Infostand auf dem Parkplatz am Bahnhofswald.
Kontakt zu den Aktivist*innen der Waldbesetzung: rodung@nirgendwo.info
Twitter: @boomdorp
Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg: https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/
Weitere Infos und Beiträge zum Thema Hotel- und Parkhausprojekt am Flensburger Bahnhofswald auch hier
Bahnhofswald Flensburg: Video-Dokumentation des Gesprächs vom 21.10.2020 zwischen Hotelinvestoren und Waldschützern
Diskussionsrunde „Bahnhofswald“ – REDEN WIR DRÜBER, die am Mittwoch, den 21.10.2020 im Studio des Offenen Kanals in Flensburg stattfand. Stadtpastor Johannes Ahrens moderierte das Gespräch zwischen den Hotelinvestoren, vertreten durch Jan Duschkewitz und Ralf Hansen, sowie Dr. Helmreich Eberlein von der Bürgerintitiative Bahnhofsviertel und Hanna Poddig, Waldbesetzerin
Hotelprojekt am Bahnhofswald: Warum nicht ein Grundstückstausch?

Alternative Baufläche für das Hotelprojekt am Bahnhof: Teilansicht des städtischen Grundstücks am Mühlendamm – Foto: Jörg Pepmeyer
Städtisches Grundstück am Mühlendamm als alternativer Standort für das Hotel
Ein Beitrag von Jörg Pepmeyer
Angesichts des gescheiterten Gesprächs zwischen den Hotel-Investoren, der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel und den Besetzern des Bahnhofswalds braucht es umso dringender eine Lösung für den Konflikt um das geplante Hotelprojekt und die drohende Vernichtung eines innerstädtischen und wertvollen Naturhabitats. Und warum muss das Hotel ausgerechnet dort gebaut werden? Eine Möglichkeit wäre auch städtische Flächen am Mühlendamm dafür in Betracht zu ziehen.
Dazu könnte man den Hotelivestoren einen Deal vorschlagen: Die Stadt besitzt am Mühlendamm in direkter Bahnhofsnähe ein ausreichend großes Grundstück, dass entsprechend dem derzeit gültigen Rahmenplan „Südstadt: Bahnhofsumfeld “ (RV 14.02.2013) für den Bau des Hotels geeignet wäre. Das ist die Fläche vom ehemaligen Sportplatz des VfB Nordmark zum Mühlendamm hin, die mit M3 im Rahmenplan als Mischgebiet für die zukünftige Bebauung, somit auch für ein Hotel, ausgewiesen ist. Direkt am Mühlendamm ist im untenstehenden Plan mit einem roten Balken auch schon der Platz für eine mögliche Bebauung gekennzeichnet. (Pfeilmarkierung und Hoteleintrag von AKOPOL-Red.)

Den originalen Rahmenplan (ohne Pfeilmarkierung und Hoteleintrag) findet man auch hier: https://www.ihrsan.de/fileadmin/Content/PDF_und_Images/Suedstadt_Bahnhofsumfeld/BHF_RP_RV130214.pdf
Jetzt zum Deal, der ein Tauschgeschäft wäre: Die Stadt tauscht mit den Investoren das Grundstück am Mühlendamm gegen das Grundstück Bahnhofswald.
Für beide Seiten wäre das eine Win-Win-Situation. Zum einen würde damit der Erhalt des Bahnhofswalds als öffentliche und kommunale Waldfläche gesichert und zum anderen könnten die Investoren weiterhin ein Hotel bauen, nur eben auf der anderen Seite am Mühlendamm und weniger als 30 Meter weiter weg vom Bahnhof. Die Investoren hätten zudem den Vorteil, dass sie am Mühlendamm erheblich besseren Baugrund vorfinden würden, die Wegeanbindung und Erschließung des Grundstücks einfacher wäre. Ebenso könnte das der Startschuss für die städtebauliche Entwicklung auf dem ehemaligen VfB Nordmark-Gelände und des Bahnhofsumfelds sein.
Insofern erscheint es nowendig, dass sich alle Beteiligten zeitnah an einen Tisch setzen und diese Alternative sachgerecht prüfen. Ob dann tatsächlich die Investoren oder die Stadt dazu bereit sind, steht sicherlich in den Sternen, aber ein derartiger Vorschlag würde zumindest eine öffentliche Debatte in Gang setzen, bei der sich auch die Kommunalpolitiker erklären müssten, wie sie zu solch einer Lösung stehen und ob sie bereit sind, anschließend die dafür notwendigen politischen Beschlüsse zu fassen. Im Rahmen vorbereitender Gespräche sollte zudem ein Moratorium vereinbart werden, das heißt, dass im Bahnhofswald vorerst keine Baumfällungen erfolgen.
All das sollte dazu beitragen, dass der die Stadtgesellschaft enorm spaltende Konflikt um das Hotelprojekt zufriedenstellend für alle Seiten gelöst werden kann.

Protestplakate am besetzten Bahnhofswald: Eine Lösung für den Konflikt um das Hotelprojekt in Sicht? – Foto: Jörg Pepmeyer
Bahnhofswald Flensburg: Schönfärberei von Umweltzerstörung
Gespräch zwischen Hotel-Investoren und Umeltaktivisten: Eine Inszenierung der Ignoranz und Arroganz
Eine Einleitung von Jörg Pepmeyer
Am gestrigen Mittwoch fand zwischen Vertretern der Bürgerinitiative Bahnhofviertel Flensburg, den WaldbesetzerInnen und den Hotel-Investoren Jan Duschkewitz und Ralf Hansen ein knapp einstündiges Gespräch im Studio des Offenen Kanals in Flensburg statt. Die beiden hatten unter Vermittlung von Stadtpastor Johannes Ahrens darum gebeten. Der moderierte dann auch die Gesprächsrunde. Wer allerdings von den Investoren ein Nachgeben und eine wirkliche Dialogbereitschaft auf Augenhöhe erwartet hatte, sah sich jedoch getäuscht. Die machten nämlich sehr schnell deutlich, dass sie weiter an ihren Hotelplänen festhalten und gar nicht daran denken mit den Umweltaktivisten über irgendetwas zu verhandeln. Stattdessen forderten sie die Waldbesetzer mehr oder weniger ultimativ auf, das besetzte Gelände an der Bahnhofstraße zum Wochenende hin zu verlassen, damit ab nächster Woche die Fällarbeiten im Bahnhofswald beginnen können. Bereits vor dem Gespräch hatten die Investoren, um sich und ihr unternehmerisches Anliegen wieder in einem besonders guten Licht erscheinen zu lassen, eine entsprechende Pressemitteilung herausgegeben. Deren Textpassagen fanden sich dann wortgetreu in Artikeln des Flensburger Tageblatts und der Flensborg Avis. Eine kritische Kommentierung der teils unrichtigen Behauptungen der Investoren oder auch die Darstellung der Sichtweise der Umweltaktivisten über den Gesprächsverlauf gab es in beiden Zeitungen leider nicht. (Die Pressemitteilung der Hotel-Investoren findet sich am Ende des untenstehenden Beitrags)
Dazu ein Beitrag von Dr. Helmreich Eberlein von der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel, gleichzeitig Teilnehmer am Gespräch mit den Hotel-Investoren.
Am Mittwoch 21.10. brachte Fl. Avis auf der Rückseite einen Artikel darüber, dass es wegen des Klimawandels weltweit in den letzten 20 Jahren doppelt so viele Katastrophen gab wie vorher. Und im Leitartikel berichtete Jørgen Møllekær darüber, dass in der EU 81% der Lebensräume in mangelhaftem Zustand sind, was das Artensterben verursacht.

„Untermaßige“ und nicht durch die Baumschutzsatzung geschützte Bäume im Bahnhofswald. Mit Schildern wurden diese Bäume von den AktivistInnen gekennzeichnet, um deutlich zu machen, dass viel mehr Bäume von der Fällung bedroht sind, als von der Stadt und den Hotel-Investoren behauptet. Foto: Jörg Pepmeyer
Dies liege neben dem Pestizideinsatz in der Landwirtschaft daran, dass die Städte immer mehr Naturräume fressen. Heute Donnerstag lesen wir, wie das in Flensburg funktioniert: FFG will 5000 m² Wald für Panzerbauhallen zerstören, und Lennart Adam gibt die PR-Offensive der Investoren des Bahnhofshotels wieder, die offensichtlich demnächst die Räumung des besetzten Bahnhofswaldes veranlassen und mit der Zerstörung des Waldes hier anfangen wollen! Anscheinend fürchten sie einen großen Image-Schaden, und ja: genau den werden sie verursachen. Sie müssten mal erleben, mit wieviel Empörung sehr viele Passanten in der Bahnhofstraße reagieren, wenn sie von den Plänen erfahren. Kaum einer findet das Projekt gut. Und eine gewaltsame Räumung von Menschen, die sich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einsetzen, wäre erst recht total unpopulär.
Wie immer versuchen sich die Investoren in Schönfärberei. Es ist gelogen, wenn sie behaupten, die Gefahr eines Hangrutsches sei widerlegt: tatsächlich ist sie nicht einmal untersucht worden! Es ist gelogen, wenn sie behaupten, der Wald bliebe erhalten, die gezielten „Entnahmen“ würden mehrfach ausgeglichen. Tatsächlich wird das meiste Grün beseitigt werden; wenn man all die Bäume mitrechnet, die mindestens so groß wie die neu zu Pflanzenden sind, käme man auf viele Hunderte von Bäumen, die gefällt werden sollen. Wollte man die alle wirklich in ihrer Klimawirkung ausgleichen, müsste man tausende neu pflanzen. Und selbst das wäre kein gleichwertiger Ersatz: es bräuchte Jahrzehnte, bis sich in der Neupflanzung ein Lebensraum entwickelt hätte wie in dem alten Wald. Die Zeit haben wir gar nicht. Und das wäre dann außerhalb der Stadt, die segensreiche Wirkung des Waldes auf das Stadtklima wäre trotzdem weg. Hier vor Ort blieben nur einige vereinzelte Bäume, kein Wald. Was für eine anachronistische Dummheit: andere Städte pflanzen kleine innerstädtische Wälder, um die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern und die Stadt lebensfreundlich zu halten, und hier soll ein alter, gesunder Wald in der Stadt zerstört werden!
Meine Hoffnung ist, dass die Gerichte noch rechtzeitig diesem Unsinn einen Riegel vorschieben, und dass dann vielleicht ernsthaft über andere Möglichkeiten gesprochen werden kann. Die Stadt könnte z.B. den Investoren einen Grundstückstausch anbieten und den Wald unter Schutz stellen.
Die Investoren möchten eine friedliche Lösung. Sie haben sie in der Hand! Warten Sie doch einfach mit allen Maßnahmen, bis Richter den Konflikt geprüft und gesprochen haben. Für die Lösung von festgefahrenen Konflikten haben wir in Deutschland unabhängige Gerichte. Bieten Sie den Baumbesetzern eine Garantie an, dass keinerlei vorbereitende Maßnahmen erfolgen, bis ein Gericht geprüft hat, ob dieser Bebauungsplan zu Recht besteht. Dann können sie freiwillig abziehen, vorher nicht.
Zur Berichtersattung des shz von heute auch ein Kommentar der WaldbesetzerInnen: Besetzung Redd de Bahnhoffsbööm
Pressemitteilung der Hotelinvestoren vom 20.10.2020 auf https://www.bahnhofsviertel-flensburg.de/:
Bahnhofswald Flensburg: intensives Engagement auf allen Seiten
Seit knapp drei Wochen zeigen unterschiedlichste Akteur*innen vor Ort beachtliches Engagement – und das meinen wir auch so: Denn natürlich führt die aktuelle Situation derzeit nicht zu einem reibungslosen Projektverlauf. Aber sie ist ein weiterer Beleg dafür, wie intensiv und mit wie viel Engagement die Auseinandersetzung zur Zukunft des Areals bisher geführt wurde. Das wissen wir zu schätzen – schließlich haben auch wir viel Zeit und Mittel investiert, um ein ökologisch und ökonomisch zukunftsfähiges Bahnhofsviertel zu verwirklichen.
Zunächst ist es uns an dieser Stelle noch einmal wichtig zu betonen, dass der Bahnhofswald erhalten bleibt. Entgegen der oft aufgestellten Behauptung wird keine Rodung stattfinden, sondern begründete und gezielte Baumentnahmen samt anschließender intensiver Aufforstungsmaßnahmen.
Wir befinden uns am Ende eines demokratischen Prozesses, der zu zahlreichen gemeinsam erzielten Verbesserungen geführt hat und das gesamte Areal in höchstem Maße aufwerten wird. Gerade diese Entwicklung empfinden wir als besonders wertvoll.
So wird nicht nur auf eine Zufahrt von der Schleswiger Straße verzichtet. Auch das Parkhaus wird verkleinert, verlegt und begrünt werden. Unter Einbeziehung unterschiedlicher externer Experten wurden außerdem die Gefahr eines Hangrutsches widerlegt und sogar die mögliche Aufwertung – sicher aber der Erhalt – des Biotopverbundes als gewährleistet bewertet. Neben weiteren Projektanpassungen sind diese Punkte beispiellose Ergebnisse gegenseitigen Respekts und Entgegenkommens auf gesellschaftlicher sowie politischer Ebene.
Dies war uns von Beginn an wichtig: Wir wollten und werden immer im engen Austausch mit allen Beteiligten stehen, transparent handeln und den Dialog suchen. Deshalb freut es uns, dass nun auch ein vom Stadtpastor Ahrens geleitetes Gespräch mit den Aktivist*innen stattfinden wird, dessen Durchführung bereits länger gesucht wurde.
Wir wollen uns auf diesem Weg noch einmal bei allen bedanken, die Stellung bezogen, sich in den Diskurs eingebracht und somit die Zukunft des Areals mitgestaltet haben – und dies im Rahmen des demokratischen Prozesses. Doch auch unabhängig vom bevorstehenden Gespräch möchten wir die sich derzeit vor Ort befindlichen Menschen darum bitten, diesen Prozess nun auch zu würdigen und bitten daher darum, das Areal zeitnah zu verlassen.
Infos und Beiträge zum Thema Hotel- und Parkhausprojekt am Flensburger Bahnhofswald auch hier
Weitere Informationen:
Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg: https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/
Bahnhofswald Flensburg: Niemand will eine Mauer bauen
Unter der Überschrift „Fake News über Rodung des Bahnhofswaldes“ hatte die Flensborg Avis am 05. Oktober 2020 berichtet, dass eine Räumung und Rodung des Bahnhofswaldes nicht vorgesehen sei. (Der Avis-Artikel ist ganz am Ende dieses Beitrags dokumentiert) Dabei waren am Vormitag des 2. Oktober tatsächlich Mitarbeiter eines Gartenbaubetriebs mit technischem Gerät erschienen, um im Auftrag des Hotelinvestors „untermaßige“ und „Gefährdungsbäume“ im Bahnhofswald zu fällen. Dieses Vorhaben wurde jedoch durch die Anwesenheit zahlreicher UmweltaktivistInnen im Wald unterbunden. Dazu auch
ein Beitrag von Dr. Ralf Cüppers
Niemand hat die Absicht gleich mehrere Mauern für ein Hotel zu bauen. Und niemand hat die Absicht, dafür den Bahnhofswald zu roden.
Und die Bürgerinitiative, die noch versucht, den Abholzungswahnsinn auf dem Rechtswege zu stoppen, und die Besetzer, die die Baumfällungen seit dern 1. Oktober verhindern, seien „Fake News“ aufgesessen, wenn man dem Pressesprecher der Stadt Flensburg, so wie er von unserer Avis zitiert wurde, Glauben schenkt. Der Beitrag bestreitet gar nicht, dass Baumfällungen stattgefunden hätten. Nur seien sie nicht für den Hotelbau, sondern für „Probebohrungen“.

„Untermaßige“ Bäume im Bahnhofswald. Mit Schildern wurden diese Bäume von den AktivistInnen gekennzeichnet, um deutlich zu machen, dass viel mehr Bäume von der Fällung bedroht sind, als von der Stadt behauptet. Foto: Jörg Pepmeyer
Zwei wichtige Fragen beantwortet der „Fake News“-Beitrag leider nicht.
1. Welchen Sinn machen „Probebohrungen“ im Bahnhofswald, wenn sie nicht der Vorbereitung des Hotelbaus dienen?
Ein Statiker bräuchte sicher Informationen darüber, wie tief unter dem Humus des Waldes und dem durch die Quelle nassen, weichen Boden ein festes Gestein zu finden wäre, auf dem die Fundamente eines monströsen Bauwerkes am Hang angebracht werden könnten. Wenn das Gelände nicht bebaut werden soll, braucht niemand „Probebohrungen“. Ölvorkommen, die mitten in Flensburg gefördert werden sollen, sind dort wohl kaum zu erwarten.
2. Wie heißt das Garten- und Landschaftsbauunternehmen, das für die Bauspekulanten die Drecksarbeit zu machen bereit ist, jetzt die „untermaßigen“ Bäume und die Bäume für die „Probebohrungen“ zu fäIlen?
Das wäre für die Bürger von Flensburg, denen das Grün in der Stadt wichtig ist, eine Information von Bedeutung. Denn sollte es derselbe Kleinunternehmer sein, der bislang die Hecke, Obst- und Ziergehölze um meine Arztpraxis beschneidet, dann würde ich künftig ein anderes Untemehmen beauftragen. Mit einem Landschaftszerstörungsunternehmen, das im Bahnhofswald abholzt, will ich keine Geschäftsbeziehung.
Bereits die Fällung der „untermaßigen“ Bäume und die „Probebohrungen“ müssen verhindert werden. Deshalb ist die Besetzung des Bahnhofswaldes wichtig und richtig . Ich bin zumindest stundenweise dabei, soweit es mein Praxisbetrieb zuläßt. Ich habe bereits für die Finanzierung der Normenkontrollklage der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg gespendet und hoffe, das tun auch noch viele andere Flensburger.
Hintergrund:
Wir möchten als AKOPOL-Redaktion ebenso auf einen wichtigen Aspekt hinweisen, den Dr. Helmreich Eberlein von der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg, genannt hat: Clemens Teschendorf, der Pressesprecher der Stadt Flensburg, wird in der Avis damit zitiert, dass eine Beseitigung von „Sträuchern und untermaßigen Bäumen“ geplant gewesen sei.
„Untermaßig“ sind danach Laubbäume, die nicht unter die Flensburger Baumschutzsatzung fallen, also weniger als 80 cm Stammumfang haben und Nadelbäume, wenn sie unter 100 cm Stammumfang liegen. Das sind im Bahnhofswald die Mehrzahl der Bäume. Also auch stattliche Bäume mit über 70 cm Stammumfang und mehreren Metern Höhe. Wenn die alle gefällt werden, bleibt vom Bahnhofswald und von dem Baumbestand, der keinen Waldstatus hat, kaum noch was übrig.
Insofern kann zumindest vom Versuch einer teilweisen Rodung gesprochen werden, die von den UmweltaktivistInnen erfolgreich abgewehrt werden konnte.
Gegen den geplanten Bau von Hotel und Parkhaus im Bahnhofstal wird die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg Klage erheben. Dafür hat sie ein Crowdfunding gestartet, das zur Finanzierung einer Normenkontrollklage beitragen soll. Wer das Ziel der Initiative unterstützen und sich am Crowdfunding beteiligen möchte, findet weitere Informationen unter: https://www.startnext.com/bahnhofswald-flensburg-retten
Infos und Beiträge zum Thema Hotel- und Parkhausprojekt am Flensburger Bahnhofswald auch hier
Weitere Informationen:
Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg: https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/
Untenstehend dokumentieren wir den oben genannten Artikel der Flensborg Avis
Flensburger Bahnhofswald: Crowdfunding für Klage
Gegen den geplanten Bau von Hotel und Parkhaus im Bahnhofstal wird die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg Klage erheben. Dafür hat sie ein Crowdfunding gestartet, das zur Finanzierung einer Normenkontrollklage beitragen soll. Wer das Ziel der Initiative unterstützen und sich am Crowdfunding beteiligen möchte, findet weitere Informationen unter: https://www.startnext.com/bahnhofswald-flensburg-retten
Ebenso halten seit einer Woche halten Klimaaktivist*innen den Flensburger Bahnhofswald besetzt, um dessen Rodung zu Gunsten eines Hotel- und Parkhausneubaus zu verhindern.
Kontakt zu den Aktivist*innen der Waldbesetzung:
Twitter: @boomdorp
Weitere Informationen:
Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg: https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/
Zur Besetzung im Dannenröder Wald: https://waldstattasphalt.blackblogs.org/
Zum Hambacher Forst auf https://hambacherforst.org/
Zur Besetzung in Keyenberg auf https://unserallerwald.noblogs.org/ bzw https://twitter.com/UnserAllerWald
Zum Teutoburger Wald auf https://www.pro-teuto.de/
Zum Steigerwald auf https://twitter.com/keinhektarmehr
Zu Rumänien: https://www.robinwood.de/pressemitteilungen/protest-gegen-zerstörung-rumänischer-urwälder-für-stromtrasse
Mehr Infos zum Thema Hotel- und Parkhausprojekt am Flensburger Bahnhofswald auch hier
Flensburger Bahnhofswald seit einer Woche besetzt
Seit einer Woche halten Klimaaktivist*innen den Flensburger Bahnhofswald besetzt, um dessen Rodung zu Gunsten eines Hotel- und Parkhausneubaus zu verhindern.
Einen ersten Etappensieg sehen sie auf ihrer Seite: „Bereits die erste Woche hat gezeigt, dass die Besetzung als Aktionsform nötig ist. Denn sonst hätten die Rodungsarbeiten bereits begonnen“, erklärte eine Aktivistin. Am zweiten Tag der Besetzung rückten Arbeiter an, inspizierten das Gelände – und zogen wieder ab. In der vergangenen Woche bauten die Baumbesetzer*innen ihr in luftiger Höhe errichtetes „böömdörp“ (Baumdorf) weiter aus. Sie errichteten weitere Plattformen und Verbindungen zwischen den Baumhäusern, die nun auch für das zunehmend ungemütlicher werdende Herbstwetter gerüstet sind.
Auch am Boden ist einiges los. Aktivist*innen sind rund um die Uhr vor Ort ansprechbar, Presse und interessierte immer willkommen. Immer wieder bleiben Passant*innen stehen, freuen sich über die Aktion und diskutieren mit den Aktivisten*innen. Eine Unterstützungsgruppe auf Telegram hat bereits 100 Mitglieder und Busfahrer*innen grüßen regelmäßig. Viele bieten auf Anfrage schnelle Hilfe oder liefern von sich aus große Mengen an Heißgetränken, Essen und anderen Versorgungsgütern. „Es ist einfach geil hier“, sagt jemand. Denn mit der Besetzung sei auch ein „Kreativ-Freiraum“ geschaffen worden, in den sich viele einbringen können. Vieles passiere „von alleine, aus einer Eigendynamik heraus“. Auch Wissen wird weitergegeben. Interessiere lernen, wie man klettert, Bäume besetzt oder andere Aktionen macht. Ab und an kommt auch die Polizei vorbei – und betont momentan keinen Anlass für eine Räumung zu sehen.
Der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Arne Rüstemeier, war ebenfalls persönlich vor Ort. Er versteht die Aufregung nicht. Schließlich würden für jeden gefällten Baum anderswo vier neue gepflanzt. Die seien jedoch kein angemessener Ersatz für die teilweise 150 Jahre alten Bäume, die im Bahnhofswald nun weichen sollen, entgegnen die Umweltschützer*innen.
Eine 150-jährige Buche etwa nimmt pro Tag bis zu 24 Kilogramm CO2 auf, so viel wie ein Kleinwagen im Durchschnitt auf 150 Kilometer in die Luft pustet. Sie produziert täglich rund 11.000 Liter Sauerstoff, das entspricht in etwa dem Tagesbedarf von 26 Menschen. Über ihre Blätter verdunstet sie täglich bis zu 500 Liter Wasser und sorgt damit für ein kühleres Stadtklima und sauberere Luft. Neupflanzungen könnten das allenfalls in Jahrzehnten ersetzen. Doch das Erdklima steuert rasant auf eine ganze Reihe von Kipppunkten zu, deren Überschreiten katastrophale Kettenreaktionen hervorruft. Einer dieser Punkte wird erreicht, wenn die Kapazitäten der Wälder zur Kohlenstoffbindung zu weit abfallen. Dann geht uns buchstäblich die Luft aus.
Diese Denkweise, nach der man getrost roden könne, wenn man nur für Ersatzpflanzungen sorge, ist leider normal und weit verbreitet, beklagen die Aktivist*innen. Und das sei ein riesiges Problem, das sich nicht nur am Bahnhofswald äußere. Allein für Flensburg nennen sie vier weitere Beispiele. Am Museumsberg sollen Bäume gefällt werden, damit Tourist*innen einen besseren Blick auf die Förde haben. Ebenso soll es Teilen des Baumbestandes im Christiansenpark ergehen. Gerüchteweise soll es an der Nordspitze vom Harniskai Pappeln und in der Duburger Straße Kastanien an den Kragen gehen.
„Dass der Konflikt sogar hier in einer relativ kleinen Stadt wie Flensburg eine solche Dynamik erzeugt, zeigt, wie verfehlt die Prioritäten der Politik sind.“ Doch man könne, wenn man nur wolle. „Es werden Banken gerettet und Konzerne wie Lufthansa mit aller Kraft über Wasser gehalten. Kapitalinteressen sind offenbar wichtiger als Umweltbelange: Bäume, Klima und Stadtökologie interessieren kaum“, schimpft eine der Besetzerinnen. Wären sie nicht hier, hätte man im Bahnhofwald wohl längst Fakten geschaffen. Deshalb freut sich auch die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg über die Initiative der jungen Klimaschützer*innen. Sie sammelt noch Spenden, um den Hotel- und Parkhausbau mit einer Klage zu stoppen. Die Besetzung verschafft ihnen Zeit.
Gegen den geplanten Bau von Hotel und Parkhaus im Bahnhofstal wird die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg Klage erheben. Dafür hat sie ein Crowdfunding gestartet, das zur Finanzierung einer Normenkontrollklage beitragen soll. Wer das Ziel der Initiative unterstützen und sich am Crowdfunding beteiligen möchte, findet weitere Informationen unter: https://www.startnext.com/bahnhofswald-flensburg-retten
Kontakt zu den Aktivist*innen der Waldbesetzung:
Twitter: @boomdorp
Weitere Informationen:
Zum Flensburger Bahnhofswald: https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/
Zur Besetzung im Dannenröder Wald: https://waldstattasphalt.blackblogs.org/
Zum Hambacher Forst auf https://hambacherforst.org/
Zur Besetzung in Keyenberg auf https://unserallerwald.noblogs.org/ bzw https://twitter.com/UnserAllerWald
Zum Teutoburger Wald auf https://www.pro-teuto.de/
Zum Steigerwald auf https://twitter.com/keinhektarmehr
Zu Rumänien: https://www.robinwood.de/pressemitteilungen/protest-gegen-zerstörung-rumänischer-urwälder-für-stromtrasse
Journalismus oder Gefälligkeitsleistung?
Der genannte Beitrag, der in der Printversion des Flensburger Tageblatts am 22.10. erschien
Über den Artikel und das Verständnis des SHZ vom Journalismus muss ich mich doch sehr wundern – wie es möglich ist um 13.36 ein Artikel (auf shz-online, die AKOPOL-Red.) mit Innenansichten aus einem Gespräch zu veröffentlichen, welches erst gegen 13.30 Uhr beendet war? Niemand der SHZ war beim Gespräch anwesend. Eine Rücksprache oder Fragen an Bürger*innen-Initiative oder die Baumbesetzung gab es offensichtlich nicht, stattdessen wurde wohl ein im Vorfeld versandtes Statement der Investoren veröffentlicht.
Das zeigt auch die nicht vorhandene Gesprächsbereitschaft der Investoren – zu einem Dialog einzuladen, dessen Ergebnis (die Aufforderung die Bäume zu verlassen) bereits im Vorhinein feststeht ist allein Augenwischerei für die Öffentlichkeit. Das sich die SHZ hier für die Investorenpropaganda bereit stellt, anstelle alle Seiten zu beleuchten, ist armselig und hat mit Journalismus nichts zu tun.
Auch die genannten Zahlen der Stadt zur Anzahl der Bäume sind vollkommen untertrieben. Bäume zu zählen ist nicht besonders schwierig, allein im zur Straße gelegenen Bereich sollen 200 Bäume gefällt werden. Dazu kommen viele weitere im hinteren Teil des Waldes. Wenn die genannten Zahlen die Grundlage für das sogenannte demokratische Verfahren waren, wurden hier auch die Entscheider*innen belogen, was wohl kaum für eine demokratische Entscheidung spricht. Mal ganz davon abgesehen, dass nur ein sehr kleiner Teil Menschen dieser Stadt an dieser Entscheidung wirklich beteiligt waren. Was bleibt dann noch, als Bäume zu besetzen?
Zum shz-Artikel geht es hier: https://www.shz.de/30012837