Archiv für den Tag 3. März 2020
Hotelprojekt am Bahnhofswald: Ein Segen für den Flensburger Arbeitsmarkt?
Bahnhofswald: Das Flensburger Naturhabitat soll für den Bau eines Hotels der Axt zum Opfer fallen. Die Befürworter sprechen von angeblich 100 neuen Arbeitsplätzen – Foto: Marco Johns
Ein Leserbrief von Sabine Scholl, Flensburg
Die medial verbreitete Botschaft lautet zwar, die Flensburger Bürger unterstützten das Bauprojekt mehrheitlich und alles sei ohnehin schon in trockenen Tüchern. Aber dem ist nicht so, und es gibt noch einiges zu sagen.
Intelligente Verkehrskonzepte ohne das Parkhaus am geplanten Ort und machbare Standortalternativen wurden immer wieder vorgeschlagen – und ebenso konsequent ignoriert.
Nun soll das Hotelprojekt den Flensburgern 100 Arbeitsplätze bescheren. Ein Blick auf die Internetseite der Hotelkette lässt jedoch Zweifel daran entstehen. Die Nachfrage in einem Intercity Hotel vergleichbarer Größe ergab folgendes:
Dort werden 25 bis maximal 30 Mitarbeiter beschäftigt. Den Zimmerservice stellt eine angeheuerte Firma, die etwa 10 Arbeitskräfte einsetzt. Schwer anzunehmen, dass am Standort Flensburg ein innovativeres Personalkonzept verwirklicht wird. Die Huazhu Group, Shanghai, die sich bei Steigenberger eingekauft hat, wird eventuell einen geringeren Personalschlüssel ansetzen, da das chinesische Unternehmen natürlich reine Profitmaximierung verfolgt. Daran ändern auch die sozial- und umweltverträglichen Konzepte nichts, mit denen die Intercity Hotels werben. Wie die Huazhu Group angesichts der derzeitigen Krise jetzt und in Zukunft dasteht, ist auch ungewiss.
Nico Semsrott beschrieb es in einer Satireshow einmal so: „Bei Arbeitsplätzen geht es gar nicht um Logik, um richtige oder falsche Entscheidungen – es geht um Arbeitsplätze! Und Arbeitsplätze sind immer das Totschlagargument.“
Recht hat er.
Warum also nicht noch eine Weile warten, bis zum Beispiel das Brauereigelände neue Möglichkeiten eröffnen wird, oder ein anderer Standort, an dem ein wirklich angemessenes und zukunftsweisendes Gesamtkonzept verwirklicht werden kann?