Öde Ausgleichsfläche mit krüppeligen Baumsetzlingen statt lebendiger Bahnhofswald

Vernichtetes geschütztes Quellgebiet und Feuchtbiotop im Bahnhofswald. Die Stadtverwaltung leugnet bis heute den schutzwürdigen Status, obwohl die Quelle vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) am 05.08.2021 kartiert und unter gesetzlichen Biotopschutz gestellt wurde (siehe die entsprechenden Unterlagen des LLUR). – Foto: Helmreich Eberlein, Anfang Mai 2020
Anlässlich unseres Beitrags vom 6. Februar: Hotelprojekt: Die Märchenerzähler von Flensburg erreichte uns eine Nachricht mitsamt Foto von Sabine Scholl und Birte Lohmann, die sich auf die Suche nach der Ausgleichsfläche für die gerodeten Bäume des Bahnhofswalds gemacht haben.
Die Investoren des geplanten Hotels, Ralf Hansen und Jan Duschkewitz, hatten sich in einem Brief vom 13.02.2020 an die Mitglieder des Umwelt- und Planungsausschusses verpflichtet, „die vierfache Anzahl der Bäume neu anzupflanzen, die für das Bauvorhaben entnommen werden müssen“. Das müssten angesichts der im Bahnhofswald gefällten und massiv geschädigten Bäume demnach mehrere hundert Bäume und somit ein richtig großer neuer Wald sein.
Und tatsächlich haben die beiden Waldkundschafter*innen eine eingezäunte Fläche südlich vom Friedenshügel gefunden. Dort soll durch Neuanpflanzungen ein „Ausgleich“ für die gefällten Bäume des Bahnhofswalds geschaffen werden. Von einem lebendigen Wald mit entsprechender Waldvegetation oder sogar einem Feuchtbiotop wie im ehemaligen Bahnhofswald, ist allerdings nichts zu sehen, lediglich ein paar armselige und krüppelige Baumsetzlinge. Ob die im Frühjahr die hungrigen Kaninchen überstehen, die sich gerne über frische Knospen und Triebe hermachen, bleibt abzuwarten. Ebenso, ob der nächste heiße Sommer den empfindlichen Bäumchen ohne zusätzliche Bewässerung nicht den Garaus macht.
Bis auf der Fläche einmal ein naturnahes, artenreiches und vergleichbares Biotop, wie am Bahnhof ensteht, dürften – wenn überhaupt – Jahrzehnte vergehen. Und auch die Zahl der Baumsetzlinge steht offensichtlich nicht im Verhältnis zum Versprechen der Investoren. Dass man dazu aus Kostengrunden keine größeren und gegen Verbiss geschützten Bäume, die eine erheblich höhere Überlebenschance hätten, gepflanzt hat, spricht Bände. Wer aus Profitgründen einen intakten kleinen Wald mitsamt Feuchtbiotop vernichtet, der hat offensichtlich kein Interesse der Natur das zurückzugeben, was er ihr genommen hat. Schade, dass die Stadt Flensburg dabei mitspielt.
Dazu auch der begleitende Text zum untenstehenden Foto der beiden Waldkundschafter*innen und Umweltaktivist*innen Sabine Scholl und Birte Lohmann:
„Hier wurde sogar Vegetation gerodet, um den dürftigen „Wald“ anzupflanzen. Man sieht die dürren Gewächse auf der Wiesenfläche kaum.
Birte und ich waren da und echt beeindruckt vom Ersatzwald 😆
Abgesehen davon wäre auf DER Fläche von allein Wald entstanden.“
Veröffentlicht am 7. Februar 2023, in Flensburg News. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Ein Kommentar.
Pingback: Hotelprojekt: Die Märchenerzähler von Flensburg | Stadtblog Flensburg