„Fingers weg vun Slotten Heck!“ – Keine Zustimmung zum Landschaftsplan am 14. März!

Protest der Anwohner des Landschaftsschutzgebiets „Slotten Heck“ oder auch neudeutsch: Geschlossenheck – Foto: Alfred Pietza
Umzug Jacob Cement: Teilfläche eines Landschaftsschutzgebietes soll geopfert werden
Ein Beitrag von Jörg Pepmeyer
Am 14. März wollen die Mitglieder des Flensburger Umwelt- und Planungsausschuss unter TOP3 den endgültigen Beschluss zur „Neuaufstellung des Landschaftsplanes der Stadt Flensburg“ fassen. Doch der Planentwurf ist umstritten. Hintergrund ist die angedachte Bereitstellung einer Baufläche für die Firma Jacob Cement, die im Rahmen des Hafen-Ost Projektes an einen Standort an der Bundesstraße 199 nahe Wees umziehen soll. Dieses Gelände wird derzeit noch landwirtschaftlichlich genutzt und grenzt unmittelbar an ein ökologisch wichtiges Landschaftsschutzgebiet.
Bereits in einem „Offenen Appell“ vom 28.11.2022 hatten die Anwohner dieses Gebiets sich vehement gegen die Pläne ausgesprochen. Die Anwohner, das sind vor allem die Bewohner der im Lanschaftsschutzgebiet Flensburg (Blocksberg/Geschlossenheck) liegenden landwirtschaftlichen Anwesen, sprich Resthöfe, die unmittelbar an das Planungsgebiet angrenzen. Bisher sind sie eher eine informelle, überwiegend noch virtuelle Gruppe mit interessierten Mitstreitern und Menschen, denen die Themen Umwelt-, Natur- und Klimaschutz, sowie nachhaltige Stadtentwicklung und Planung ein wichtiges Anliegen sind und die, wie die Anwohner von Geschlossenheck und Blocksberg selbst, ein Interesse an der Verhinderung der beabsichtigten Entwidmung der Flächen aus dem Landschaftsschutz zum Zwecke der Entwicklung von Gewerbeflächen haben.
Mit den Beschlussvorlagen „RV-99/2022“ zur „97. Änderung des Flächennutzungsplanes und 57. Änderung des Landschaftsplanes „Gewerbegebiet Nordstraße/Wees“ und vorhabenbezogener Bebauungsplan „Baustoffhandel Nordstraße“ (VB Nr. 52)“ die im letzten Jahr im Umwelt- und Planungsausschus und der Ratsversammlung beraten wurden, soll die angedachte Umzugsfläche planungsrechtlich abgesichert werden.
Im neuen Landschaftsplan ist ebenso vorgesehen aus dem Landschaftsschutzgebiet Bauernwald eine Teilfläche im Südosten zu entlassen, verbunden mit der Umwidmung in eine im FNP (Flächennutzungsplan) ausgewiesene Bauprüffläche. Gegen all das laufen die Bewohner und ihre Unterstützer unter dem Motto „Fingers weg vun Slotten Heck“ Sturm. So heißt es in ihrer Erklärung vom 28.11.2022 und Offenen Appell an die Mitglieder der Flensburger Ratsversammlung zu den oben genannten Beschlussvorlagen:
„Die für eine Realisierung des Planungszieles zur Darstellung gewerblicher Flächen und der anschließend beabsichtigten Ansiedlung und Bebauung mit gewerblicher Infrastruktur (hier Baustoffhandel Nordstraße) erforderlichen Erschließungs- und Baumaßnahmen ziehen, in der Folge absehbar, massive Beeinträchtigungen und nicht wiederherstellbare Zerstörungen von Natur, Umwelt, Stadtklima und Landschaftsbild nach sich:
- Beeinträchtigung und Zerstörung von Flächen des als Pufferzonen für das angrenzende FFH-Naturschutzgebietes dienenden, besonders vielfältigen und im Naturraum seltenen Biotopkomplexes im LSG Flensburg („Blocksberg“ und „Bauernwald“)
- Beeinträchtigung, ggf. Zerstörung geschützter, landschaftstypischer Knicks
- Beeinträchtigung und nachhaltige, negative Auswirkungen auf den Boden- /(Grund-)Wasserhaushalt und Erhöhung des Abflussvolumens von anfallenden Niederschlägen durch die mit den Maßnahmen einhergehende Neuversiegelung von Natur- und Grünflächen sowie die Schaffung erforderlicher Entwässerungsmöglichkeiten durch Verrohrung (u. a. von Seitenarmen der Mühlenbek)“ (Den kompletten Appell vom 28.11.2023 kann man hier nachlesen: RV-99-2022_offener_Apell_an_RV_pdf )
Trotz dieser Einwände wurde mit Ratsbeschluss (RV-99/2022) vom 01.12.2022 der entsprechende Aufstellungsbeschluss mit den Stimmen von SPD, Grünen (!) und CDU verabschiedet: https://ratsinfo.flensburg.de/recherche?terms=Rv-99%2F2022.
Am 14. März steht nun abschließend die Beschlussfassung des Landschaftsplans im Umwelt- und Planungsausschuss an und dazu gibt es wie bereits oben dargestellt auch wieder eine ausführliche Kritik. So heißt es in dem heute veröffentlichten, neuen Offenen Appell von Martina Rohden, Alfred Pietza, Miriam Winkler, Emily Gniosdorz, Tom Gniosdorz, Christina Gniosdorz und Patrick Gniosdorz an die Mitglieder des Umwelt- und Planungsausschusses:
„Für die für den 14.03.2023 geplante Beschlussfassung bitten wir die Mitglieder des SUPA eindringlich und appellieren mit allem Nachdruck dem Entwurf des Landschaftsplans bezüglich der „Teilentlassung des Landschaftsteil Blocksberg“:
1. die Zustimmung grundsätzlich zu verweigern und sich
2. einzusetzen für einen im Landschaftsplan weiterhin festzuschreibenden Schutzstatus der Flächen mit dem Ziel einer künftigen Extensivierung der Nutzung und Renaturierung, ggf. Vermoorung und Beweidung mit robusten, ursprünglichen Weidetierarten“
Gleichzeitig wird in dem Appell nochmal auf den Jahresbericht 2022 des Naturschutzbeauftragten, Dr. Ralph Müller, hingewiesen, der kein gutes Haar an den Planungen für die Umsiedlung von Jacob Cement lässt.
Bevor wir als Stadtblog-Redaktion den heutigen Appell unten in voller Länge und zum Download dokumentieren, möchten wir alle Leser*innen bitten, das Anliegen der Gruppe zu unterstützen.
Der Informationsaustausch und die Kommunikation erfolgen seit 2016 (Wiederaufnahme der städtischen Planungen zum sog. „Interkommunalen Gewerbegebiet Flensburg-Glückburg-Wees“) hauptsächlich über die zu diesem Zweck eingerichteten Community auf Facebook: https://www.facebook.com/Geschlossenheck ). Desweiteren gibt es folgende Kontakt- Email-Adresse: geschlossenheck.flensburg@gmx.de
Veröffentlicht am 6. März 2023, in Flensburg News. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 7 Kommentare.
Es wäre schlicht eine Katastrophe für den Auenwald im Naturschutzgebiet, wenn diese Flächen versiegelt werden. Sie sind essentiell für die Flora und Fauna.
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