BUND, Robin Wood, das Klimabündnis gegen LNG & die Deutsche Umwelthilfe demonstrieren in Hamburg gegen LNG und fossile Scheinlösungen

Für 100 % Unabhängigkeit durch Erneuerbare Energien – Anti-Fossil-Demo vor dem Empire Riverside Hotel in Hamburg – Foto: Lotta Repenning

Anlässlich des heute stattfindenden „LNG and Future Fuels Forums“ in Hamburg protestiert ein Umweltbündnis gegen die Nutzung von Flüssigerdgas (LNG) und den Bau neuer fossiler Infrastruktur

  • Teilnehmende Organisationen befürchten neuen fossilen „Lock-In“ durch derzeitigen Wildwuchs an Projekten zur Errichtung von Import-Terminals für LNG
  • BUND, Robin Wood, Klimabündnis gegen LNG und DUH fordern statt der Schaffung neuer fossiler Abhängigkeiten einen schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien und die Hebung sämtlicher Einsparmöglichkeiten beim Energieverbrauch

Hamburg, 8.4.2022: Anlässlich des „LNG and Future Fuels Forums“, das heute in Hamburg stattfindet, demonstriert ein Bündnis aus Umweltgruppen vor dem Konferenzort gegen Scheinlösungen beim Klimaschutz und die Schaffung neuer fossiler Abhängigkeiten. Diskussionsgegenstand des Forums sind künftige Antriebsmöglichkeiten für die Schifffahrt, zu denen laut Programm auch LNG und weitere, auf fossilen Energieträgern basierende Ansätze gehören. Dem Bündnis gehören neben der Deutschen Umwelthilfe (DUH), dem Klimabündnis gegen LNG und Robin Wood auch die BUND-Landesverbände Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen an.

Anti-Fossil-Demo vor dem Empire Riverside Hotel in Hamburg – Foto: Lotta Repenning

Durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine droht Deutschland, in weitere fossile Abhängigkeiten zu rutschen. Die demonstrierenden Umweltgruppen kritisieren das Festhalten an fossilen Geschäftsmodellen und den damit einhergehenden Wildwuchs an neuen LNG-Importterminalplänen in Deutschland. Die deutsche LNG-Debatte würde ohne den erforderlichen Fokus auf die besonders starke Klimaschädlichkeit von LNG und die Gefahr der Importe von Fracking-Erdgas geführt. Stattdessen fordert das Bündnis, jetzt konsequent auf Einsparung, erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu setzen.

Während Branchenvertreter:innen heute unter anderem angebliche Vorzüge von Flüssigerdgas diskutieren, sagt Sascha Boden, Gas-Experte bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH): „LNG-Terminals in Deutschland sind und bleiben Schnellschüsse. Ihr Bedarf ist nicht nachgewiesen, ebenso wenig wie die Umrüstbarkeit auf grünen Wasserstoff. Stattdessen droht durch sie eine weitere auf Jahrzehnte zementierte Abhängigkeit von fossilen Energien – zu einem Zeitpunkt, an dem wir eigentlich die Reißleine ziehen müssten. Die Kosten tragen am Ende Steuerzahler:innen, Gaskund:innen und unser Klima.“

Die DUH hat mit Rechtsgutachten nachgewiesen, dass die geplanten Terminals in Stade, Brunsbüttel sowie das Uniper-Projekt in Wilhelmshaven an den vorgeschlagenen Standorten nicht genehmigungsfähig sind. Grund dafür sind neben störfallrechtlichen auch naturschutzrechtliche Gründe. Alle drei geplanten Vorhaben sollen in unmittelbarer Nähe zu energieintensiven petrochemischen Industrieparks entstehen. In Hinblick auf das Vorhaben in Brunsbüttel erklärt Nobert Pralow, Mitglied der BUND-Kreisgruppe Steinburg und aktiv im Klimabündnis gegen LNG: „Dass immer noch der Bau dieses klimaschädlichen Projektes mitten in einem Gefährdungsort zwischen Atomkraftwerk und Mülldeponie vorangetrieben wird, ist ein Politikversagen ohne Gleichen. Als starke Klimagerechtigkeitsbewegung werden wir dieses unverantwortliche Vorhaben verhindern.“

Anti-Fossil-Demo vor dem Empire Riverside Hotel in Hamburg – Foto: Lotta Repenning

Die Verantwortungslosigkeit des LNG-Anlagenbaus führt unmittelbar zu einem globalen Klimagerechtigkeitskonflikt. Dazu Ronja Heise, Energiereferentin von Robin Wood: „Fossile Energien – egal in welchem Aggregatzustand – finanzieren weltweit Kriege und Despoten und befeuern die Klimakrise. Schon jetzt gefährdet der globale Temperaturanstieg insbesondere diejenigen, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben. Jetzt massiv in Infrastruktur zu investieren, die uns auf Jahre hinweg an fossile Energien binden wird, ist absolut unvereinbar mit den internationalen und nationalen Klimazielen!“

Lucas Schäfer, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg, bringt die drei zentralen Forderungen des breiten Aktionsbündnisses für eine verantwortungsvolle Energiepolitik auf den Punkt: „Landes- & Bundespolitik müssen nun konsequent sein und sämtliche Subventionen für den Neubau fossiler Anlagen beenden. Jegliche Einsparmöglichkeiten im Energieverbrauch müssen gefördert werden. Und der hundertprozentige Ausbau der Erneuerbaren Energien muss den unmissverständlichen Fokus erhalten.“

Hintergrund:

Nachdem im Januar lediglich noch Pläne für zwei LNG-Terminals in Deutschland bestanden, hat sich die Zahl der Vorhaben durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und dem damit einhergehenden bundespolitischen Ziel zum Ausstieg aus russischem Erdgas mehr als verdoppelt. So hat der Energiekonzern Uniper seine 2021 abgesagten Pläne für ein Terminal in Wilhelmshaven wieder aufgenommen. Zudem bestehen Planungen für ein weiteres Terminal in Wilhelmshaven durch die Nord-West Oelleitung GmbH. In Stade treibt die „Hanseatic Energy Hub“ die Planungen für ein weiteres Terminal voran. Darüber hinaus plant die Vorhabenträgerin „German LNG“ am Standort Brunsbüttel den Bau eines Terminals. Die Bundesregierung hatte Anfang des Jahres verkündet, mit einer Beteiligung von 50 Prozent in das Vorhaben einzusteigen. Weitere Standorte für Terminals, zum Beispiel Hamburg und Rostock sind derzeit im Gespräch.

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Veröffentlicht am 8. April 2022, in Ökologie, Bürgerbeteiligung, Bildung, Daten und Zahlen, Flensburg News, Soziales, Wirtschaft. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 4 Kommentare.

  1. Für 100 % Unabhängigkeit durch Erneuerbare Energien – und wenn nicht?
    Es gibt fünf verschiedene Arten an Erneuerbaren Energiequellen für die Erzeugung von STROM: Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, Biomasse und Erdwärme.
    Bis auf die Geothermie (Erdwärme) kann damit eben nur Strom erzeugt werden.
    Mit keiner von ihnen allein oder in einer Kombination, können Millionen Einfamilie/Mehrfamilienhäuser, Hochhäuser oder Uni’s, Krankenhäuser usw., usw. beheizt werden und damit wollen wir doch nicht zurück in die Nachkriegsjahre.
    Die Biomasse (einschl. Rapsöl) zählt zwar zu den Erneuerbaren, gerade mal 15 % produziert sie für Biodiesel und Bio-Kraftstoffe, also überwiegend für den Verkehr.
    Die Geothermie (Erdwärme) lag zu lange in ministeriellen Schubladen zu Gunsten der Investoren-Windparks. Um sie nutzen zu können, müsste erstmal eine so genannte Infrastruktur in die Tiefe von Böden und Umwandler (einfach ausgedrückt) geschaffen werden. Ich halte sie schon seit 15 Jahren für überfällig.
    Bitte, kein schmutziges giftiges Frackinggas aus USA.

    So, hier stehen wir also; oder sollten wir nicht doch über eine vernünftige schnelle Inbetriebnahme von Nordstream I u. II reden?? Oder wollen wir „Putin“ bestrafen?
    Und vergessen dabei lieber ganze Nationen, denen wir das bisschen Frieren weit unter deutschen Minusgraden empfehlen?

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