Flensburger Bahnhofsquartier im Fadenkreuz der Bau- und Immobilienwirtschaft

Neues Projekt an der Bahnhofstraße?

Ein Beitrag von Jörg Pepmeyer

Außerst knapp endete am letzten Dienstag die Abstimmung im Flensburger Planungsausschauss zum geplanten Bau eines Hotels und Parkhauses an der Bahnhofstraße. Das Scheitern des Projekts im Ausschuss bedeutet jedoch nicht, dass damit alles vorbei ist. Wie Insider nach der Ausschuss-Sitzung berichteten, hätten die beiden Investoren Ralf Hansen und Jan Duschkewitz bereits für die Planungen und den Kauf des Grundstücks so viel Geld investiert, dass sie offenbar bereit seien, ein neues Bauprojekt für das Gelände anzuschieben. Es bleibt also abzuwarten mit welch neuen Plänen sie in den nächsten Monaten versuchen werden, die Kommunalpolitiker doch noch für eine Bebauung des Geländes zu überzeugen.

Generell macht das Projekt der beiden Investoren jedoch deutlich, wie groß das Interesse der Flensburger Bau- und Immobilienwirtschaft mittlerweile am Bahnhofsquartier ist. Innenstadtnah, nicht weit von der Uni und verkehrlich gut erschlossen, verfügt es über große, zur Bebauung geeignete Flächen. So könnte dort in den nächsten Jahren ein komplett neuer Stadtteil entstehen. Dafür wurden von Stadt und Politik die Weichen bereits vor sechs Jahren gestellt.

Am 14.02.2013 schuf die Ratsversammlung mit der Zustimmung zur Vorlage RV-1/2013 Förmliche Festlegung des Sanierungsgebietes „Südstadt, Bahnhofsumfeld“ und Zustimmung zum Rahmenplan die Voraussetzung für den großflächigen Umbau des Bahnhofsviertels. Ein erstes Opfer war im Rahmen dieses Beschlusses und seiner Folgen der traditionsreiche Eisenbahner-Sportverein VfB Nordmark (*). Das mehr als 3,5 Hektar große Gelände mit Fußballplatz, Tennisplätzen und Gebäuden, das der VfB Nordmark seit Jahrzehnten nutzte, wurden von der Bahn an die Stadt Flensburg verkauft und anschließend mit dem Bagger platt gemacht. Für den VfB Nordmark war es das Aus und der Verein meldete Insolvenz an. Auch das Kulturzentrum Kühlhaus geriet in den Fokus der städtischen Planungsabteilung mit ihrem damaligen Chef Dr. Peter Schroeders. Um attraktives Bauland für Investoren zu schaffen, sollte das Kühlhaus sein bisheriges Domizil am ehemaligen Güterbahnhof, das jedoch dem Trägerverein gehört, verlassen. (**)

In den nächsten Monaten dürfte das Bahnhofsquartier jedoch wieder verstärkt Thema der kommunalpolitischen Debatten und Entscheidungen werden. Angesichts der enormen Wohnungsnachfrage in der Stadt wächst der Druck auf die Kommunalpolitik, zügig für Projekte Baurecht zu schaffen. Dabei sollte aber unbedingt verhindert werden, dass das Bahnhofsumfeld und jetzige Sanierungsgebiet zum Spielplatz finanzkräftiger Investoren wird, denen es weniger um einen sozial ausgewogenen Wohnungsbau geht, als um eine höchstmögliche Rendite. Dafür bedarf es zwingend eines neuerlichen öffentlichen und kommunalpolitischen Diskurses, in dem demokratisch mit den Bürgern wohnungsbaupolitische Leitlinien formuliert, alternative und umweltschonende Entwicklungskonzepte für das Viertel erarbeitet und vorgestellt werden.  Das war in der bisherigen Bürgerbeteiligung leider etwas zu kurz gekommen. Und ebenso sollte planungsrechtlich sicher gestellt werden, dass der Bau von Sozialwohnungen dort Vorrang hat, hierfür eine entsprechende Quote festgelegt und ebenfalls die notwenige Infrastruktur bereitgestellt wird, die notwenig ist, um das „neue“ Stadtviertel für alle jetzigen und zukünftigen Bewohner lebendig und lebenswert zu machen.

Siehe auch den AKOPOL-Beitrag vom 28.06.2014: Bau(ern)-Opfer – Das Ende eines traditionsreichen Flensburger Sportvereins
unter: https://akopol.wordpress.com/2014/06/28/bauern-opfer-das-ende-eines-traditionsreichen-flensburger-sportvereins/

* Siehe zum VfB Nordmark den shz-Beitrag vom 26. Juni 2014: VfB Nordmark: Das traurige Ende eines Traditionsvereins – Quelle: https://www.shz.de/6960866 ©2019

** Siehe zum Kühlhaus den shz.Beitrag vom vom 9.3.2013: Kulturzentrum in Flensburg: Stadt setzt Kühlhaus unter Druck – Quelle: https://www.shz.de/4938 ©2019

Mehr Infos und eine Chronologie zum Thema Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes auch hier: https://www.wir-in-flensburg.de/themen/siedlungsplanung/bahnhofsumfeld

Hier geht´s zur Seite der Stadt Flensburg mit Infos zum Bahnhofsumfeld und was bisher geschehen ist:  https://www.flensburg.de/Wohnen-Wirtschaft/Stadt-und-Landschaftsplanung/St%C3%A4dtische-Planungen/index.php?La=1&object=tx,2306.316.1&kat=&kuo=2&sub=0

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Veröffentlicht am 10. Mai 2019 in Bahnhofsviertel, Bürgerbeteiligung, Bildung, Daten und Zahlen, Flensburg News, Kultur, Kulturtipps, Rat & Ausschüsse, Soziales, Stadtplanung, Veranstaltungstipps, Wirtschaft und mit , , , , , , , , , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 10 Kommentare.

  1. Bernd Jessen

    Einfach mal abstimmen und das Volk bestimmen lassen was in Ihrer Stadt gemacht wird-das nennt man übrigens Demokratie

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