Antwort auf den Leitartikel ”Das Ei des Kolumbus des Grenzlandes” von Niels-Ole Krogh in der
Flensborg Avis vom 12.02.2020
Der Leitartikel über den Flensburger Hafen, verfasst von Niels-Ole Krogh, kann nicht
unwidersprochen bleiben. Es ist einfach zu simpel dem Glauben zu verfallen, man könne statt im
eigenen Flensburger Hafen allen anfallenden Frachtverkehr über Aabenraa/DK abwickeln. Sprich,
Aabenraa wird der Hafen Flensburgs!
Tatsache ist, dass der Flensburger Hafen seit vielen Jahren einen Abwärtstrend zu verzeichnen
hat. Die umgeschlagenen Frachtmengen sind gesunken und die Infrastruktur ist
heruntergewirtschaftet und nicht mehr zeitgemäß. Dieses ist offenkundig das Resultat eines
zielgerichteten „Plans“, der wohl leider seit Jahrzehnten in Politik und Verwaltung der Fördestadt
verfolgt wird.
Während andere Städte in Norddeutschland sich ein professionelles Hafenmanagement zugelegt
haben um Frachtrouten und maritime Unternehmen anzulocken, hat man bei uns in Flensburg nur
mangelhaft und unwillig verwaltet. Nun soll der Gewerbehafen in Flensburg endlich den Todesstoß
bekommen! Es soll abgewickelt werden um den Weg frei zu machen für hochtrabende Träume,
denn große Teile der Flensburger Ratspolitik sind vor schneidigen Investoren und deren Plänen
„förmlich auf die Knie gefallen“ und ganz berauscht von angeblichen Förderungsmöglichkeiten, die
über Flensburg herunterregnen könnten! Wenn man doch bloß endlich diesen lästigen
Gewerbehafen loswerden könnte um dort schicke Wohnungen und Bürogebäude zu bauen.
Solche Aussichten lassen manchen Ratspolitiker schnell unkritisch werden und die maritimen
Kenntnisse in Politik und Verwaltung scheinen ohnehin recht begrenzt zu sein. Schlimmer geht’s
nimmer! Und so fabuliert man lieber von „urbanen“ Wohngebieten am Hafen und sozialem
Wohnungsbau, an dem die Investoren bestimmt ein nur sehr geringes Interesse haben.
Wenn dann alles fertig ist, wird es sicher sehr schick sein. Leider aber auch völlig tot! Von
Hafenflair bestimmt keine Spur mehr. Denn Schiffe will man an solchen Orten am liebsten gar nicht
mehr haben. Die könnten ja die Aussicht verschandeln, rostend dahindümpeln oder Geräusche
machen. Die von weiten Teilen der Flensburger Ratspolitik angekündigte Verlegung des
Gewerbehafens an die Westseite betrachte ich als reines Täuschungsmanöver. Dieses wird wohl
niemals Realität werden und dahinter steht auch kein wirklicher Wille. Es ist nur ein Taktieren um
die kritischen Stimmen zu besänftigen.
Traurig dass, es so weit kommen musste! Denn der Flensburger Hafen könnte eine strahlende
Zukunft haben. Diese natürlich nicht als Gewerbehafen allein. Wenn man aber den Gütertransport
über See weiterentwickeln würde und professionell vermarktet, könnte sowohl für den
Umweltschutz und dem Tourismus etwas dabei herausspringen. Die Verkehrswende wird
kommen, auch wenn die Autolobby immer noch auf die Bremse tritt. Und hierbei wird die
Transportlogistik über See und die Schiene zwangsläufig eine neue Rolle bekommen. Eine
Eisenbahnlinie am Hafen gibt es nach wie vor. Der Schienenstrang, wenn auch nicht mehr überall
vorhanden, ist noch nicht entwidmet. Man kann die Trasse reaktivieren. Lieber aber möchten
einige Ratspolitiker dort einen Radschnellweg aus der alten Bahntrasse machen. Der Gedanke ist
zwar hübsch, leider ideologisch getrieben, sehr teuer und wird wohl kaum den erwünschten Effekt
bringen.
Der Städtetourismus ist auf dem Vormarsch und hier hat Flensburg die große Chance, Nutzen und
Ertrag daraus zu ziehen. Und wenn Touristen eine Hafenstadt besuchen, was möchten sie dann
sehen? Sicher nicht nur Museumsschiffe, „Plastik“-Yachten in großer Anzahl und schicke
Bürogebäude. Wir brauchen einen lebendigen Hafen. Es muss nicht nur schick und geputzt sein.
Wir brauchen Hafenflair mit Schiffen, Werft, Lagerhäusern, Bootsbauern, Yachten und einer guten
Mischung aus allem, was dazu gehört. Das Echte eben! Dieses wäre ein viel größerer, langfristiger
Nutzen zum Wohle unserer Hafenstadt Flensburg. Eine Stadt wie die unsere, wo davon geträumt
wird, bald die magische Zahl von 100 000 Einwohnern zu erreichen und die Touristen anlocken
will. Diese Stadt kann doch nicht einfach sagen: unser Hafen ist Aabenraa! Das ist ein
Armutszeugnis ersten Ranges! Und so könnte man noch viele weitere Dinge in Flensburg
abschaffen, die andere Städte dem Anschein nach viel besser können als wir.
Der SSW ist eine der wenigen politischen Kräfte, die sich immer schon für den Hafen eingesetzt
haben und weiter positiv dafür kämpfen. Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass
am Ende ein gesundes Maß an Vernunft in Politik und Verwaltung Einzug halten könnte!
Kay von Eitzen
Flensburg
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