Archiv für den Tag 13. Januar 2023

Öl-Unglück in Brunsbüttel: Unklare Wartungsverantwortung wirft auch Fragen für neue LNG-Versorgung auf

  • Drei Wochen nach dem Öl-Unfall im Nordostseekanal bei Brunsbüttel gibt es mehr Fragen als Antworten.

  • BUND Schleswig-Holstein sieht Politik in der Verantwortung, zukünftigen Katastrophen vorzubeugen

Kiel. Drei Wochen ist es her, dass im Brunsbütteler Hafen im Nordostseekanal Öl aus einer Pipeline auslief. Mit rund 300.000 Litern Rohöl ist dies damit der größte bisherige deutsche Ölunfall. Bis heute laufen die Reinigungsarbeiten. Zwar wurden nach Angaben des Umweltministeriums durch schnelles und konsequentes Handeln 99 Prozent des ausgelaufenen Rohöls eingesammelt und damit eine Katastrophe verhindert: Das verbleibende Prozent (3.000 Liter, eine Menge für 15 Badewannen) kann trotzdem Millionen Liter Grundwasser verseuchen.

Wann und wie häufig die 60 Jahre alte Leitung gewartet wurde, entzieht sich jedoch immer noch der Kenntnis des Ministeriums. Nach einem ersten kleineren Vorfall am 16.12. erfolgte keine Ursachenforschung, so dass fünf Tage später die riesige Menge Rohöl unkontrolliert austreten konnte. Gemäß Paragraph 4 und 6 der Rohrleitungsverordnung ist ausschließlich der Betreiber, in diesem Fall die Raffinerie Heide, zur fortlaufenden Überwachung und Gewährleistung der Unversehrtheit der Pipeline, etwa durch regelmäßige Prüfungen, verpflichtet. Nach der aktuellen Rechtslage kontrollieren also die zumeist privaten Betreiber die Wartung sicherheitsrelevanter Leitungen und Rohre in Schleswig-Holstein selbst. Eine Verantwortung, die zwischen Profitinteresse und öffentlicher Sicherheit irrlichtern muss, wird in einem Industrieland wie Deutschland nicht vermutet. Darin liegt der eigentliche Skandal.

Der BUND Landesverband Schleswig-Holstein e. V. (BUND SH) fragt sich, wie die Landespolitik zukünftig mit der Problematik Verschmutzung durch Wartungsmangel umgehen will. Denn: Fossile Energieträger sind dank der „Zeitenwende“ in Deutschland jetzt wieder salonfähig. Vom zukünftigen LNG-Terminal in Brunsbüttel sollen demnächst neue Gasleitungen ohne die normalerweise vorgeschriebene Sicherheitsprüfung in Rekordzeit gebaut werden. Nach dem Unglück in Brunsbüttel fordert BUND-Landesgeschäftsführer Ole Eggers zurecht klare Verantwortungen für die Wartung aller Pipelines im Lande durch staatliche Kontrolle:
„Anscheinend kann für die Sicherheit dieser Infrastruktur nicht ausreichend gesorgt werden: Brunsbüttel Ports, Politik und Raffinerie Heide haben die letzten Wochen alle mit dem Finger aufeinander gezeigt. Wenn schon bei einer solch lang erprobten Technik wie dieser Öl-Pipeline nicht glasklar ist, wer die Verantwortung für die Wartung und Sicherheit trägt – können wir uns dann eigentlich zukünftig leisten, noch viel gefährlichere Rohstoffe wie Methan, Ammoniak und Wasserstoff in unglaublichen Mengen unkontrolliert durch überwiegend dicht bewohntes Gebiet zu leiten?“, so Eggers weiter.

„Öl-Verschmutzungen sind schon immer ein Problem gewesen, etwa bei der Öl-Förderung im Meer oder bei Schiffsunfällen. Bereits wenige Tropfen Öl reichen, dass etwa die Isolierwirkung von Gefieder und Fell von Wasservögeln und Meerestieren verschwindet und die Tiere ungleich mehr Energie benötigen, um warm zu bleiben. Vögel werden durch das Öl flugunfähig. Dazu kommen die im Öl enthaltenen Giftstoffe, die bei direktem Kontakt ebenfalls zum Tod führen können.“ So Stefanie Sudhaus, Meeresschutzreferentin beim BUND SH.

Das MEKUN bestätigte dem BUND, dass 16 verendete und etwa 60 verölte, lebende Tiere gefunden wurden (Stand 11. Januar). Christina Lerch, Pressesprecherin des MEKUN, kündigte an, dass „auch in der nächsten Zeit ein engmaschiges Monitoring beibehalten wird. Zusätzlich werden die Ranger vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz des Landes Schleswig-Holstein im Tagesgeschäft einen Fokus auf eventuelle Folgen des Unfalls setzten“. Die Kosten der Öl-Katastrophe trägt unter normalen Umständen der Verursacher. Das MEKUN weist auf das Landesverwaltungsgesetz hin, gemäß dem die Behörden in Vorleistung treten, solange kein Verursacher feststeht. Am Ende zahlt also im schlimmsten Fall wieder der Steuerzahler für die Nachlässigkeit der Industrie.

Eggers ist sauer: „Es bleibt dabei: Solche Unglücke sollten gar nicht erst passieren. Hier muss die Politik Vorsorge treiben. Wir halten Minister Tobias Goldschmidt zugute, dass er schnell und durchgreifend reagiert hat und den Kanal länger sperrte, als es etwa FDP, IHK und Lotsenbrüderschaft gefordert hatten. Das Umwelt-Ministerium muss jetzt das versprochene engmaschige Monitoring transparent und öffentlich vornehmen und bekannt geben. Nur eine zukünftig klar geregelte, staatliche Kontrolle der Wartungen von Rohrleitungen kann derartigen „Unfällen“ vorbeugen. Sie dürfen weder mit flüssigem Öl, noch bei brand- oder explosionsgefährlichen Gasen zukünftig wieder passieren!“

Der BUND  auf seinen sozialen Medien:
bei Twitter unter @SHBUND, bei Facebook unter @BUNDSchleswigHolstein und bei Instagram unter @bund_sh und auf seiner Website unter: https://www.bund-sh.de/

Siehe dazu auch den Beitrag vom NDR vom 30.12.2022: 

Deutlich mehr Öl als befürchtet in den Nord-Ostsee-Kanal geflossen unter

https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/NOK-Freigabe-Goldschmidt-will-kein-Risiko-eingehen,nok592.html

Studie ermittelt für 2023 Rekord-Wohnungsdefizit: Über 700.000 Wohnungen fehlen

Altbaubestand in Flensburg: Auch der könnte mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus modernisert werden und damit auch in Flensburg dringend benötigte Sozialwohnungen geschaffen werden – Foto: Jörg Pepmeyer

Verbändebündnis Soziales Wohnen: Um neue Sozialwohnungsnot zu bremsen Sondervermögen von 50 Milliarden Euro gefordert

Berlin, 12.01.2023. Ein Bündnis aus Mieterbund, Baugewerkschaft, Sozial- und Branchen-Verbänden der Bauwirtschaft hat heute vor einer „neuen und in ihrer Dimension beängstigenden Sozialwohnungsnot“ in diesem Jahr gewarnt. Hintergrund ist eine Wohnungsbau-Studie, die das Verbändebündnis „Soziales Wohnen“ beim Pestel-Institut (Hannover) und beim Bauforschungsinstitut ARGE (Kiel) in Auftrag gegeben hat. Als Reaktion auf die Ergebnisse der Untersuchung fordert das Bündnis den Bund und die Länder zu einer gemeinsamen „Sozialwohnungsbau-Offensive“ auf. Der Staat müsse dringend ein Sondervermögen „Soziales Wohnen“ schaffen. Erforderlich seien hierfür in einem ersten Schritt 50 Milliarden Euro bis zum Jahr 2025.

Nur so könne es gelingen, bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode den Neubau von 380 000 Sozialwohnungen noch zu schaffen, so das Bündnis „Soziales Wohnen“. Nach einem „gescheiterten Sozialwohnungsbau-Jahr 2022“, in dem nur rund 20 000 Sozialwohnungen neu gebaut wurden, würde die Ampel-Koalition damit ihr Versprechen von 400 000 neuen Sozialwohnungen überhaupt noch halten können. Dazu notwendig sei allerdings, dass der Bund – auf der Grundlage seiner Finanzierungsvereinbarung mit den Ländern – den Großteil des Sondervermögens bereitstelle: Er müsse gut Dreiviertel der Summe – nämlich mindestens 38,5 Milliarden Euro – aufbringen. Und das möglichst rasch. Ziel des Sonderfonds müsse es sein, „den zu erwartenden Kollaps auf dem sozialen Wohnungsmarkt abzuwenden“, erklärte das Bündnis „Soziales Wohnen“ am Donnerstagmorgen auf einer Pressekonferenz in Berlin.

Das Bündnis verfolgt das Ziel, den sozialen Wohnungsbau deutlich zu beleben. Die Maßgabe dabei: „Vorfahrt für den sozialen Wohnungsbau“. Denn es komme jetzt darauf an, zu verhindern, dass der Neubau von Sozialwohnungen „im Krisenjahr 2023 völlig auf der Strecke bleibt“. Deshalb fordert das Bündnis auch die Absenkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent für den sozialen Wohnungsbau. Ebenso eine deutlich raschere Bearbeitung von Förderanträgen. Hier müsse dringend ein „Bürokratiebeschleuniger“ eingebaut werden. Vorbild dabei sei das Land Schleswig-Holstein, wo die Bearbeitung eines Förderantrags für den Bau von Sozialwohnungen in der Regel nicht länger als vier Wochen dauere.

Darüber hinaus sollen Baurecht und Bebauungspläne den sozialen Wohnungsbau künftig stärker in den Fokus rücken: Ziel müsse es sei, den Bau von Sozialwohnungen deutlich zu erleichtern. Hierzu soll auch ein Sonderprogramm beitragen, das ein Switchen vom regulären Mietwohnungsbau zum sozialen Wohnungsbau unterstützt: Aus geplanten, aber noch nicht fertig gebauten Wohnhäusern sollen dabei geförderte Sozialwohnungen entstehen. Damit soll der Trend gestoppt werden, dass Bauprojekte in der Krise aus finanziellen Gründen immer häufiger komplett auf Eis gelegt werden. Und es müsse bundesweit in allen Kommunen „Wohn-Härtefallkommissionen“ geben. Diese würden dann, so das Bündnis, über ein 10-Prozent-Kontingent der zu vergebenen Sozialwohnungen entscheiden und gezielt benachteiligte Bevölkerungsgruppen bei der Wohnungsvergabe berücksichtigen.

Aktuelle Studie: „Bauen und Wohnen in der Krise“

Auf der Pressekonferenz stellte das Bündnis eine neue Wohnungsbau-Studie vor: „Bauen und Wohnen in der Krise“ – so der Titel der Untersuchung des Pestel-Instituts (Hannover) und des schleswigholsteinischen Bauforschungsinstituts ARGE (Kiel). Im Fokus dabei: eine Krisen-Prognose für den sozialen Wohnungsmarkt in diesem Jahr. „Das Urteil der Wissenschaftler ist ein ‚Alarmruf Wohnungsnot‘ an die Politik“, so das Bündnis „Soziales Wohnen“, das die Studie in Auftrag gegeben hatte.

Rekord-Wohnungsmangel

Das Pestel-Institut geht von einer erheblichen Zunahme der Bevölkerung aus: Für das vergangene Jahr ergebe die Bilanz der Zu- und Abwanderung ein Plus von rund 1,5 Millionen Menschen, die zusätzlich in Deutschland leben (Wanderungsgewinn). „Wir haben damit eine absolute Rekord-Zuwanderung – mehr als im bisherigen Rekord-Flüchtlingsjahr 2015. Die Lage spitzt sich dramatisch zu. Denn wer nach Deutschland flüchtet und bleibt, ist auf den sozialen Wohnungsmarkt angewiesen. Oder anders gesagt: Wir werden in diesem Jahr einen Rekord-Wohnungsmangel bekommen – mit über 700 000 fehlenden Wohnungen das größte Wohnungsdefizit seit mehr als zwanzig Jahren. Bei den bezahlbaren Wohnungen wird das ohnehin schon massive Versorgungsloch immer größer; bei den Sozialwohnungen ist es längst ein Krater“, sagt Matthias Günther. Der Leiter des Pestel-Instituts spricht von einem „neuen Notstand beim Wohnen“.

Förderung auf völlig neue Füße stellen

Für das Pestel-Institut ist klar: „Das wohnungsbaupolitische Ziel der Bundesregierung, pro Jahr 400 000 Wohnungen – jede Vierte davon eine Sozialwohnung – neu zu bauen, ist gut kalkuliert“, so Günther. Allerdings müssten sich Bund und Länder beeilen, mehr Neubau möglich zu machen: In der Inflation, mit steigenden Zinsen, veränderten Energie- und Rohstoffmärkten, eingeschränkten Produktions- und Produktangeboten werde es höchste Zeit, dass der Staat neue Rahmenbedingungen schaffe, um den Wohnungsbau – und hier insbesondere den Bau von Sozialwohnungen – zu unterstützen.

„Die Förderung für den sozialen Wohnungsbau muss auf völlig neue Füße gestellt werden, wenn sie einen Effekt haben soll. Hier rächt sich, dass der Staat den Bau von Sozialwohnungen seit Jahren extrem vernachlässigt hat. So bitter es ist, jetzt gilt: Wer zu spät fördert, zahlt drauf“, sagt Prof. Dietmar Walberg.

„Dramatischer Kostensprung“: Kein frei finanzierter Mietwohnungsbau möglich

Der ARGE-Institutsleiter nennt dazu aktuelle Baukosten, die sein Institut ermittelt hat: „Der Neubau einer Mietwohnung kostet in einer Großstadt heute im Schnitt nahezu 3980 Euro pro Quadratmeter. Dazu kommen noch einmal umgelegte Kosten von gut 880 Euro für das Grundstück. Zusammen macht das fast 4900 Euro für einen Quadratmeter Wohnfläche im Mietwohnungsbau. Damit haben wir uns deutlich aus dem Bereich geschossen, der den freifinanzierten Neubau überhaupt noch möglich macht.“ In den letzten zwanzig Jahren habe es beim Wohnungsneubau einen „dramatischen Kostensprung“ gegeben. Bis zur Mitte dieses Jahres werden die Kosten beim Neubau mit einer Steigerung von 148 Prozent nahezu zweieinhalb Mal so hoch sein wie noch im Jahr 2000, so die Prognose von Prof. Walberg.

Je nach „Klima-Gewissen“: Sozialwohnungen kosten Staat zwischen 12,6 und 14,9 Milliarden

Vor allem mit Blick auf die aktuelle Kostenentwicklung müsse der Staat jetzt reagieren, fordert das Bündnis „Soziales Wohnen“. Pestel-Institutsleiter Matthias Günther hat dazu die Berechnung gemacht: „Die notwendige staatliche Subvention für den Neubau einer durchschnittlichen Sozialwohnung von 60 Quadratmetern liegt bei 126 000 Euro, wenn nach den aktuell geltenden Energiespar-Standards gebaut wird.“ Um sein Ziel von 100 000 neuen Sozialwohnungen zu erreichen, müsse der Staat diese also mit 12,6 Milliarden Euro pro Jahr fördern.

Entscheidend sei grundsätzlich, wie viel der Klimaschutz dem Staat beim Neubau wert sei. Vor allem der Bund, aber auch die Länder müssten ansonsten auch bereit sein, noch tiefer in die Tasche zu greifen: So mache der maximale Klimaschutz bei Wohngebäuden (Effizienzhaus 40) sogar eine staatliche Förderung von 14,9 Milliarden Euro pro Jahr erforderlich.

Damit kommen die Wissenschaftler vom Hannoveraner Pestel-Institut und von der ARGE in Kiel zu dem Ergebnis, dass der Staat für das vom Bündnis „Soziales Wohnen“ geforderte Sondervermögen für den noch notwendigen Neubau von 380 000 Sozialwohnungen bis 2025 – und damit für das Ampel-Ziel beim sozialen Wohnungsbau – ein Volumen von 50 Milliarden Euro bereitstellen müsste.

1:10-Chance auf eine Sozialwohnung – Tendenz: fallend

Das Geld sei dringend notwendig und gut investiert. Denn auf dem Wohnungsmarkt spiele sich schon jetzt ein „soziales Drama“ ab, so das Bündnis „Soziales Wohnen“. Mehr als 11 Millionen Mieterhaushalte hätten in Deutschland einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein (WBS) – und damit auf eine Sozialwohnung. Aber nur für jeden Zehnten davon gebe es eine Sozialwohnung. Das sei eine „bittere 1:10-Chance – Tendenz: fallend“. In den letzten Jahrzehnten sei „bei den Sozialwohnungen vieles ins Rutschen gekommen“: Ende der 1980er-Jahre habe es noch rund vier Millionen Sozialwohnungen gegeben – allein im Westen. Heute seien es bundesweit nur noch rund 1,1 Millionen. Während im Jahr 1987 auf 100 Mieterhaushalte 25 Sozialwohnungen kamen, ist diese Zahl aktuell auf fünf zurückgegangen.

Länder-Ranking: Hamburg ist „Musterland des sozialen Wohnungsbaus“

Die Ampel muss in ihrem ersten Regierungsjahr hinnehmen, dass wohl nur jede fünfte politisch gewollte Sozialwohnung gebaut wurde. Dass sie 80 000 versprochene Sozialwohnungen in 2021 also schuldig geblieben ist“, so Matthias Günther. Die Länder sieht der Wissenschaftler allerdings auch in der Pflicht: Hier habe es eine „sehr unterschiedliche Bereitschaft und Unterstützung“ bei der Förderung des Neubaus von Sozialwohnungen gegeben. „Spitzenreiter und damit Musterland des sozialen Wohnungsbaus ist unbestritten Hamburg. Es folgen – immer bezogen auf die von den Ländern investierten Fördergelder – Bayern, Schleswig-Holstein, Berlin und Baden-Württemberg. Schlusslicht im Länder-Ranking ist das Saarland. Davor rangieren Bremen auf dem vorletzten und Mecklenburg-Vorpommern auf dem drittletzten Platz“, sagt Günther.

In dem Bündnis „Soziales Wohnen“ haben sich der Deutsche Mieterbund (DMB), die Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie (CBP) und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zusammengeschlossen. Bündnispartner sind darüber hinaus die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) als Dachverband der Mauersteinindustrie sowie der Bundesverband Deutscher BaustoffFachhandel (BDB).

Mehr Informationen zur Studie „Bauen und Wohnen in der Krise“ unter: www.bauen-und-wohnen-indeutschland.de

Klima im Fernsehen: Nur 2 % bei Das Erste, ZDF und WDR

Von KLIMA° vor acht e.V.

Forscher:innen der Uni Hamburg haben in einer am 11. Januar veröffentlichten Studie die Berichterstattung zum Thema Klima im Programm von Das Erste, ZDF und WDR untersucht. Das Ergebnis: Nur ca. 2 % des gesamten Programms von Das Erste, ZDF und WDR beschäftigt sich mit dem Thema Klima. Obwohl es in den vergangenen zwei Jahren eine leichte Zunahme in der Berichterstattung gegeben habe, werden andere Themen wie unter anderem Wirtschaft stärker gewichtet.

Die Analyse zeigt, wie häufig das Thema in verschiedenen Sendeformaten und Sendezeiten vorkam. Die Forscher:innen beziehen sich dabei zum einen auf die „Tagesschau“ von 2007 bis 2022 und zum anderen auf das Gesamtprogramm in den Jahren 2021 und 2022. Die Studie „Der Klimawandel im öffentlich-rechtlichen Fernsehen“ erschien in der Fachzeitschrift „Media Perspektiven“, die vom Intendanten des Hessischen Rundfunks herausgegeben wird.

Keine Zeit fürs Klima

„Erstmals wurde wissenschaftlich belegt: Klima ist immer noch ein Randthema im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die logische Konsequenz aus dieser Studie ist, endlich eine Sendung wie KLIMA° vor acht auf einem reichweitenstarken Sendeplatz auszustrahlen“, sagt Friederike Mayer, die erste Vorsitzende von KLIMA° vor acht e.V.

„Entgegen aller Versprechungen der letzten Jahre seitens ARD und ZDF kommt das Querschnittsthema Klima im Programm faktisch immer noch nicht vor“, ergänzt Mayer.

Über KLIMA° vor acht

Der gemeinnützige Verein KLIMA° vor acht e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, die Klimaberichterstattung im deutschen Fernsehen voranzubringen. Im Jahr 2021 wurden sechs Beispielfolgen entwickelt, die zeigen, wie eine regelmäßige Klimasendung aussehen könnte. Die ARD lehnte bislang ein solches Format ab, da sie schon „sehr viel Klimaberichterstattung“ hätten.

Neujahrsvorsätze durchhalten: Wie kann ich gesünder leben?

Tipps und Hinweise der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein

Den Jahresbeginn nutzen viele Menschen, um mit alten Lastern zu brechen. Ganz vorne bei den Neujahrsvorsätzen stehen die Wünsche, mehr Sport zu treiben und sich gesünder zu ernähren. Eine abrupte Ernährungsumstellung sowie eine erhöhte sportliche Betätigung können zwar zu schnellen Erfolgen führen. Ein gesünderer Lebensstil lässt sich so aber nur schwer auf Dauer führen. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH) regt an, worauf Verbraucherinnen und Verbrauchen jetzt achten können: 

Gesündere Ernährung – Wenn die Um- zur Einstellung wird
Die Deutschen werden immer dicker. Etwa 67% der Männer und 53% der Frauen sind hierzulande übergewichtig1. Unter den Kindern und Jugendlichen sind es 15,4%2. Viele Menschen nehmen den Jahreswechsel daher zum Anlass, durch mehr Sport und Diäten abzunehmen. Doch Vorsicht: Diäten führen meist zu schnellem, aber kurzem Erfolg. „Mit der Rückkehr zu alten Essgewohnheiten kommen meist auch die Kilos wieder. Eine gesündere Ernährung geht oft mit einer Umstellung der alltäglichen Essgewohnheiten einher. Wer seine Schwachpunkte kennt, kann leichter etwas verändern und in den persönlichen Tagesablauf integrieren“, empfiehlt Selvihan Benda, Leiterin des Referats Lebensmittel und Ernährung der VZSH. 

Verkannte Dickmacher – Angaben für Portionsgrößen beachten 
Fruchtjoghurts, Salatdressings und Müslis sind nur einige Beispiele für Produkte, die viel Zucker, Fett und Kalorien beinhalten aber ein gesundes Image besitzen. Einige Hersteller tarnen die hohen Energiegehalte durch unrealistisch kleine Portionsangaben. Feste Vorgaben für Portionsgrößen gibt es nicht. „Es gibt Müsli-Verpackungen mit einer Portionsangabe von 40 Gramm. Das sind etwa drei bis vier Esslöffel. Verbraucher sollten daher beachten: Fällt die eigene Portion deutlich größer aus, steigt auch die Kalorienaufnahme“, so Benda. 

Orientierung durch Nährwerttabelle und Nutri-Score  
Wer abnehmen will, kann bereits beim Einkauf auf die Nährwerttabelle achten. Die verrät den Gehalt an Zucker und Fett pro 100 Gramm und macht die Produkte somit vergleichbar. Orientierung bietet außerdem der Nutri-Score, der sich ebenfalls auf 100 Gramm bezieht und auf immer mehr Verpackungen zu finden ist. „Die farbliche Einstufung des Nutri-Scores von hellgrün bis dunkelrot hilft bei der Einordnung und Auswahl. So können Verbraucher mit nur einem Blick auf die Verpackung erkennen, welche Wahl die bessere ist“, so die Ernährungsexpertin der VZSH. 

Mehr Bewegung in den Alltag bringen 
Der tägliche Kalorienbedarf spielt eine wichtige Rolle beim Erreichen des Wohlfühlgewichts. Er setzt sich zusammen aus Grundumsatz und Leistungsumsatz. Der Grundumsatz wird mit zunehmendem Alter geringer. Wer trotz steigendem Alter seine Ernährung nicht anpasst, wird zunehmen. Anders sieht es beim Leistungsumsatz aus. Denn dieser lässt sich auch im Alter durch mehr Bewegung erhöhen. „Dafür muss man nicht gleich ins Fitnessstudio. Öfter mal zu Fuß gehen, mit dem Rad fahren oder Treppen steigen summiert sich über den Tag. Wer dann noch häufiger einen kritischen Blick auf die Nährwertkennzeichnung wirft und süße Getränke durch Wasser und Tee ersetzt, macht schon erste Schritte in die richtige Richtung“, ermutigt Benda.

Expertentipp 
„Wer seine Ernährungs- und seine Bewegungsgewohnheiten umstellen möchte, sollte mit kleinen Zielen anfangen und nicht enttäuscht sein, wenn die Erfolge nicht umgehend eintreten. Veränderungen im Alltag brauchen etwas Zeit, aber wenn sie zur Gewohnheit werden, halten sie an“, so Ernährungsexpertin Selvihan Benda. 

1 Robert Koch-Institut: Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen in Deutschland
2 Robert Koch-Institut: Themenblatt Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

Deutsche Umwelthilfe weist erstmals nach: Energieverbrauch von E-Autos in der Stadt mit Tempo 30 deutlich niedriger als bei Tempo 50

  • Elektroautos verbrauchen bei Tempo 50 im Schnitt 16,5 Prozent mehr Energie als bei Tempo 30

  • DUH fordert Verkehrsminister Wissing auf, bei überfälliger Reform des Straßenverkehrsgesetzes endlich Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts einzuführen

  • Neben Lärmschutz, Luftreinhaltung, Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität ist Tempo 30 mit zunehmender Zahl an E-Autos auch eine wesentliche Energiesparmaßnahme

Berlin, 13.01.2023. Tempo 30 ist auch für E-Autos sinnvoll: Dies ist das Ergebnis eines erstmals durchgeführten Vergleichs der Deutschen Umwelthilfe (DUH) von sieben verschiedenen Elektrofahrzeugen. Demnach verbrauchen E-Autos im Schnitt 16,5 Prozent mehr Energie, wenn sie mit Tempo 50 statt Tempo 30 in der Stadt unterwegs sind. Bei allen im Emissions-Kontroll-Institut (EKI) der DUH untersuchten Fahrzeugen lag der durchschnittliche Energieverbrauch mit Tempo 30 deutlich unterhalb der Fahrten mit Tempo 50. Das höchste Einsparpotential zeigt ein BMW i3: Bei den Fahrten mit bis zu 50 km/h lag der der Verbrauch 27 Prozent höher als bei Fahrten mit einer maximalen Geschwindigkeit von 30 km/h. 

Jürgen Resch – Foto: © DUH/Steffen Holzmann

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Unsere Untersuchung zeigt, dass Tempo 30 bei reinen Elektrofahrzeugen deutlich Energie spart. E-Autos werden sich durchsetzen, doch grüner Strom wird ein kostbares Gut bleiben, da auch Industrie und Gebäude zunehmend grünen Strom brauchen. Wir müssen also alle Maßnahmen ergreifen, um unsere Mobilität so effizient wie möglich zu gestalten. Tempo 30 innerorts macht unsere Städte sicherer und leiser, die Luft sauberer und spart auch noch Energie. Verkehrsminister Wissing muss endlich Tempo 30 in deutschen Kommunen als Regelgeschwindigkeit gesetzlich festschreiben. Dazu muss er jetzt dringend das Straßenverkehrsgesetz überarbeiten.“ 

Anders als in hunderten europäischen Städten, die rasch und umfassend Tempo 30 innerorts einführen – darunter Paris, Barcelona und Brüssel – scheitert in deutschen Kommunen eine flächendeckende Regelung bislang an den Hürden des veralteten Straßenverkehrsrechts. Die Reduzierung der innerstädtischen Regelgeschwindigkeit auf 30 km/h ist kurzfristig und kostengünstig umsetzbar und sorgt nachweislich für weniger Verkehrstote und Verletzte, bessere Luft, weniger Lärm und so auch für mehr Umweltschutz. 

Mit zunehmendem Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge steigt die Bedeutung von Tempo 30 im Stadtverkehr weiter an. Während der Spritverbrauch bei Autos mit Verbrennungsmotor von der Motorendrehzahl und den individuellen Schaltpunkten abhängt, lässt sich die Energieeinsparung durch Tempo 30 bei Autos mit batterieelektrischem Antrieb eindeutig belegen. 

Links:

Mehr auch auf https://www.duh.de/

Die „Klimaterroristen“ von Lützerath

„Lützerath als symbolisches Opfer für einen fossilen Kapitalismus“

Aktivist:innen stemmen sich gegen die Räumung des Dorfes Lützerath. Juristisch ist die Sache klar, der Energiekonzern RWE ist im Recht. Aber ziviler Ungehorsam ist trotzdem geboten. Es geht um mehr als Eigentum: um unsere Zukunft und um unsere Daseinsvorsorge. .

„Die Grünen wie Robert Habeck und seiner nordrhein-westfälischen Kollegin Mona Neubaur verantworten einen Kompromiss mit dem Energiekonzern RWE der auf einem Rechtsgut basiert: dem Eigentum an dem Grund und Boden, unter dem die Kohle liegt. Auch hier zeigt sich eine fatale Eigenschaft des gegenwärtigen Kapitalismus: Was einst als Beitrag zur Daseinsvorsorge verstanden wurde – die Versorgung mit Kohle –, legte die herrschende Politik in die Hände eines privatrechtlich organisierten Konzerns .“

Weiter in Der Freitag: „Von wegen Klimaterrorismus: Widerstand in Lützerath ist Pflicht“.

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