Archiv für den Tag 27. August 2020

Flensburg: Bauchgefühl statt Fakten – wieder keine Fortschritte für klimafreundlichen Verkehr?

VCD Flensburg: Parkhaus Karstadt, oberste Etage – meistens gähnende Leere.

Debatte im Umwelt- und Planungsausschuss über Verkehrsführung am ZOB und Parkhaus

Ein Beitrag von Julia Born, VCD  Flensburg

Schlechte Aussichten für mehr Klimaschutz im Flensburger Innenstadt-Verkehr, das ist das Ergebnis der Beratung im Ausschuss für Umwelt, Planung und Stadtentwicklung am 25.08.2020. Ziel war, das Parkhaus am ZOB besser erreichbar und den Verkehrsfluss – Busse, Polizei, Autos, Fuß- und Radverkehr – am Innenstadtknoten flüssiger zu machen. Ein entsprechendes Verkehrsgutachten wollten die  Ratsmitglieder nicht akzeptieren. Hier ein Kurzinfo zum geplanten Vorhaben und ein kritischer Bericht aus der Ausschuss-Sitzung.

Verkehrsführung rund um den ZOB: Besserer Verkehrsfluss, bessere Auslastung des Parkhauses

Fast 490 Stellplätze gibt es im Parkhaus „City Süderhofenden“ – in bevorzugter zentraler Lage am ZOB und mit wenigen Gehminuten zur Fußgängerzone. Das ist ein knappes Drittel der rund 1800 Parkplätze, die allein zwischen Hafenspitze, Holm und Großer Straße zur Verfügung stehen. Doch das Parkhaus ist in keiner Weise ausgelastet.

Gleichzeitig trifft am Kreuzungspunkt Süderhofenden-Rathausstraße viel Verkehr aufeinander: Busse fahren zu und vom ZOB, Pkw treffen aus allen Richtungen ein, dazu Einsatzfahrzeuge der Polizei und jede Menge Rad- und Fußverkehr. Das führt zu Behinderungen, Beeinträchtigungen und Wartezeiten für alle, die dort unterwegs sind. Diesen Verkehrsknoten zu entzerren und die Zufahrt zum Parkhaus zu optimieren, war der Auftrag an das Bremer Büro Planersocietät.

Eine wirksame und eine wenig wirksame Variante

Nach äußerst aufwändigen Verkehrsmessungen und Befragungen kommen die Verkehrsplaner von Planersocietät in ihrem Endbericht (Mai 2020, PDF-Datei – mehr) zu folgendem Ergebnis:
Künftig soll das Parkhaus von der Rathausstraße her angefahren werden (Änderung der Einbahnstraßen-Richtung).

  • Dafür soll, so Variante 1, die Rathausstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt und nur für Rad-, Bus- und Lieferverkehr sowie Anwohner freigegeben werden.
    Das bringt mehr Platz in diesem Bereich und somit erhebliche Verbesserungen für Rad- und Fußverkehr, Busse und Einsatzfahrzeuge. Das Parkhaus kann direkt angefahren werden und wird deutlich besser ausgelastet. Gleichzeitig sorgt das für eine Verkehrsberuhigung in der Innenstadt.
    Teilweise dürfte das zu Ausweichfahrten in umgebende Straßenzüge führen (Norderhofenden – Toosbüystraße sowie Friedrich-Ebertstraße – Schützenkuhle), insgesamt würde sich Durchgangsverkehr aber auf den Tangentenring verlagern, da diese Route dann attraktiver ist.
  • Alternativ Variante 2: Die Rathausstraße könnte zur Einbahnstraße Richtung Westliche Höhe erklärt werden.
    Diese Variante schafft weniger Platz und bringt geringere Verbesserungen für den Verkehrsfluss mit sich. Die Parkhausauslastung wird, so die Berechnung, nicht verbessert. Die gewünschten Ziele werden damit nicht erreicht.

Daher wurde Variante 2 von der Stadtplanung abgelehnt. Sie trägt auch nicht wesentlich bei zum 2018 gemeinsam beschlossenen Masterplan Mobilität. Darin wird angestrebt, die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Fahrrad attraktiver als mit dem Auto zu machen (Maßnahme 37), die Aufenthalts- und Lebensqualität dort zu verbessern (Maßnahme 55) und die Durchgangsverkehre zu reduzieren (Maßnahme 57).
Rathausstraße, Nordergraben und Toosbüystraße gehören zudem laut Lärmaktionsplan zu den Straßen mit erheblichster Lärmbelastung, hier sind  Gegenmaßnahmen nötig.

Wartende Autos in der Rathausstraße. Eine unwirtliche Straße, hier geht man als Fußgänger nicht gern entlang. Sehr hoch auch die Lärmbelastung in Rathausstraße und Nordergraben, so das kürzlich erstellte Lärmgutachten.

Rathausstraße als „Tor zur Flensburger Innenstadt“: Mehr Passanten, weniger Leerstände

Bei der Online-Präsentation im Juni 2020 stieß das Verkehrsgutachten auf positive Resonanz: Die Rathausstraße kann so zum Eingangstor zur Flensburger Innenstadt werden – mit der Möglichkeit, das Auto direkt neben dem Eingang abzustellen und von dort aus weiter zu flanieren. Das würde auch deutlich mehr Passant*innen in die Rathausstraße und die Große Straße bringen und den Leerständen dort entgegenwirken.

Bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Planung und Stadtentwicklung am 25.08.2020 wurde das Verkehrsgutachten vom Fachbereich Stadtentwicklung und Klimaschutz der Stadt Flensburg vorgestellt mit der Maßgabe, die Verkehrsbehörde möge die Vorzugsvariante 1 auf verkehrsrechtliche Umsetzbarkeit prüfen und anordnen.
Doch die Flensburger Ratsleute tun sich schwer, ihren Worten Taten folgen zu lassen, wie die Sitzung zeigte.

Kritischer Bericht aus der Ausschuss-Sitzung

Tim Meyer-König, ADFC-Mitglied und regelmäßiger Gast im SUPA, besuchte die Sitzung und findet in seinem Bericht deutliche Worte:

„Als es zum TOP 8.3, ‘Verkehrsführung Parkhaus Süderhofenden / Rathausstraße’ kam, schien ein großer Teil der SUPA-Mitglieder fast beleidigt zu reagieren.  Aus Sicht vieler SUPA-Mitglieder war es eine Provokation, dass sie in einer Entscheidung nicht das letzte Wort haben und dass die Stadtverwaltung fachlich und rational entscheidet.

Bauchgefühl statt Fakten – und keine Fortschritte für klimaschonenden Verkehr

Statt sich mit der fachlichen Expertise und den nüchternen Zahlen der Stadtplaner auseinanderzusetzen, argumentierten die Ratsmitglieder mit persönlichen Eindrücken und Bauchgefühl („ich beobachte das ja auch“, „wenn ich dort lang fahre, stehe ich im Stau“). Auch der Klassiker „glaub ich nicht“ fiel. Solche Argumentation ist nicht fundiert, sondern einfach nur peinlich.

Gabi Ritter (LINKE) fasste die Diskussion treffend zusammen: Das Schauspiel mache sie traurig. Der Masterplan Mobilität sei quasi einmütig beschlossen worden, doch jeder Maßnahme, die uns in Flensburg den Zielen des Masterplans näher brächte, werde mit Misstrauen begegnet und zerredet. Am Ende bliebe kein stimmiges Gesamtkonzept, sondern nur noch Flickwerk übrig.

Wahlprogramme und Realität klaffen auseinander

Die SSW-Fraktion (Susanne Schäfer-Quäck) hatte ihr Herz für den Busbahnhof entdeckt. In einem Ergänzungsantrag zu diesem Tagesordnungspunkt will der SSW allenfalls einer Einbahnstraßen-Regelung zustimmen. Verlangt wurde, „Korrekturen“ am ZOB sollten „grundsätzlich nach der Befassung in der Ratsversammlung erfolgen“. Mit breiter Mehrheit wurde die Stadt schließlich aufgefordert, die Politik in die Entscheidung einzubeziehen.

Wieder einmal verhinderten die einschlägigen Fraktionen kleinste Fortschritte für klimaschonenden Verkehr. Wieder einmal trat die Diskrepanz zwischen Wahlprogrammen und Realität deutlich zutage.
Man darf gespannt sein, wie es weiter geht.

Sperrung der Rathausstraße 2019 verlief unspektakulär

Ob das neue Konzept der Weisheit letzter Schluss ist, weiß vermutlich niemand. Allerdings klappt ein Zurückdrängen des Durchfahrtverkehrs nur, wenn die Durchfahrt erschwert wird. Diesem Ziel kommt das Konzept näher.
Erinnern wir uns: Die letzte, wochenlange Sperrung der Rathausstraße (Bauarbeiten) führte keineswegs zum Kollaps des Verkehrs. Ja, sie ging eigentlich sogar völlig unspektakulär über die Bühne.

Wenig Interesse an Lärmschutz und Radverkehrsförderung

Ansonsten verlief die Sitzung dagegen recht entspannt:
Flensburg Wählen! schlug unter TOP 4 „Straßengestaltung auf Jürgensby“ vor, das Pflaster in der Jürgensgarder Straße abzutragen und in Parkbuchten wie der aktuell überarbeiteten Brixstraße zu verwenden. Eine geteerte Jürgensgarder würde die Lärmbelastung der Anwohner reduzieren und sie für den Radverkehr attraktiver machen. Der Grundgedanke ist sicherlich gut, doch die Idee kam zu kurzfristig und wird wohl folgenlos bleiben.

Unter TOP 8.2 „Sachstandsbericht des Fachbereiches zur Umsetzung infrastruktureller Maßnahmen im Bereich Mobilität“ erläuterte die Stadt ihre Tätigkeiten für den Radverkehr seit 2016.
Wie Pelle Hansen (Grüne) zu Recht bemängelte, beschreibt diese Auflistung genau das Problem: Die Installation von Fahrradbügeln ist kein großer Schritt, eher eine Selbstverständlichkeit. Mit der Umsetzung der wirklich einflussreichen Maßnahmen (z.B. Velorouten) kommt die Stadt einfach nicht zügig voran.
Ernüchternd bei dieser Diskussion: Das völlige Desinteresse der restlichen Parteien.“

Fazit: Klimaschutz im Verkehr – es bleibt bei Lippenbekenntnissen

Soweit der Bericht aus dem Ausschuss für Umwelt, Planung und Stadtentwicklung am 25.08.2020. Dass Flensburg nicht vorankommt mit Klimaschutz im Verkehr und Verbesserungen für den Rad- und Fußverkehr wurde – mit großer Unzufriedenheit – auch im Juni im Arbeitskreis Masterplan Mobilität festgestellt.
Alle Fraktionen versprechen regelmäßig, sich für umweltfreundlichen Verkehr einzusetzen. Doch es bleibt bei Lippenbekenntnissen.
So zuletzt auch bei der Abstimmung über die Freigabe von Fahrspuren für den Radverkehr: Hier hatten SSW, CDU, FDP und Flensburg Wählen! dagegen gestimmt – und damit auch gegen eine Einsparung von 8,5 Millionen Euro.

Mehr zum Thema

  • VCD Flensburg: “Postkarten-Aktion für Klimaschutz im Verkehr – Was sagt die Politik?” (15.08.2020)
    Tausende von Postkarten schickten Flensburger Bürger*innen an die Flensburger Fraktionen mit Forderungen für einen klimafreundlichen Verkehr. Hier die Antworten der Fraktionen zu den Forderungen: mehr
  • Lärmaktionsplan Flensburg: Maßnahmenpaket (08.06.2020)
    Rathausstraße, Toosbüystraße und Nordergraben sind die drei lautesten Straßen in Flensburg. Hier der Vorschlag für ein Maßnahmenpaket für Straßenzüge mit erheblicher Lärmbelastung, abgestimmt in einem Runden Tisch (Stadtverwaltung, Fachleute, 8. Juni 2020). PDF-Datei: mehr
  • VCD Flensburg: Sofort-Forderungen zur Verkehrswende in Flensburg – Unterschriftenübergabe an OB Lange  (10.02.2020)
    Insgesamt rund 1800 Unterschriften übergaben VCD, ADFC, Aktionsgruppe KLIMA und Initiative „Tempo 30 Toosbüystraße“ an OB Lange am 10. Februar 2020 – mehr

1.075 Wohnungen wechseln in der Region Flensburg den Besitzer

Umstrittener Wohnungskonzern LEG Immobilien AG übernimmt privaten Wohnungsbestand und Gewerbeimmobilien in Glücksburg, Harrislee und Flensburg

Ein Beitrag von Jörg Pepmeyer

Einer der größten Immobiliendeals der letzten Jahre wurde in den vergangenen Wochen in Flensburg abgewickelt. Bereits im Juni dieses Jahres hat die Düsseldorfer LEG Immobilien AG 1.075 Wohn- und 7 Gewerbeeinheiten in Glücksburg, Flensburg und Harrislee mit einer Gesamtmietfläche von rund 70.000 m² im Rahmen eines Privatverkaufs erworben. Zum 1. August übernahm sie dann auch offiziell die Bewirtschaftung der Bestände in der Region Flensburg, davon 143 Wohnungen in Harrislee und 43 Wohnungen in Glücksburg. Der Vermietungsstand der Wohnungen liegt bei aktuell 97 Prozent und das durchschnittliche Mietpreisniveau bei rund 5,79 Euro/m² p.m., so die LEG in einer Pressemitteilung zum Kauf. Der Flensburger Wohnungsbestand des Unternehmens konzentriert sich in den Stadtteilen Mürwik und Weiche. Die Wohnungen werden vor allem von Menschen mit mittleren und kleinen Einkommen bewohnt, die für die LEG  eine besondere Zielgruppe darstellen.

Da der Ankauf der Wohnungen im Rahmen eines größeren Deals der LEG mit insgesamt 7.500 Wohneinheiten erfolgte, stehen diese Transaktionen jeweils noch unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die zuständigen Kartellbehörden.

Der Kauf der Wohnungen ist Teil einer aggressiven Expansionsstrategie des Unternehmens, das bereits in den letzten Jahren durch Zukäufe seine Marktposition erheblich ausbauen konnte. Steigende Mieten haben dem DAX-notierten Immobilienkonzern im vergangenen Jahr zudem einen erheblichen Gewinnsprung beschert. Wie das Handelsblatt am 9.3.2020 meldete, stieg der operative Gewinn 2019 im Jahresvergleich um 7,1 Prozent auf 341,3 Millionen Euro.
Nach Angaben des Deutschen Mieterbundes gehen rein rechnerisch 44 Cent von jedem Euro Miete an die Aktionäre. Großaktionär bei LEG ist die Hedgefondgesellschaft BlackRock.
Die LEG ist mit rund 137.000 Mietwohnungen und rund 370.000 Bewohnenden hinter Vonovia (411.236 WE) und Deutsche Wohnen (161.500 WE) das drittgrößte Wohnungsunternehmen in Deutschland.

Die LEG ist  allerdings nicht nur durch ihre expansive Unternehmenstrategie in den Fokus der öffentlichen Berichterstattung geraten, sondern auch durch den wenig zimperlichen Umgang mit den MieterInnen.

Steigende Energiekosten – LEG will von den Mietern vorab kassieren. Siehe dazu den Artikel auf spiegel.de vom  10.08.2022: Warnung von Wohnungskonzern:  »Mehrkosten in einer Dimension von ein bis zwei Nettokaltmieten«
Der Immobilienriese LEG warnt seine Mieter vor horrenden Nachzahlungen für Energie. Wer jetzt nicht freiwillig die Abschläge erhöhe, solle für die Jahresabrechnung Geld beiseitelegen. (…) Die jüngsten Wohnungszukäufe und steigende Mieten bescherten der LEG im zweiten Quartal 2022 unterdessen weiter gute Geschäfte. Der operative Gewinn aus dem laufenden Geschäft kletterte von Anfang April bis Ende Juni im Jahresvergleich um 5,2 Prozent auf 120 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr zeigte sich der Vorstand um Konzernchef Lars von Lackum weiterhin zuversichtlich, das operative Ergebnis auf 475 Millionen bis 490 Millionen Euro zu steigern. Weiterlesen

Zum rüden Umgang mit MieterInnen der Beitrag vom 17.08.2020 in den Westfälischen Nachrichten: Mieter des Wohnungskonzerns LEG demonstrieren – Hohe Rendite, wenig Rücksicht unter: https://www.wn.de/Muenster/4253309-Mieter-des-Wohnungskonzerns-LEG-demonstrieren-Hohe-Rendite-wenig-Ruecksicht

Mitteilung des Deutschen Mieterbundes vom 19.08.2020: Kritik an Dividendenpolitik und Wohnungsbewirtschaftung der LEG.: 44 Cent von jedem Euro Miete gehen an die Aktionäre. Mieter haben das Nachsehen. unter: https://www.mieterbund-nrw.de/startseite/news-details/kritik-an-dividendenpolitik-und-wohnungsbewirtschaftung-der-leg44-cent-von-jedem-euro-miete-gehen-an-die-aktionaere-mieter-haben-das-nachsehen

Zur Unternehmensseite der LEG und der Pressemeldung zur Übernahme der Wohnungen in Flensburg geht es hier

Handelsblatt vom 9.3.2020: LEG erzielt deutliche Gewinnsteigerung unter: https://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/immobilienmarkt-leg-erzielt-deutliche-gewinnsteigerung/25623730.html

Warm-up: EKSH besucht Preisträger der EnergieOlympiade

Ausgezeichnete kommunale Energieprojekte – nachhaltig gut fürs Klima: Stadt Flensburg

„Warm-up“ bei Gewinnern der EnergieOlympiade: Gestern war die EKSH zu Gast in Flensburg. Anlass ist der Start der neuen Wettbewerbsrunde am 1. September 2020.

Die EnergieOlympiade ist ein Wettbewerb für Kommunen in Schleswig-Holstein mit Tradition: 2021 werden unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Daniel Günther bereits zum zehnten Mal herausragende und nachahmenswerte kommunale Energie-Projekte mit Preisgeldern von insgesamt 100.000 Euro prämiert. Ab dem 1. September 2020 können sich Kommunen um den renommierten Landes-Energiepreis bewerben. Der Veranstalter, die gemeinnützige Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein (EKSH), lädt ein zum Warm-up und besucht Siegerkommunen, um sich von der Vorbildwirkung und der Nachhaltigkeit der prämierten Projekte zu überzeugen. „Mit unseren Programmen und Aktivitäten wollen wir kommunalen Klima-schutz im Land unterstützen und dabei Ideen, Projekte und Erfolge ins richtige Licht setzen“, betonte EKSH-Geschäftsführer Stefan Sievers.

Mit welchen Projekten könnte sich Flensburg bei der Jubiläums-Wettbewerbsrunde bewerben? Oberbürgermeisterin Simone Lange (Mitte) informiert sich mit Klimaschutzmanager Matthias Dill (li.) und Energiemanager Timo Roth über die Wettbewerbsbedingungen und Preisgelder. Foto: EKSH/Photowerkstatt Matzen

Am Mittwoch ging es zum Warm-up nach Flensburg. Die Stadt Flensburg hat seit 2009 allein oder mit Institutionen der Stadt (z. B. Technisches Betriebszentrum oder Stadtwerke) zu jeder Wettbewerbsrunde der EnergieOlympiade insgesamt 23 Beiträge eingereicht. Sieben Mal hat Flensburg es bislang auf das Siegertreppchen geschafft und damit rd. 58.000 Euro Preisgelder gewonnen. Gleich im ersten Jahr der Teilnahme vor gut zehn Jahren gab es mit 30.000 Euro einen Preis in der damaligen Disziplin „100% Erneuerbare-Energien-Kommune“. Flensburg konnte die Jury mit dem Konzept „greenCO2ncept“ überzeugen, das beschrieb, wie eine Stadt von der Größe Flensburgs das Ziel einer hundertprozentigen Vollversorgung mit erneuerbaren Energien erreichen kann. Unterstützt werden die Klimaschutz-Aktivitäten in der Fördestadt durch den Klimapakt Flensburg. „Gerade schauen wir erwartungsvoll auf unsere Energie- und CO2-Bilanz für 2020, die alle zwei Jahre fortgeschrieben wird. Erste Analysen weisen darauf hin, dass wir unser selbst gesetztes Zwischenziel von -30% bis 2020 gegenüber 1990 erreichen bzw. sogar übererfüllen werden“, sagte Oberbürgermeisterin Simone Lange.

2012 war die Stadt Flensburg erfolgreich mit ihrem Konzeptbeitrag einer „Energie-Modellregion“. Ziel war es, den noch auf das Stadtgebiet beschränkten Klimapakt und das integrierte Klimaschutzkonzept auf das Umland auszuweiten mit dem Ziel einer CO2-Neutralität bis zum Jahr 2050. „Das anspruchsvolle und integrierte Konzept der Region Flensburg, das in enger Kooperation mit der Universität Flensburg erarbeitet worden ist und zu dem auch die Stadt- Umland-Kooperation gehört, zeigt einen ambitionierten Weg, der in den kommenden Jahren durch konkrete Maßnahmen schrittweise in Energieeffizienz und Energieversorgung umgesetzt werden muss“, urteilte damals die Jury und vergab einen zweiten Preis, verbunden mit einem Preisgeld von 10.000 Euro. 2013 folgte dann ein Sieg beim Gebäude-Benchmarking (10.000 Euro), bei dem die Stadt 57 von ihr bewirtschaftete Gebäude einer energetischen Prüfung unterzog. Außerdem wurde ein Projekt des Technischen Betriebszentrums der Stadt zur CO2-Reduzierung des Fuhrparks mit einem Sonderpreis gewürdigt.

„Ob wir unser Ziel der CO2-Neutralität in 30 Jahren erreichen werden, können wir natürlich noch nicht 100%ig sagen, gehen aber ganz stark davon aus und tun unser Möglichstes dafür. Bei dem Erfolg sind wir aber auch von gesetzlichen Rahmenbedingungen abhängig, welche wir nur schwer beeinflussen können. Eine unserer größten Herausforderungen bis 2050 bleibt nach wie vor, ne-ben der Mobilitätswende, die regenerative Wärmeversorgung unserer Stadt“, stellte Simone Lange fest. In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken würden regelmäßig Maßnahmenpakete ge-prüft, um bei sich ändernden Rahmenbedingungen schnell handeln zu können. Ein Beispiel dafür sei die erste Analyse verschiedener Wärmeversorgungskonzepte für das zukünftige Quartier Hafen-Ost. Darauf aufbauend würden die Stadtwerke jetzt vertiefend eine Lösung entwickeln, die energetisch sinnvoll und CO2-freundlich für das Quartier sei.

Großes Lob der Oberbürgermeisterin gibt es für die Zusammenarbeit im Klimaschutz mit den Umlandgemeinden. Beispielhaft nannte sie die Einrichtung von Mitfahrbänken, die Einführung des Mehrwegbecherpfandsystems FairCup, das Interreg-Projekt Northern Connections als gemeinsames „Living Lab“ und die KlimaSail 2018. Gelegentlich gebe es aber auch Projekte, die wegen sehr unterschiedlicher Ansprüche zum Beispiel im Bereich Mobilität, Landwirtschaft oder Wärmever-sorgung nicht eins zu eins übertragbar seien oder für Kooperationen nicht geeignet.

„Kommunaler Klimaschutz ist für schleswig-holsteinische Kommunen kein Zeitgeist. Über all die Jahre ist eine große Vielfalt von Projekten – getragen vom Enthusiasmus und Engagement vor Ort – erdacht, entwickelt und umgesetzt worden“, sagte Sievers. Allein bei der EnergieOlympiade seien in den vergangenen Jahren 450 spannende Projekte eingereicht worden. Mit dem seit 2018 laufenden, sehr gut angenommenen Programm „KliKom“ unterstütze die EKSH zusätzlich kleine Maßnahmen in Kommunen.

Für 2020/2021 bleibe es bei den bewährten Preiskategorien „EnergieProjekt“ für kleine und große technische Maßnahmen oder Verhaltens- und Organisationsmaßnahmen, erläuterte Wettbewerbsleiter Dr. Klaus Wortmann. Weiterhin gesucht würden vorbildliche EnergieKonzepte, und es gibt auch wieder den persönlichen Preis für ehrenamtliches Engagement („EnergieHeld“). Beim „ThemenPreis“ gebe es in jeder Runde einen thematischen Schwerpunkt. Wegen der großen Bedeutung des Mobilitätsthemas für den Klimaschutz seien hier aktuell Projekte und Konzepte, die zur kommunalen Verkehrswende in Schleswig-Holstein beitragen, gesucht.

Am 17. Juni 2021 steht fest, wer die Jury mit seinem Wettbewerbsbeitrag überzeugen konnte; dann findet die feierliche Siegerehrung in Rendsburg statt.

Die EnergieOlympiade der EKSH wird durch die Partner Kommunale Landesverbände, Investiti-onsbank-Energieagentur, Landesregierung und das Frankfurter Klimabündnis unterstützt.

Mehr Infos auch hier:

www.energieolympiade.de

www.eksh.org/projekte-foerderung/eksh-fuer-kommunen/

Abzocke am Telefon nimmt zu – Vorsicht mit fremden Anrufern

Bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein häufen sich Hinweise auf Anrufe, bei denen es meist um sensible Daten geht. Anrufer geben sich zum Beispiel als Vertreter von Krankenkassen, Banken, als Energieberater oder Support-Mitarbeiter von Microsoft aus. Dahinter stecken oft Betrüger. Die Folgen können Datendiebstahl, Erpressungsversuche oder untergeschobene Verträge sein.

Abzocker und Betrüger versuchen mit einfallsreichen und dreisten Methoden, Verbraucher am Telefon unter Druck zu setzen. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein beobachtet seit Wochen eine Zunahme dubioser Anrufe. Diese Fälle sind typisch:

  • Tech-Support-Scams: Anrufer geben sich als Mitarbeiter von Microsoft aus. Sie behaupten, es gäbe ein Problem (Virenbefall  oder ähnliches) mit dem PC. Das Problem soll angeblich per Fernwartung gelöst werden. Betroffene werden aufgefordert, bestimmte Codes oder Befehle an ihrem PC einzugeben. Mögliche Folgen: Befall mit Schadsoftware, ausgespähte Kontodaten oder Totalausfall des Computers, Erpressung.
  • Datendiebstahl: Betrüger geben an, für die Verbraucherzentrale oder für eine Krankenkasse zu arbeiten. Sie behaupten zum Beispiel, eine Prämie auszahlen zu wollen und fragen „zum Abgleich“ nach Adresse und Bankverbindung. Mögliche Folgen: Fremde nutzen die Daten der Betroffenen, um auf deren Kosten Bestellungen zu tätigen, Verträge zu schließen oder in deren Namen andere Verbraucher in weitere Fallen zu locken.
  • Energieberater-Masche: Anrufer behaupten, sie seien Energieberater und meldeten sich auf eine Anfrage hin. Unter dem Vorwand einer Beratung wird das Telefonat zum Verkaufsgespräch für einen Vertrag bei einem Strom- oder Gasanbieter. Mögliche Folgen: Rechnungen und Abbuchungen für einen untergeschobenen Vertrag.
  • Bank-Trick: Anrufer geben sich als Mitarbeiter der Hausbank aus und behaupten, es gäbe ein Sicherheitsproblem mit dem Konto  oder eine große Abbuchung. Sie geben vor, direkt helfen zu können und versuchen, den Betroffenen am Telefon eine PIN oder TAN für das Onlinebanking zu entlocken. Mögliche Folgen: Geldverlust durch illegale Abbuchungen.

Auf lästige Anrufe richtig reagieren

Am besten ist es, sich bei solchen Anrufen nicht auf Gespräche einzulassen, sondern direkt aufzulegen. Auch Rückrufe an unbekannte Nummern sind riskant und können hohe Kosten zur Folge haben. Wer sich gegen solche Maschen wehren will, kann solche Anrufe bei der Bundesnetzagentur melden. In dem Fall ist es wichtig, sich die Nummer des Anrufers zu notieren. Die Bundesnetzagentur geht regelmäßig gegen Rufnummernmissbrauch und unerlaubte Telefonwerbung vor und schaltet Rufnummern ab.

Daten verraten? Schadensbegrenzung im Nachhinein

Besondere Wachsamkeit und Vorsicht sind geboten, wenn sich Betroffene auf ein Gespräch eingelassen und dabei persönliche Daten angegeben haben. Wichtig ist dann der genaue Blick auf das Girokonto. Fallen dabei rätselhafte Abbuchungen auf, kann die Bank in vielen Fällen helfen. Sicherheitshalber sollten Betroffene auch ihre Online-Konten bei Banken, Versandhändlern und anderen Vertragspartnern checken und die Zugangsdaten ändern. Bei Betrugsfällen und Erpressung wie bei der Microsoft-Masche ist eine Anzeige bei der Polizei ratsam. Untergeschobene Verträge, die am Telefon geschlossen wurden, lassen sich innerhalb von 14 Tagen ohne Angaben von Gründen widerrufen – am besten schriftlich per Einschreiben und zusätzlich per E-Mail. Die Verbraucherzentrale bietet dazu einen kostenlosen Musterbrief an.

Weitere Tipps und Unterstützung für Verbraucher*innen

Unter der Servicenummer 0431 / 590 99 40, per Kontaktformular oder Email an info@vzsh.de bietet die Verbraucherzentrale Betroffenen Rat und Unterstützung. Einen Termin für eine persönliche oder telefonische Beratung können Verbraucher*innen hier buchen.

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