Waldstück an der Schleswiger Straße – Profit vor Naturschutz und Anwohnerinteressen?

BürgerInnen kämpfen gegen drohende Abholzung und Hotelneubau

Ein Beitrag von Jörg Pepmeyer

Die Zahl der Hotelprojekte in Flensburg wächst beständig. Nun soll auch in der Bahnhofstraße ein neues Hotel entstehen, das von der Steigenberger-Kette betrieben werden soll. Die beiden Investoren Ralf Hansen und Jan Duschkewitz wollen dabei nicht nur einen großformatigen und siebenstöckigen Neubau zwischen Bahnhofstraße und Schleswiger Straße quetschen, sondern gleichzeitig auch ein ebenso hohes Parkhaus mit über 38 Meter Höhe bauen. Auch die angrenzenden Flächen um das alte Postgebäude sollen umgekrempelt werden.
Insbesondere für das Parkhaus müssten die Investoren allerdings bis hinauf in den Hang zur Schleswiger Straße bauen. Damit sind nicht nur erhebliche Risiken für die Hangstatik und angrenzenden Häuser an der Schleswiger Straße verbunden. Am Hang zwischen der Schleswiger Straße und der Bahnhofstraße befindet sich auch ein Waldstück, in dem es noch einen Teil der Valentiner Allee gibt. Diese wurde um 1880 geplanzt und verlief einst am inzwischen zugeschütteten, grossen Mühlenteich entlang.

SSW fordert in Beschlussvorlage Erhalt des Waldes

Neues ökologisches Gutachten und Kieler Umweltministerium halten Wald für besonders schützenswert

Gegen den geplanten Bau des Hotels und Parkhauses und die drohende Abholzung des Waldes laufen die betroffenen Anwohner der Schleswiger Straße schon seit einem Jahr Sturm. Jetzt bekommen sie politische Unterstützung vom SSW. Der hat nämlich für die nächste Sitzung des Flensburger Stadtplanungsausschusses am 6.11. eine Beschlussvorlage vorbereitet, in der er den Erhalt des Waldes an der Schleswiger Straße fordert.

Unterstützt in ihrem Anliegen werden der SSW und die Anwohner der Schleswiger Straße aber auch  durch ein von der Stadt Flensburg in Auftrag gegebenes Gutachten vom Biologenbüro GGV. Das macht nämlich deutlich, dass es sich bei dem Wald um ein besonders wertvolles und schützenswertes Biotop handelt. Das ökologische Gutachten vom 14. September kommt zu dem Schluss: „Das Plangebiet hat eine lokal bedeutsame ökologische Funktion für Fledermäuse und stellt innerhalb der Stadt Flensburg mit vier nachgewiesenen Arten ein schützenswertes Habitat dar.“ Und weiter heißt es im Gutachten: „Nicht ausgeglichen werden kann der Biotopverbund, daher muss ein möglichst breiter Gehölzbereich erhalten bleiben.“Auch das Kieler Umweltministerium hatte bereits am 28. Mai diesen Jahres in einer Antwort auf ein Schreiben von Anwohner Claus Kühne deutlich gemacht, dass es sich bei dem genannten Gebiet um eine Waldfläche handelt, die nach dem Landeswaldgesetz unter besonderem Schutz stehen würde.  Diesen Status aufzuheben sei sehr schwierig, zumal der Wald für die Erholung der Bevölkerung von wesentlicher Bedeutung sei.

Petition und Unterschriftenliste zum Erhalt des Waldes

Um die drohende Zerstörung dieses Naturkleinods und Stück Flensburger Heimat zu verhindern, haben zahlreiche FlensburgerInnen mit Unterstützung von Greenpeace eine Petition und Unterschriften-Aktion gestartet, die wir untenstehend dokumentieren:

Petition

an den Stadtpräsidenten Hannes Fuhrig,
die Oberbürgermeisterin Simone Lange, und
die Mitglieder der Ratsversammlung Flensburg

Sehr geehrter Herr Stadtpräsident Hannes Fuhrig,
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Simone Lange,
Sehr geehrte Ratsmitglieder,

ein Investor möchte in dem Waldstück zwischen Schleswiger Straße und Bahnhofstraße ein großes Hotel und ein Parkhaus bauen, das in den bewaldeten Hang hinein gebaut werden soll. Dieser müsste dafür zum Teil abgeholzt werden. Wir möchten Sie dringend ersuchen, diesen Plänen die Zustimmung zu verweigern und eine Umwidmung des Waldes nicht zu beantragen, sondern im Gegenteil das gesamte Waldstück zum Wald zu erklären. Dafür gibt es viele gute Gründe:

1) Das Ziel des Klimapaktes Flensburg, im Jahre 2050 CO2-neutral zu werden, hängt auch an der Erhaltung von möglichst vielen Waldgebieten, die CO2-Emissionen ausgleichen können.

2) Für das Klima in der Innenstadt sind Waldstücke in Innenstadtnähe äußerst wichtig als CO2-Schlucker, Sauerstoff-Produzenten, Lärmschlucker, Luftbefeuchter, Wasserspeicher, Naherholungsmöglichkeit. All das ist für die Gesundheit der StadtbewohnerInnenwichtig. Und auch für die psychische Gesundheit der StadtbewohnerInnensind Waldstücke in der Nähe von großem Wert.

3) Es ist ein verbreitetes Fehlurteil, dass jeder Rest Natur in der Stadt nur darauf wartet bebaut zu werden! Ohne Natur in der Stadt verliert diese gewaltig an Wohn-und Lebenswert.

4) In dem Wald leben vier streng geschützte Fledermausarten; das ökologische Gutachten der Stadt kommt zu dem Schluss: „Das Plangebiet hat eine lokal bedeutsame ökologische Funktion für Fledermäuse und stellt innerhalb der Stadt Flensburg mit vier nachgewiesenen Arten ein schützenswertes Habitat dar. […] Nicht ausgeglichen werden kann der Biotopverbund, daher muss ein möglichst breiter Gehölzbereich erhalten bleiben.“

5) Im Hang laufen unterirdische Bäche, die ihn instabil machen er würde wohl bei Baumaßnahmen an seinem Fuß ins Rutschen kommen und die Gebäude an der Schleswiger Straße gefährden.

6) Es kann leicht sein, dass ein großes Hotel an diesem Standort sehr schnell die Existenzgrundlage verliert, dann nämlich, wenn die Bahn wie vom Verkehrsministerium angepeilt – den Fernbahnhof nach Weiche verlegt. Wenn dann der Wald schon abgeholzt ist, hat man die Natur umsonst geopfert.

Mit freundlichen Grüßen!

Dr. med. Helmreich Eberlein
Claus Kühne
Dr. phil. Thomas Gädeke
Bernd Green
Pastor Johannes Ahrens

… und die UnterzeichnerInnen der Unterstützungserklärung „Retten statt Roden – auch in Flensburg!“

Wer die obenstehende Petition ebenfalls durch seine Unterschrift unterstützen möchte, findet den Text und die Unterschriftenliste zum Ausdrucken hier

Die Unterschriftenliste bitte spätestens am 23.11.2018 bei Greenpeace Flensburg, Burgplatz 1, 24937 Flensburg abgeben

Wer will, kann auch online unterschreiben. Zur Online-Petition geht es hier

Mehr zum Thema, dem neuen Hotelprojekt und den Gefahren für Wald und Hang auch in dem AKOPOL-Beitrag vom 06.07.2018:
Geplanter Hotelneubau an der Bahnhofstraße sorgt weiter für Ärger – Stellungnahme von Anwohner Dr. Thomas Gädeke
https://akopol.wordpress.com/2018/07/06/geplanter-hotelneubau-an-der-bahnhofstrasse-sorgt-weiter-fuer-aerger/

Ebenso auch der AKOPOL-Beitrag vom 05.07.2018:
Hotelneubau an der Bahnhofstraße: Naturschutz in Flensburg – Nur eine Farce?
Scharfe Kritik am Bauvorhaben – Stellungnahme von Anwohner Claus Kühne
https://akopol.wordpress.com/2018/07/05/hotelneubau-an-der-bahnhofstrasse-naturschutz-in-flensburg-nur-eine-farce/

Zum Thema drei Beiträge auf shz.de:

Zum Problem des Hangs und der dortigen Häuser ein Beitrag auf shz.de. Da gibt es auch eine entsprechende Planskizze, die das Problem verdeutlicht. Carlo Jolly am 1. Febrauer 2018 auf shz.de Hotel und Parkhaus am Flensburger Bahnhof : Ohne Brücke zur Schleswiger Straße Quelle: https://www.shz.de/18964206 ©2018

Carlo Jolly am 28. Dezember 2017 auf shz.de Hotel- und Parkhaus-Planung in Flensburg : Es rumort am Hang des Mühlenteichs
Nachbarn an der Schleswiger Straße sind besorgt, dass eine geplante Parkpalette die Statik des sensiblen Geländes verändern könnte – Quelle: https://www.shz.de/18671291 ©2018

Joachim Pohl am 25. Juni 2018 auf shz.de Hotels in Flensburg : Steigenberger an der Bahnhofstraße
Von den drei aktuellen konkreten Hotel-Planungen ist das an der Bahnhofstraße das jüngste. Ebenso wie das am Rathaus geplante wird es das Quartier, in dem es vorgesehen ist, städtebaulich prägen. Die beiden Flensburger Investoren Ralf Hansen und Jan Duschkewitz haben es für das derzeit unbebaute Areal zwischen der Bahnhofstraße und dem Hang hinauf zur Schleswiger Straße vorgesehen.
Quelle: https://www.shz.de/20242492 ©2018

 

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Veröffentlicht am 3. November 2018, in Ökologie, Bahnhofsviertel, Bürgerbeteiligung, Daten und Zahlen, Flensburg News, Rat & Ausschüsse, Soziales, Stadtplanung, Wirtschaft. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 16 Kommentare.

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