Archiv für den Tag 16. November 2021

Aufruf der KulturLücke zum Schulterschluss mit dem Kunst- und Kulturprojekt Bunnies Ranch im Bahnhofstal Flensburg

Gemeinsam mit anderen kulturellen Einrichtungen und Institutionen stehen wir für Vielfalt und eine nachhaltige Entwicklung kulturellen Lebens in unserer Stadt. Wir verstehen uns nicht als Einzelkämpfende, sondern setzen uns als Teil des Bündnis Freie Kultur – einem Zusammenschluss der Freien Kulturschaffenden und Kulturinstitutionen Flensburgs – aktiv für ein solidarisches Miteinander ein, um als kompetente kreative Partnerinitiativen und als Gegenüber auf Augenhöhe wahrgenommen und beispielsweise in Planungen künftiger Kulturangebote und Stadtraumgestaltungen einbezogen zu werden.

Die Beteiligten des soziokulturellen Kunst- und Kulturprojekts Bunnies Ranch haben sich seit Jahren für Kunst und kulturelle Bildungsprojekte (u.a. künstlerische Stadtführungen der StadtWandlerinnen) sowie im Tier- und Naturschutz engagiert. Bunnies Ranch setzt sich für die Schaffung und den Erhalt von lebendigen Räumen für gesellschaftliche Teilhabe unabhängig von Alter, Herkunft oder Kontostand ein. In zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen für Alt und Jung sowie „Tage der offenen Tür“-Angeboten lud Bunnies Ranch zum Besuch und gegenseitigem Kennenlernen sowie zur Beteiligung am Projekt ein. Interessierte konnten sich darüber hinaus über ressourcensparende alternative Wohnformen, das Wagenleben vor Ort mit reduziertem ökologischem Fußabdruck und auf unversiegelter Fläche informieren.

Explizit wird in den „Leitlinien für die Steuerung des Wohnungsangebots in Flensburg“ vom Juni 2020 in Punkt 1.21 auf die Förderung solcher alternativer Wohnformen verwiesen „Alternative und kreative Wohnformen, wie das Wohnen auf dem Wasser, Wohnwagensiedlungen oder sog. Tiny Houses genießen bei Einzelfallprüfung die Unterstützung der Stadt Flensburg, so sie den Umwelt-, Klima- und Emissionsschutzansprüchen genügen.“

In den seit Monaten stattfindenden Gesprächen und Videokonferenzen mit Vertreter*innen der IHRSAN hat Bunnies Ranch die Bereitschaft signalisiert, sich aktiv als kompetente praxisnahe und -erfahrene Mitgestalterin in den städtebaulichen Wettbewerb für das Bahnhofsumfeld einzubringen. Gerade das Beispiel der kürzlich gestarteten Künstler*inneninitiative „ZwischenRaumAgentur“ (gefördert im Rahmen des städtischen Projekt- und Solidaritätsfonds „Flensburg startet durch“) zeigt, das Kunst- und Kulturschaffende als ernstzunehmende Akteur*innen richtungsweisende Impulse beispielsweise in der Entwicklung von Zwischennutzungskonzepten, u.a. mit der städtischen Sanierungsgesellschaft IHRSAN geben können.

Als Mitglieder der KulturLücke e.V. fordern wir den Erhalt von über Jahre gewachsener Nischen besonderer Lebenskunstkonzepte und Kulturprojekte wie der Bunnies Ranch. Wir unterstützen nachdrücklich das Anliegen von Bunnies Ranch zur Fortsetzung des Mietverhältnisses für die Übergangsphase, bis konkrete Entscheidungen im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs für das Sanierungsgebiet gefunden worden sind. Wir appellieren an die Fraktionen der Stadt Flensburg, einer Mietvertragsverlängerung zur Zwischennutzung zuzustimmen und Mitglieder der Bunnies Ranch e.V. als kompetente und verlässliche Akteur*innen in die Mitgestaltung des städtebaulichen Wettbewerbs zur Stadtteilentwicklung einzubeziehen.

Flensburg, den 10.11.2021, Mitglieder der KulturLücke e.V.

UNTERZEICHNER*INNEN

KulturLücke e.V.

Elke Mark, freischaffende Künstlerin

Norder147, Dany Heck

Silke Wagner

Petra Gosch

Henrietta Langholz, Kritzelei Flensburg

Andreas Cziepluch

Kulturförderung in Schleswig-Holstein: Umfassende Beratungsangebote für Kulturschaffende 

KIEL, 16.11.2021. Das Land unterstützt Kulturschaffende und Kultureinrichtungen in Schleswig-Holstein auf vielfältige Weise. Dazu gehören auch umfassende Beratungsangebote: Kristin König von der Servicestelle „Kultur macht stark“ und Annika Flüchter von der Servicestelle Kulturförderung Schleswig-Holstein informieren nicht nur über die unterschiedlichen Fördermöglichkeiten, sondern unterstützen auch bei der Antragstellung. Allein im Zeitraum von Juni bis September 2021 haben sie elf Veranstaltungen – sieben davon in Zusammenarbeit mit Kulturknotenpunkten und vier mit Kulturbüros – mit insgesamt 295 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und 74 Referentinnen und Referenten organisiert, auf denen sie über landesweite und regionale Fördermöglichkeiten informiert haben. Corona-bedingt mussten die meisten Veranstaltungen online stattfinden, aber auch auf diese Weise hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, die Personen hinter den unterschiedlichen Förderangeboten kennenzulernen und ein passgenaues Förderangebot zu finden. Die knapp 80 Vorträge und Präsentationen der Veranstaltungsreihe stehen ebenso wie die Links zu Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern auf dem begleitenden Padlet unter https://t1p.de/jwuz nun abrufbereit im Netz zur Verfügung.

Auch für den kommenden Sommer planen die beiden Servicestellen wieder Informationsveranstaltungen. Aber auch außerhalb dessen stehen Kristin König für Beratung zum Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ und Annika Flüchter für Anfragen und Orientierungsberatung zu allen weiteren Kulturförderprogrammen jederzeit gern zur Verfügung.

Kontaktdaten der Servicestellen

Kristin König, Servicestelle „Kultur macht stark“ Schleswig-Holstein:
E-Mail: koenig@lkj-sh.de oder per Telefon 04331  492 700 13

Annika Flüchter, Servicestelle Kulturförderung Schleswig-Holstein:
E-Mail: kulturfoerderung@bimi.landsh.de oder per Telefon 0431  988-2201

Initiative „Recht auf Stadt Flensburg“ begrüßt Verkehrsberuhigung in der Rathausstraße

Stellungnahme von Recht auf Stadt Flensburg

Wir freuen uns sehr, dass die Stadt Flensburg mit der Verkehrsberuhigung der Rathausstraße einen ersten Schritt in Richtung zukunftsfähiger Stadtentwicklung gegangen ist. Zur langfristigen Erhöhung der Lebensqualität aller Bewohner*innen Flensburgs und zur Erreichung der globalen Klimaschutzziele ist es dringend notwendig, die Bedürfnisse der Menschen statt den Autoverkehr in den Mittelpunkt zu stellen.

Weniger Autoverkehr in Städten durch verkehrsberuhigte bzw. autofreie Straßen und Plätze verringert unmittelbar die Lärm- und Luftschadstoffbelastung, das Unfallrisiko sowie den Eintrag von CO2 in die Atmosphäre. Die Lebensqualität, nicht nur für die Anwohnenden, steigt an und der so (wieder-)gewonnene öffentliche Raum bietet vielfältige Möglichkeiten der Nutzung und der Begegnung.

Eine bloße Umleitung des Verkehrs, wie es in dem Fall der Verkehrsberuhigung der Rathausstraße zu befürchten ist (Ausweichen auf Toosbüystraße/Duburger Straße und Friedrich-Ebert-Straße/Schützenkuhle), ist dafür allerdings nicht ausreichend. Für die Reduzierung des Autoverkehrs benötigt es weitere Verkehrsberuhigungen bis hin zu einer autofreien Innenstadt in Verbindung mit dem Ausbau klimafreundlicher Mobilitätsformen. Der Rad- und Fußverkehr sowie der öffentliche Nahverkehr stellen hierbei zukunftsweisende Alternativen dar und können u. a. durch städtebauliche Maßnahmen gefördert werden. (,wie hier im Kleinen durch den nun eingeräumten Vorrang für Fußgänger*innen und Radfahrende bei der Querung der Rathausstraße geschehen.)

Wir begrüßen, dass die Stadt Flensburg im Zuge der Verkehrsberuhigung deren Vorteile – weniger Verkehr, weniger Lärm und mehr Platz zum Leben – hervorhebt und wünschen uns, dass in diesem Sinne zeitnah weitere Maßnahmen ergriffen werden um für alle Bewohner*innen Flensburgs ein angenehmes Wohn- und Lebensumfeld zu schaffen und gleichzeitig zum Erreichen des 1,5 °C Klimaziels beizutragen.

Mehr auch auf: https://recht-auf-flensburg.de/

Postkolonialer Stadtrundgang am 28.11. und 5.12.2021 in Flensburg

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Der Flensburger Hafen zur Zeit des Handels mit den dänischen Kolonien und Inseln in der Karibik. Als passende Lektüre zum Thema: Zucker, Rum und Sklavenarbeit – Ein kurzer Abriß zur Kolonialgeschichte Flensburgs von 1755 bis 1840

Flensburgs Kolonialgeschichte(n)– Ein postkolonialer Stadtrundgang

Um Anmeldung wird gebeten

Schöne Innenhöfe, erfolgreiche Kaufleute und traditioneller Rum – das steht bislang für Flensburg. Der Stadtrundgang der ehrenamtlichen „Initiative postkolonialer Stadtrundgang Flensburg“ wirft einen kritischen Blick auf die Kolonialzeit der Stadt. Wie sind die Flensburger Handels- und Seefahrtsverbindungen mit der Ausbeutung und Unterdrückung auf den ehemals dänisch kolonialisierten Karibikinseln St. Croix, St. Thomas und St. John verbunden, und welchen Einfluss hatte die Kolonialzeit auf Flensburg damals und heute?

Im Rundgang wird auf die immer noch vorhandenen Spuren und Folgen dieser Kolonialgeschichte anhand einer Auswahl von Themen eingegangen. Beispielsweise gibt es Einblicke in die Veränderungen des Konsums durch sogenannte Kolonialwaren, in Rassismus in der Werbung, in den Widerstand in den damaligen Kolonien gegen die Versklavung, in die Rolle von Zucker und Ziegeln, in die Bedeutung von Denkmälern sowie in die noch bestehende Machtverhältnisse.

Der Rundgang beginnt vor dem Schifffahrtsmuseum Flensburg (Schiffbrücke 39) und dauert ca. zwei Stunden. Die Teilnahme ist kostenlos, aber es wird um Spenden für dekolonial arbeitende Projekte gebeten.

(Teilnehmer:innenzahl begrenzt aufgrund des Abstandsgebots)

Termine:

Sonntag, 28.11.2021, 11 Uhr

Sonntag, 05.12.2021, 11 Uhr

Anmeldung per Mail an flensburgpostkolonial@posteo.de

Klaus Holetschek kritisiert Spahns Pflegereform: „Hat das Ziel nicht erreicht, das wir wollten“

  • Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz fordert mehr Geld für die Pflege

  • VdK-Präsidentin Verena Bentele: Verantwortliche Bundesminister der Union haben in der Vergangenheit häusliche Pflege nicht angepackt

Berlin, 16.11.2021. Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) Klaus Holetschek fordert von den Ampelkoalitions-Verhandlern eine „große, nachhaltige Pflegereform“. Die Beschlüsse von Minister Spahn im Sommer hätten „nicht das Ziel erreicht, das wir wollten“, sagte Holetschek im Gespräch mit VdK-Präsidentin Verena Bentele. Pflege sei eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. „Da wird auch der Staat mehr Geld reingeben müssen“, so Holetschek. Konkret schlug er vor, „eine Art Lohnersatzleistung, ein Pflegegeld analog dem Elterngeld“ einzuführen und griff damit eine langjährige Forderung des VdK auf.

Holetschek war in Verena Benteles Podcast „In guter Gesellschaft“ zu Gast, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Der bayerische Gesundheitsminister warb darin für Investitionen in den Ausbau der Tagespflege und Kurzzeitpflege: „Eigentlich muss die Tagespflege so eine Struktur kriegen wie die Kita.“ Außerdem brachte er eine bessere Anerkennung der Pflegezeit bei der Rente ins Spiel: „Das kostet Geld. Das ist auch Thema in der Sozialgesetzgebung insgesamt.“ Holetschek sprach sich in dem Podcast zudem für eine engere Einbindung der Kommunen in die Pflegestrukturen aus. Es sei wichtig, „zuverlässige Strukturen vor Ort zu haben, um die pflegenden Angehörigen zu entlasten.“

VdK-Präsidentin Bentele wies Holetschek darauf hin, dass CDU/CSU im Bundestag viele Jahre den Gesundheitsminister stellten und die Aufgaben in der häuslichen Pflege nicht entsprechend angepackt hätten. „Es geht mir wirklich nicht um die Frage, wer hat wann die Verantwortung“, entgegnete Holetschek, der kurz nach der Bundestagswahl vor einer „humanitären Katastrophe“ in der Pflege gewarnt hatte. Statt zurückzublicken wolle er die Chance der Pandemie nutzen. Das System sei vorher schon schwierig gewesen. „Wenn wir es jetzt nicht ändern, wann sollen wir es dann ändern?“, so Holetschek.

Zum Podcast: „In guter Gesellschaft“ mit Klaus Holetschek

Über den Sozialverband VdK

Der Sozialverband VdK setzt sich mit seinen mehr als 2 Millionen Mitgliedern für soziale Gerechtigkeit ein. VdK-Mitglieder profitieren von der kompetenten Beratung im Sozialrecht. Als größter Sozialverband Deutschlands vertritt der VdK wirksam die sozialpolitischen Interessen aller Bürgerinnen und Bürger: unabhängig – solidarisch – stark. Mehr unter www.vdk.de.

Günstig unterwegs mit dem ÖPNV in Flenburg

Bus und Bahn: Fahrpreise, Job- und Sozialticket, Handy-App und mehr!

Ein Beitrag der VCD Ortsgruppe Flensburg

Die Fahrpreis-Erhöhung im August 2021 hat in Flensburg für Diskussion gesorgt. Voraussichtlich ab Januar 2022 soll nun für ein Jahr ein Sozialticket für 25 Euro eingeführt werden. Beschäftigte bekommen mit Unterstützung des Arbeitgebers kostenlos ein Jobticket. Wer bezahlt eigentlich den öffentlichen Verkehr, wie kommen die Ticketpreise zustande und wie lockt man notorische Autofahrer in Bus oder Bahn? Wir haben den Tarifexperten von NAH.SH, Jörg Ludolph, gefragt.

VCD Flensburg Streifenkarte für das Tarifgebiet Flensburg. Seit 1. August 2021 kostet die Fünfer-Streifenkarte 2,10 Euro pro Stück und das Einzelticket 2,50 Euro.

Volkswirtschaftler und Germanist Jörg Ludolph ist bei NAH.SH, der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH in Kiel (mehr), zuständiger Refernt für Tarif und Vertrieb.
NAH.SH sorgt im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein für

  • Planung, Bestellung und Qualitätssicherung des Schienen-Personennahverkehrs
  • Weiterentwicklung des landesweiten Schleswig-Holstein-Tarifs
  • Weiterentwicklung des Nahverkehrs auf Schiene und Straße gemeinsam mit den Kreisen, kreisfreien Städten, dem Land sowie den Bahn- und Busunternehmen in Schleswig-Holstein.

Gesellschafter der NAH.SH GmbH sind das Land Schleswig-Holstein, die 15 Kreise und kreisfreien Städte. Ziel von NAH.SH ist es, mit einem attraktiven Angebot mehr Fahrgäste für den öffentlichen Nahverkehr in Schleswig-Holstein zu gewinnen. Mit Erfolg: Seit 1995 ist die Nachfrage landesweit um rund 70 Prozent gestiegen.

Alles rund ums Jobticket

  • Herr Ludolph: Wieviel spart man beim Jobticket? Ab wann lohnt es sich? Rechnet sich das Job-Ticket denn auch für NAH.SH?

Für den Stadtverkehr Flensburg gibt es seit 2021 ein Jobticket für Beschäftigte und Auszubildende. Dafür schließt der Arbeitgeber einen Rahmenvertrag mit Aktiv Bus Flensburg GmbH. Das ist bereits ab 5 Jobticket-Nutzer:innen im Unternehmen möglich. Das Ticket gilt im gesamten Bereich Flensburg.

Es gibt zwei Rabattstufen:

Rabattstufe 1
Beschäftigte
Rabattstufe 2
Beschäftigte
Rabattstufe 1
Auszubildende
Rabattstufe 2
Auszubildende
Monatskarte normal 43,75 Euro 43,75 Euro 29,17 Euro 29,17 Euro
Arbeitgeber gibt 15 Euro 30 Euro 15 Euro 30 Euro
NAH.SH-Rabatt 10 Euro 20 Euro 10 Euro 20 Euro
Kundin zahlt: 18,75 Euro 0 Euro 4,17 Euro 0 Euro

Bei Rabattstufe 2 lohnt sich das Jobticket also schon für Sie, wenn Sie nur einmal im Monat mit dem Bus fahren! Insgesamt gibt es trotzdem Einnahmen, denn wir gewinnen neue Fahrgäste und der Arbeitgeberzuschuss kommt dem Busunternehmen zugute. Und auch die Natur ist ein Gewinner!

Besonderer Bonus: Wie bei anderen Monatskarten kann man bis zu 3 Kinder unter 6 Jahren mitnehmen und zusätzlich an Samstagen, Sonn- und Feiertagen kostenlos eine weitere Person und maximal 3 Kinder unter 15 Jahren.

Mehr Information:
– Jobticket Tarifraum Flensburg –  mehr
– Jobticket weiterer Tarifraum – mehr

Jobticket: Billiger als Sozial- und Schülerticket??

  • Sozial Schwache und Schüler:innen zahlen dann für die Monatskarte erheblich mehr als Arbeitende mit Jobticket!

Wir können das Jobticket so günstig anbieten, weil die Arbeitgeber dazuzahlen. Wenn die Fahrpreise für Sozialtickets günstiger werden sollen, ist ein Zuschuss von staatlicher Seite nötig. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Man kann die Fahrpreise senken und den Verkehrsunternehmen im Nachhinein die Mindereinnahmen erstatten.
    Es ist jedoch recht kompliziert, die Mindereinnahmen zu errechnen. Außerdem ist die Zustimmung verschiedener Gremien und der Verkehrsunternehmen nötig. Und es bleibt das Risiko, dass zu wenig Geld in die Kasse kommt.
  • Die zweite Möglichkeit: Man leistet einen direkten Zuschuss, z.B. über die Schulämter und Sozialämter.
    Dieser Weg ist aus unserer Sicht besser. Denkbar ist auch hier ein Modell wie das Jobticket: Ein Zuschuss der Stadt wird mit einem Rabatt auf den Fahrkartenpreis belohnt. Wenn die Nachfrage dadurch genügend steigt, ist ein Ausgleich der Mindereinnahmen nicht nötig.

Fahrgäste zurückholen in Busse und Bahnen

  • Durch Corona hat der öffentliche Verkehr Einbußen erlebt. Gleichzeitig brauchen wir Bus und Bahn als Hauptträger für die Verkehrswende. Wie lassen sich Fahrgäste zurückgewinnen?

Aus Forschung und langjährigen Erfahrungen wissen wir, dass Fahrgäste gern mit uns fahren, wenn das Angebot sicher und umfangreich ist. Das heißt konkret:

  • Eine Haltestelle in der Nähe, an der regelmäßig Bus, Bahn, Fähre etc. fahren
  • Eine sichere und saubere Umgebung an Haltestellen und in Fahrzeugen
  • Gute Anschlusssicherung, so dass die Fahrgäste ohne Verzögerung ans Ziel kommen
  • Freundliches und verfügbares Personal.

Clevere Routenplaner- und Ticket-Apps tragen ebenfalls dazu bei, Bus und Bahn angenehmer zu machen. Am Ende kommt es aber auf die Basics oben an.

Natürlich spielt auch der Preis eine Rolle. Die Bedeutung wird jedoch oft überschätzt. In der Marktforschung rangiert der Preis immer hinter den oben genannten Gründen für die Nutzung des ÖV. Preisveränderungen haben nur eine geringe Auswirkung auf die Nachfrage: Wenn man die Preise um 10 Prozent senkt, fahren nur etwa 3 Prozent mehr Menschen mit den Öffis. Eine Ausnahme ist es, wenn z.B. wie beim Jobticket die Preissenkung sehr drastisch ist.

Marketing-Aktionen können dabei durchaus hilfreich sein. Durch sie können Menschen neu entdecken, wie gut ihr Nahverkehr ist. Dabei sollten solche Aktionen nicht zu einer punktuellen Überfüllung von Bussen und Bahnen führen. Denn lange Wartezeiten, verschmutzte Haltestellen und Fahrzeuge, ein Fahrplan, der aus den Fugen gerät, und unfreundliche Busfahrer – Autofahrer, die solche Erfahrungen machen, werden den Nahverkehr nicht in guter Erinnerung behalten.

Günstig unterwegs mit der Flensburger Fairtiq-App

  • Thema Apps: Die Flensburger App Fairtiq (mehr) rechnet immer die günstigste Fahrkarte ab, z.B. Einzelfahrt oder Tageskarte. Welche weiteren Vorteile für Fahrgäste wären durch eine digitale Fahrpreiserhebung möglich?

In der  NAH.SH-App gibt es noch keine Bestpreis-Abrechnung, da sind uns die Flensburger tatsächlich einen Schritt voraus.
Bei Bezahl-Apps gibt es zwei Varianten:

  • Das klassische Handyticket, mit dem die Kundin vor Fahrtantritt eine bestimmte Fahrkarte für eine festgelegte Strecke erwirbt (Prepaid).
    Eine Bestpreisabrechnung ist grundsätzlich auch für dies Modell möglich. Das ist auch für uns eine interessante Option, der wir nachgehen wollen.
  • Neuere Systeme, bei denen die Kundin sich eincheckt, fährt und nach Ende der Fahrt für die gefahrene Strecke eine Fahrkarte zugeordnet bekommt.
    Bei solchen Systemen ist die Bestpreisabrechnung am Ende des Tages üblich.

Für den SH-Tarif haben wir gerade ein Vergabeverfahren gestartet für ein System, bei dem die Kundin bei Fahrtantritt eincheckt und dann nichts weiter tun muss. Der Start ist für 2023 geplant, 2022 werden wir erste Tests durchführen.

Dies sogenannte Check-in/Be-out-System (CiBo) ermöglicht zudem besondere Tarife, bei denen beispielsweise nach Kilometern (Luftlinie oder gefahrene Strecke) abgerechnet wird oder die Fahrgäste sich eine eigene “Home-Zone” erfahren können, d.h. einen Bereich, in dem sie am häufigsten unterwegs sind und für den dann mit einer Flatrate abgerechnet wird.

Kosten: Wieviel bezahlen die Fahrgäste, wieviel bezahlt der Staat?

  • Wie werden Busse und Bahnen denn finanziert? In Flensburg, so heißt es, finanziert sich der Busverkehr zu 80% durch die Ticketpreise und zu 20% aus staatlichem Zuschuss.

Vor Corona ging man davon aus, dass etwa die Hälfte der Kosten für den ÖV durch Ticketeinnahmen finanziert wird, die andere Hälfte vom Staat, also ein Verhältnis von 50:50.
Der Nachfragerückgang im Zuge der Pandemie führte zwischenzeitlich zu einem Verhältnis von eher 70% staatlichen Mitteln und 30% Fahrgeldeinnahmen.
Die künftige Entwicklung lässt sich noch nicht exakt voraussagen. Man muss jedoch zunächst von einem erhöhten Staatsanteil ausgehen. Das stellt natürlich für die Finanzierung der Verkehrswende eine erhebliche Belastung dar.

Die Stadt Flensburg hat im Jahr 2021 insgesamt 2.335.166,- Euro vom Land Schleswig-Holstein für den ÖPNV erhalten. Grundlage dafür ist die “Landesverordnung über die Finanzierung des übrigen öffentlichen Personennahverkehrs vom 27. November 2020” (ÖPNV FinVO – mehr).
Diese Mittel sind zweckgebunden für den ÖPNV zu verwenden (Verkehrsverträge, Infrastruktur, Marketing etc.) und dienen zudem dazu, die übertragene Aufgabe der Genehmigungsbehörde für den Linien- und Gelegenheitsverkehr abzugelten.

Wie hoch die Fahrgeldeinnahmen in Flensburg sind, kann exakt nur die Stadt Flensburg mitteilen. Wir gehen jedoch davon aus, dass das Verhältnis von Fahrgeldeinnahmen zu staatlichen Mitteln hier höher sind als im landesweiten Durchschnitt. Dies ist bei dicht besiedelten Stadtgebieten meist der Fall. Dort sind schlicht mehr Fahrgäste je Fahrzeug zu erwarten.

Finanzierung des ÖV: Durch Fahrgäste, Staat und Nutznießer

  • Gibt es denn außer Fahrgästen und Staat noch andere Möglichkeiten, den öffentlichen Verkehr zu finanzieren?

Beim Jobticket sehen wir eine dritte Säule der Finanzierung: Die Arbeitgeber tragen einen Teil der Kosten. Denn sie haben selbst einen Nutzen davon: Ihre Beschäftigten sind entspannt und sicher unterwegs, Parkplätze werden eingespart, das Unternehmen zeigt Umwelt-Engagement, die Aufwendungen sind sozialabgabenfrei. Daher haben sie einen Anreiz, sich an der Finanzierung des Nahverkehrs zu beteiligen. Wir sprechen hier von Nutznießer-Finanzierung.

Der Ausbau dieser Nutznießer-Finanzierung als dritte Säule der Finanzierung ist aus unserer Sicht notwendig für die Umsetzung der Verkehrswende und für den Ausbau der Mobilität von morgen.

Andere Beispiele dafür sind: Eine kommunal erhobene Arbeitgeberabgabe, eine verstärkte Parkraumbewirtschaftung, Mautgebühren für Autos in der Innenstadt, ein Bürgerticket u.ä. All dies ist im europäischen Ausland seit vielen Jahren gelebte Selbstverständlichkeit, stärkt den öffentlichen Verkehr und trägt maßgeblich zur Verkehrswende bei.

Familien mit kleinen Kindern: Mit Lastenrad in den Zug?

  • Letzte Frage: Im Schienenverkehr dürfen in Schleswig-Holstein Tandems mitgenommen werden, aber keine Lastenräder. Das ist ein Nachteil für Familien, die z.B. mit Kleinkindern unterwegs sind. Sehen Sie eine Möglichkeit, diese Bestimmung zu ändern?

Wir freuen uns, dass immer mehr Familien ihre Kleinkinder klimaschonend mit dem Lastenrad statt mit dem Pkw herumfahren. Gleichzeitig dienen die Beförderungskapazitäten in Bahn und Bus in erster Linie zur Beförderung von Personen. Wir müssen genügend Beförderungsfläche haben, denn vorrangig sollen z.B. Mütter mit Kinderwagen und Bewegungseingeschränkte, z.B. mit Rollator, mitfahren können.
Aber wir denken darüber nach und prüfen unsere umfangreichen Bestimmungen zur Mitnahme von Fahrrädern aller Art sowie weiteren Gefährten mit Rädern immer wieder.
Langfristig wird nur eine entschlossene Ausweitung der Transportkapazitäten in Bus und Bahn helfen, um die Mobilität – einschließlich der Verknüpfung alter und neuer Formen – ins 21. Jahrhundert zu holen.

Weiterlesen

  • Busverkehr in Flensburg: Tickets werden teurer (11.07.2021)
    In Flensburg werden die Fahrpreise ab 1. August 2021 um rund 5 Prozent steigen. 5 Euro für ein Ticket in die Innenstadt und zurück – das dürfte kaum zusätzliche Fahrgäste in die Busse locken. „Der öffentliche Verkehr muss nicht kostenlos sein, aber für alle bezahlbar!“, fordert der VCD – mehr
  • Schleswig-Holstein: Neuer Landes-Nahverkehrsplan vorgestellt
    Schneller, pünktlicher, häufiger und attraktiver soll der öffentliche Nahverkehr werden. Ziel: Die Mobilitätswende. „Ein anspruchsvoller, aber auch realistischer Plan für die nächsten Jahre“, so Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz zum Entwurf des neuen Landes-Nahverkehrsplans. Auch die Verkehrssituation in Flensburg wird konkret beleuchtet – mehr
  • Fairtiq – die „einfachste Fahrkarte der Welt“? Aktiv Bus-App im Test
    „Die einfachste Fahrkarte der Welt“, so nennt das Schweizer Unternehmen FAIRTIQ seine App. Seit dem 15. Juli 2020 kommt Fairtiq im Flensburger Stadtverkehr zum Einsatz. Seniorenbeiratsmitglied Heidemarie Hesse hat die App getestet – mehr

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„Edgar Allen Poes Quarantäne: Masken und Erzählmuster in amerikansicher Pandemieliteratur“ – Prof. Dr. Birgit Däwes am 22.11.2021 in der Phänomenta Flensburg

 

Die Veranstaltungen der öffentlichen Ringvorlesung  „Unverfügbarkeit ll – Pandemische Zeiten“ finden immer montags um 18.00 Uhr in der Phänomenta statt

am 22. November mit dem Vortrag „Edgar Allen Poes Quarantäne: Masken und Erzählmuster in amerikansicher Pandemieliteratur“ – von Prof. Dr. Birgit Däwes, Seminar für Anglistik und Amerikanistik, Europa-Universität Flensburg

Wir weisen darauf hin, dass es für diese Veranstaltungsreihe nur begrenzte Plätze gibt. 


Die letzte Veranstaltungsreihe zum Thema „Unverfügbarkeit“ begann mit folgender Ankündigung:

Der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa hat sich seit geraumer Zeit mit Fragen von Kontrolle und Glück und dem Verhältnis der beiden zueinander beschäftigt. In seinem neuen Band „Unverfügbarkeit“ stellt er als eine zentrale These auf, dass die Menschen in der modernen Welt immer mehr verfügbare Möglichkeiten haben und vermeintlich ihr Glück über die Verfügbarkeiten finden. Andererseits sei es gerade das Unverfügbare, welches beim Eintreten zu wahren Glücksmomenten führt, da es die Distanz zwischen Mensch und Welt durch seine Unkontrollierbarkeit verringert.

Das war vor der Pandemie. In pandemischen Zeiten wird diese permanente Verfügbarkeit in vielen Bereichen in Frage gestellt und die neu entstandene Unverfügbarkeit als Mangel deklariert oder Einschränkungen angesehen.

Vieles, was bisher verfügbar war wird plötzlich umverfügbar, und das Eintreten von Unverfügbarkeit ist nicht notwendigerweise mit Glücksmomenten verknüpft. Bisher wie selbstverständlich Verfügbares wird hinterfragt, und je nach Interessenlage als unabdingbar oder überflüssig deklariert. So werden z.B. Bundesligaspieltage, Formel-1-Rennen, Opernaufführungen und Ausstellungseröffnungen nicht in gleicher Weise in Frage gestellt und (un)verfügbar gemacht. Verfügbarkeiten verändern sich, analog umverfügbares wird teilweise digital verfügbar gemacht: Reale Erlebnisse werden in den virtuellen Raum verschoben und so auch neue Nutzer:innengruppen zugänglich – und bringen immer irgendwie die Frage nach ihrer Identität und Abgrenzung/Entgrenzung mit sich.

Wie blicken wir nun, nach eineinhalb Jahren der Pandemie, auf das Zusammenspiel von Verfügbarkeit und Unverfügbarkeit, deren Priorisierung und den hiermit eingehenden Glücksmomenten? Bedingt nicht die Verfügbarkeit von Vielem den Reiz, den die Unverfügbarkeit von Manchem ausmacht?

Programm:

Spannende Vorträge für das breite Publikum auf der Ringvorlesung – Montags um 18 Uhr in der Phänomenta

Seit dem Sommersemester 2013 findet in jedem Semester die Ringvorlesung in Kooperation mit der Phänomenta und der Flensburger Volkshochschule im Vortragssaal der Phänomenta (Norderstraße 157-163) 
statt. Die Vortragenden aus verschiedenen Disziplinen präsentieren hier ihre selbstgewählten Themen. Ein jährlich wechselndes Oberthema stellt einen Bezug zwischen den Vorträgen her. Auf der Seite der Europa Universität Flensburg ist ebenfalls das aktuelle Programm mit den zugehörigen Zusammenfassungen und das Archiv der Ringvorlesung zu finden.

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