Bereits zum dritten Mal innerhalb von nur gut eineinhalb Jahren steigen in Flensburg die Buspreise massiv an – insgesamt um mehr 20 Prozent (2021 +5%, 2022 +9%, und nun zum 01.04.2023 +8%). Für die Flensburger Linksfraktion kritisiert ihr sozialpolitischer Sprecher Herman U. Soldan-Parima diese erneute Erhöhung scharf: „Immer teurere Tickets gehen direkt an der Lebenswirklichkeit vieler Menschen vorbei und schließen sie besonders bei Einzeltickets immer mehr vom Nahverkehr aus. Das ist unsozial und macht den Flensburger Busverkehr unattraktiv, anstatt ihn für alle, die auf Normaltickets angewiesen sind, zu einer echten Alternative zum eigenen Auto zu machen!“
Ausgerechnet die regulären Monatskarten steigen im Preis um satte 15 Prozent auf 60 Euro fürs Jahres-Abo und sogar 72 Euro im Einzelverkauf. Da scheint die Absicht der Aktiv-Bus durchschaubar, denn je höher der Preis fürs Monatsticket, umso mehr Ersatzzahlungen müssten von Bund und Land an die Busgesellschaft fließen, wenn das so genannte „Deutschlandticket“ am 1. Mai zum Startpreis von 49 Euro eingeführt werden und die klassische Monatskarte ersetzen soll. – Ja, das kann man so machen, denn eine Verkehrswende ohne Bundes- und Landesmittel ist vor Ort ohnehin nicht finanzierbar… Aber ob das bundesweite Nahverkehrsticket überhaupt ein Erfolg wird, steht noch in den Sternen.
„Dass ausgerechnet der Busverkehr mit dauernder Verteuerung zum Preistreiber auf Augenhöhe mit 20 Prozent höheren Lebensmittel- und Energiepreisen wird, ist grotesk!“, ärgert sich Herman U. Soldan-Parima. „Für ein Busticket muss in Flensburg mittlerweile fast so viel hingelegt werden wie in mancher Großstadt, in der man für nur ein paar Cent mehr in einem viel größeren Verkehrsgebiet, oft sogar mit Stadt- und U-Bahnen fahren kann. In Kiel fährt man übrigens weiterhin für 2,40 Euro durch die Stadt, während das Normalticket im kleineren Flensburg bald 2,90 Euro kostet – das ist einfach nicht verhältnismäßig! Das wissen auch die Menschen hier in Flensburg und dürften das hohe Preisniveau eher zum Weglaufen vom Nahverkehr empfinden!“
Betroffen von den Preissteigerungen sind nun alle die Menschen, deren Einkommen zu hoch für ein Sozialticket ist – und das sind die meisten potenziellen Buspassagiere. Während sich das 2021 von der Linksfraktion durchgebrachte Sozialticket für 25 Euro inzwischen sehr erfolgreich 3-5.000 mal pro Monat verkauft, gibt es bisher nur rund 2.000 Menschen, die sich für ein normales Jahres-Abo (bisher knapp 48 Euro) entscheiden. Das etwas unpraktisch zu händelnde „Deutschlandticket“ für einen Euro mehr dürfte da für all die, die überwiegend in der Stadt mit dem Bus fahren, nicht automatisch die Nachfrage in ungeahnte Höhen treiben…
„Das Vorgehen der städtischen Aktiv-Bus beim sich immer schneller drehenden Preiskarussell ist durch Scheuklappen gekennzeichnet“, sagt Herman U. Soldan-Parima. „Wird der Betrieb durch höhere Energiekosten teurer, fällt den Stadtwerken und der Aktiv-Bus regelmäßig nichts Besseres ein, als die gestiegenen Kosten an die Menschen weiterzureichen. Viele von ihnen können das in der massiven Krise aber gar nicht mehr verkraften – und damit schaden die Verantwortlichen letztlich dem Nahverkehr selbst! Der rein betriebswirtschaftliche Blick auf die Kosten des Busverkehrs reicht nicht aus. Es bedarf der volkswirtschaftlichen Verantwortung für Verkehr, Klima, die soziale Lage und die Rolle einer öffentlichen Dienstleistung wie den Busverkehr.“
Eine solche Betrachtung vermisst die Flensburger Linksfraktion auch in der Kommunalpolitik, in der die große Mehrheit ständig neue Preissteigerungen kritiklos hinnimmt, Anträge der Linksfraktion auf Rücknahme der Preiserhöhungen regelmäßig ablehnt und den Nahverkehr eher für Lippenbekenntnisse in der abstrakten Klimadebatte benutzt.
„Eine Idee haben wir aber noch“, heißt es aus der Linksfraktion: „Es ist noch nicht lange her, dass wir von zig Millionen Gewinnen aus lukrativen Energieverkäufen bei den Stadtwerken erfahren durften. Und genau hier fordern wir ein paar Millionen als Finanzierungsspritze für den Busverkehr – und zwar über mehrere Jahre verteilt. Damit könnte die aktuelle Preiserhöhung rückgängig gemacht und die Fahrpreise zumindest stabil gehalten und bei Kinder-, Ausbildungs- und Seniortickets sogar gesenkt werden. Mit einer solchen Finanzierung könnten die Stadtwerke, die ja der Stadt und ihren Menschen gehören, Teile ihrer Gewinne direkt an die Stadtgesellschaft zurückgeben und einen vernünftigen und nachhaltigen Beitrag zur Klima- und Verkehrswende leisten. – Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“