Archiv für den Tag 8. Oktober 2020

„Mitreden über Europa“ – Bürgerforum am 16.10.2020 im Deutschen Haus

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Flensburg. Die Veranstaltungsreihe des Bürgerforums „Mitreden über Europa“ kommt nach Flensburg am Freitag, den 16. Oktober.

Begrüßung:

Simone Lange, Oberbürgermeisterin der Stadt Flensburg
Georg Pfeifer, Leiter des Verbindungsbüros des Europäischen Parlaments in Deutschland

Podium:

Rasmus Andresen, Mitglied des Europäischen Parlaments (Bündnis 90/Die Grünen)
Delara Burkhardt, Mitglied des Europäischen Parlaments (SPD)
Svenja Hahn, Mitglied des Europäischen Parlaments (FDP)
Niclas Herbst, Mitglied des Europäischen Parlaments (CDU)

Moderation:

Christopher Scheffelmeier, Journalist

Das Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments in Deutschland lädt in Kooperation mit der Stadt Flensburg zu einer Hybrid-Veranstaltung im Deutschen Haus ein. An dieser können 50 Flensburger*innen vor Ort unter Beachtung der geltenden Hygienebestimmungen und viele weitere via Live-Stream teilnehmen.

Die Europäische Union besteht nicht nur aus ihren 27 Mitgliedstaaten oder deren Vertretern in Brüssel oder Straßburg, sondern vielmehr aus der Vielzahl an Gemeinden, Kommunen und insbesondere der dort lebenden Menschen und deren Vielfältigkeit. Um ihnen die EU näher zu bringen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und Meinungen anzuhören zu allem rund um Europa, kommen drei Abgeordnete des Europäischen Parlaments in die Fördestadt. Die Schleswig-Holsteiner*innen Delara Burkhardt (SPD), Svenja Hahn (FDP) und Niclas Herbst (CDU) werden für rund eineinhalb Stunden mit den Teilnehmenden in den Dialog treten und die aufkommenden Fragen beantworten. Diese können auch online auf Twitter (@EPinDeutschland) über den Hashtag #MitredenEU in die Diskussion eingebracht werden.

Für eine Teilnahme vor Ort ist eine verbindliche Anmeldung mit Angabe einer Kontaktadresse zwingend notwendig. Die Plätze werden nach dem Eingang der Anmeldung vergeben und sind auf ca. 50 Personen begrenzt.

Der Eintritt ist frei.

Anmeldungen, um beim Bürgerforum dabei sein zu können, erfolgen unter www.europarl.de oder per E-Mail an mitreden@valentum-kommunikation.de. Für den Zugang zum Live-Stream ist auch eine vorherige Registrierung erforderlich.

Hier gibt es zum Download den Veranstaltungsflyer mit Anmeldeformular

Planung für das neue Quartierszentrum an der Walzenmühle

Noch steht da der alte Edeka-Markt: Blick auf den geplanten Neustadtplatz Richtung Süden – Illustration: CKRS/Stadt Flensburg

Das Preisgericht für den städtebaulichen, freiraumplanerischen und hochbaulichen Wettbewerb hat getagt

Flensburg-Neustadt. Es ist entschieden. Ein elfköpfiges Preisgericht hat am 29.09.2020 die drei Preisträger*innen festgelegt. Unter dem Vorsitz vom Prof. Frank Schwartze aus der TH Lübeck wurden die Weichen für die Entwicklung in der Neustadt gestellt.

Das rund 2,4 Hektar große Wettbewerbsgebiet liegt im Stadtteil Flensburg-Neustadt, im Bereich Gartenstraße, Neustadt und Grönlandgang. Auf derzeit weitgehend ungenutzten ehemaligen Gewerbeflächen bietet sich ein erhebliches städtebauliches Potenzial zur Entwicklung eines Quartierszentrums für den Stadtteil Neustadt.

Im Jahr 1999 wurde der Stadtteil Flensburg-Neustadt in das Städtebauförderungsprogramm des Landes Schleswig-Holstein aufgenommen. Das Wettbewerbsgebiet liegt in einem durch Beschluss der Ratsversammlung förmlich festgelegten Sanierungsgebiet. Hier erfolgen schwerpunktmäßig große Investitionen in die Stadterneuerung und die Quartiersentwicklung.

Ziel des Wettbewerbes war es, alle Voraussetzungen für die Entwicklung eines identitätsstiftenden neuen Quartierszentrums zu schaffen. Die neue Bebauung soll durch einen Wohnungsmix mit ca. 200 Wohneinheiten – unter Berücksichtigung einer Förderquote von etwa 30% im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung – und Schaffung attraktiver Gewerbe- und Dienstleistungsflächen unterschiedlichen Zielgruppen dienen und so einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung des Stadtteils Neustadt leisten.

Neue attraktive Wegeverbindungen für Fußgänger*innen und Radfahrerende sollen durch das entstehende Quartierszentrum führen und so die Erreichbarkeit der Einzelhandelsmärkte, Dienstleistungen sowie der gastronomischen und kulturellen Angebote entlang der Neustadt aus den umliegenden Wohngebieten verbessern. Ein zentraler Quartiersplatz soll die Neubebauung ergänzen und Aufenthaltsqualitäten schaffen.

Der Wettbewerb wurde als einstufiger städtebaulicher, freiraumplanerischer und hochbaulicher Realisierungswettbewerb in Form eines nicht-offenen Wettbewerbs gemäß § 3 (3) RPW 2013 durch die Stadt Flensburg Fachbereich Stadtentwicklung und Klimaschutz in Zusammenarbeit mit den künftigen Investoren der May & Co. Holding GmbH und der GEWOBA Nord Baugenossenschaft e.G. ausgelobt. Dem Wettbewerb wurde ein Bewerbungsverfahren (Präqualifizierung) vorangestellt. In diesem wurden zehn qualifizierte Planerteams, die sich aus den Disziplinen Stadtplanung, Architektur und Landschaftsplanung zusammensetzen, ausgewählt. Neun der Planerteams hatten ihre Arbeiten zur Beurteilung durch das Preisgericht eingereicht. Die Betreuung des Wettbewerbsverfahrens erfolgte durch die IHR Sanierungsträger – Flensburger Gesellschaft für Stadterneuerung mbH.

Das Preisgericht hat der Ausloberin einstimmig empfohlen, die 1.Preisträgerin, die Planergemeinschaft CKRS mit den Stadtplanern Machleidt GmbH und den Freianlagenplanern TDB Landschaftsarchitektur aus Berlin, mit der Weiterbearbeitung zu beauftragen. Der preisgekrönte Entwurf bietet eine klare und selbstverständliche städtebauliche Lösung, die mit der gegenüber liegenden Walzenmühle korrespondiert. Eine Verbindung zwischen der Gartenstraße und der Straße Neustadt schafft mit einer Öffnung zu einem Taschenplatz gegenüber der Walzenmühle ein schönes und attraktives Raumangebot im öffentlichen Raum. Das Konzept sieht vielfältigen und attraktiven Wohnraum mit großzügigen Innenhofflächen mit angemessener Gestaltung auf darunterliegenden Einzelhandelsflächen vor. Der ersten Preisträgerin ist es gelungen, die komplexe Aufgabe in einen robusten Entwurf zu übersetzen, sagte Claudia Takla Zehrfeld, Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung und Klimaschutz. „Der Entwurf wird die Weiterentwicklung der Neustadt als attraktives, innenstädtisches Quartier befördern. Hier wird ein Stück Stadt weitergebaut: bezahlbarer Wohnraum und moderne Dienstleistungs- und Einzelhandelsflächen bei erhöhter Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum.

Die weiteren preistragenden Planergemeinschaften sind die Architekten und Stadtplaner Zastrow & Zastrow mit den Landschaftsarchitekten Brien.Wessels.Werning GmbH aus Kiel (2. Platz) sowie die Architekten und Stadtplaner GmbH PPP aus Lübeck mit dem Büro arbos Freiraumplanung aus Hamburg (3. Platz).

Es ist geplant, alle eingereichten Entwürfe für zwei Wochen öffentlich im Rathaus auszustellen. Der Termin wird noch bekannt gegeben.

Das Verfahren zum Bebauungsplan „Quartierszentrum an der Walzenmühle“ (282) wurde bereits durch Aufstellungsbeschluss der Ratsversammlung der Stadt Flensburg eingeleitet und wird auf Grundlage des Wettbewerbsergebnisses fortgeführt. Zur Sicherung des Wettbewerbsergebnisses werden die Investoren nach Maßgabe der Empfehlungen des Preisgerichts die Preisträgerin des städtebaulichen, freiraumplanerischen und hochbaulichen Realisierungswettbewerbs mit der Weiterbeauftragung der Hochbauplanung beauftragen. Die Stadt wird auf Grundlage des Wettbewerbsergebnisses den Auftrag zur öffentlichen Freianlagenplanung und der weiteren Bauleitplanung (Bebauungsplan) an die Preisträgerin vergeben. Bereits im Vorfeld des Wettbewerbes ist mit dem Abbruch der Bestandsbebauung begonnen worden. Mit Abschluss des Wettbewerbsverfahrens werden die Abbruchmaßnahmen fortgeführt; das denkmalgeschützte Gebäude Neustadt 26 (ehemalige Werftkantine) bleibt erhalten.

„Von der künftigen Entwicklung des Wettbewerbsgebietes werden positive Effekte für die quartiersbezogene Nahversorgung, das soziokulturelle Leben und die Sozialstruktur im Stadtteil Neustadt erwartet“, betont Stephan Kleinschmidt, Dezernent für Projektentwicklung, Dialog und Image.

Das „Quartierszentrum an der Walzenmühle“ fügt sich in eine Reihe großer städtebaulicher Projekte im Sanierungsgebiet Neustadt ein, die derzeit in der Planung oder Umsetzung sind. Mit dem „Wohnquartier Schwarzenbachtal“ entstehen rund 480 Wohneinheiten auf den Flächen des ehemaligen Bundeswehrdienstleistungszentrums in der Meiereistraße und früherer Gewerbebetriebe am Junkerhohlweg. Die Promenade entlang der Förde wird Richtung Norden fortgeführt und in diesem Zusammenhang ein Wasserplatz am Brauereiweg geschaffen. Die Flächen des ehemaligen Schlachthofes sollen unter Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude und Erweiterung des BMX- und Skateparks der Sportpiraten entwickelt werden.

Dazu ein Kommentar von Jörg Pepmeyer

Fällt den Architekten nicht Besseres ein?

Der vorgestellte Entwurf mit der Fassadengestaltung ist schlichtweg langweilig, sich ständig wiederholend und ohne Seele. Das ist nichts anderes als beliebige Investorenarchitektur, wie wir sie auch aus anderen Städten zu Genüge kennen. Und wenn Stadtplanerin Claudia Takla-Zehrfeld davon spricht, der ersten Preisträgerin sei es gelungen, die komplexe Aufgabe in einen robusten Entwurf zu übersetzen, kann man das auch anders übersetzen. Wo bleibt dabei eigentlich die Bürgerbeteiligungt? Ich lehne jedenfalls als Bewohner des Quartiers Duburg-Neustadt diesen Entwurf ganz entschieden ab.

Flensburger Bahnhofswald seit einer Woche besetzt

Protestplakate am besetzten Bahnhofswald – Foto: Jörg Pepmeyer

Seit einer Woche halten Klimaaktivist*innen den Flensburger Bahnhofswald besetzt, um dessen Rodung zu Gunsten eines Hotel- und Parkhausneubaus zu verhindern.

Einen ersten Etappensieg sehen sie auf ihrer Seite: „Bereits die erste Woche hat gezeigt, dass die Besetzung als Aktionsform nötig ist. Denn sonst hätten die Rodungsarbeiten bereits begonnen“, erklärte eine Aktivistin. Am zweiten Tag der Besetzung rückten Arbeiter an, inspizierten das Gelände – und zogen wieder ab. In der vergangenen Woche bauten die Baumbesetzer*innen ihr in luftiger Höhe errichtetes „böömdörp“ (Baumdorf) weiter aus. Sie errichteten weitere Plattformen und Verbindungen zwischen den Baumhäusern, die nun auch für das zunehmend ungemütlicher werdende Herbstwetter gerüstet sind.

Aktivist*innen erklettern einen von der Fällung bedrohten Ahornbaum – Foto: Jörg Pepmeyer

Auch am Boden ist einiges los. Aktivist*innen sind rund um die Uhr vor Ort ansprechbar, Presse und interessierte immer willkommen. Immer wieder bleiben Passant*innen stehen, freuen sich über die Aktion und diskutieren mit den Aktivisten*innen. Eine Unterstützungsgruppe auf Telegram hat bereits 100 Mitglieder und Busfahrer*innen grüßen regelmäßig. Viele bieten auf Anfrage schnelle Hilfe oder liefern von sich aus große Mengen an Heißgetränken, Essen und anderen Versorgungsgütern. „Es ist einfach geil hier“, sagt jemand. Denn mit der Besetzung sei auch ein „Kreativ-Freiraum“ geschaffen worden, in den sich viele einbringen können. Vieles passiere „von alleine, aus einer Eigendynamik heraus“. Auch Wissen wird weitergegeben. Interessiere lernen, wie man klettert, Bäume besetzt oder andere Aktionen macht. Ab und an kommt auch die Polizei vorbei – und betont momentan keinen Anlass für eine Räumung zu sehen.

Der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Arne Rüstemeier, war ebenfalls persönlich vor Ort. Er versteht die Aufregung nicht. Schließlich würden für jeden gefällten Baum anderswo vier neue gepflanzt. Die seien jedoch kein angemessener Ersatz für die teilweise 150 Jahre alten Bäume, die im Bahnhofswald nun weichen sollen, entgegnen die Umweltschützer*innen.

Auf dem Gehweg am Bahnhofswald – Foto: Jörg Pepmeyer

Eine 150-jährige Buche etwa nimmt pro Tag bis zu 24 Kilogramm CO2 auf, so viel wie ein Kleinwagen im Durchschnitt auf 150 Kilometer in die Luft pustet. Sie produziert täglich rund 11.000 Liter Sauerstoff, das entspricht in etwa dem Tagesbedarf von 26 Menschen. Über ihre Blätter verdunstet sie täglich bis zu 500 Liter Wasser und sorgt damit für ein kühleres Stadtklima und sauberere Luft. Neupflanzungen könnten das allenfalls in Jahrzehnten ersetzen. Doch das Erdklima steuert rasant auf eine ganze Reihe von Kipppunkten zu, deren Überschreiten katastrophale Kettenreaktionen hervorruft. Einer dieser Punkte wird erreicht, wenn die Kapazitäten der Wälder zur Kohlenstoffbindung zu weit abfallen. Dann geht uns buchstäblich die Luft aus.

Diese Denkweise, nach der man getrost roden könne, wenn man nur für Ersatzpflanzungen sorge, ist leider normal und weit verbreitet, beklagen die Aktivist*innen. Und das sei ein riesiges Problem, das sich nicht nur am Bahnhofswald äußere. Allein für Flensburg nennen sie vier weitere Beispiele. Am Museumsberg sollen Bäume gefällt werden, damit Tourist*innen einen besseren Blick auf die Förde haben. Ebenso soll es Teilen des Baumbestandes im Christiansenpark ergehen. Gerüchteweise soll es an der Nordspitze vom Harniskai Pappeln und in der Duburger Straße Kastanien an den Kragen gehen.

„Dass der Konflikt sogar hier in einer relativ kleinen Stadt wie Flensburg eine solche Dynamik erzeugt, zeigt, wie verfehlt die Prioritäten der Politik sind.“ Doch man könne, wenn man nur wolle. „Es werden Banken gerettet und Konzerne wie Lufthansa mit aller Kraft über Wasser gehalten. Kapitalinteressen sind offenbar wichtiger als Umweltbelange: Bäume, Klima und Stadtökologie interessieren kaum“, schimpft eine der Besetzerinnen. Wären sie nicht hier, hätte man im Bahnhofwald wohl längst Fakten geschaffen. Deshalb freut sich auch die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg über die Initiative der jungen Klimaschützer*innen. Sie sammelt noch Spenden, um den Hotel- und Parkhausbau mit einer Klage zu stoppen. Die Besetzung verschafft ihnen Zeit.

Gegen den geplanten Bau von Hotel und Parkhaus im Bahnhofstal wird die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg Klage erheben. Dafür hat sie ein Crowdfunding gestartet, das zur Finanzierung einer Normenkontrollklage beitragen soll. Wer das Ziel der Initiative unterstützen und sich am Crowdfunding beteiligen möchte, findet weitere Informationen unter: https://www.startnext.com/bahnhofswald-flensburg-retten

Kontakt zu den Aktivist*innen der Waldbesetzung:

rodung@nirgendwo.info

Twitter: @boomdorp

Weitere Informationen:

Zum Flensburger Bahnhofswald: https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/
Zur Besetzung im Dannenröder Wald: https://waldstattasphalt.blackblogs.org/
Zum Hambacher Forst auf https://hambacherforst.org/
Zur Besetzung in Keyenberg auf https://unserallerwald.noblogs.org/ bzw https://twitter.com/UnserAllerWald
Zum Teutoburger Wald auf https://www.pro-teuto.de/
Zum Steigerwald auf https://twitter.com/keinhektarmehr
Zu Rumänien: https://www.robinwood.de/pressemitteilungen/protest-gegen-zerstörung-rumänischer-urwälder-für-stromtrasse

Mehr Infos zum Thema Hotel- und Parkhausprojekt am Flensburger Bahnhofswald auch hier

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