Archiv für den Tag 31. Juli 2018
Flensburger Arbeitslosenquote im Juli 2018 bei 8,2 %
6 Arbeitslose weniger als im Vormonat – Arbeitslosenquote durch verdeckte Arbeitslosigkeit in Flensburg weitaus höher
Zahl der Flensburger SGB II-Regelleistungsberechtigten („Hartz IV“) sinkt im Juli um 22 auf 11.641 Personen
Arbeitsmarkt:
Im Stadtgebiet Flensburg sank die Zahl der Arbeitslosen nach Angaben der Agentur für Arbeit Flensburg im Juli 2018 im Vergleich zum Vormonat um 6 (-0,1 Prozent) auf 4.315 Personen. Im Vorjahresvergleich sank die Zahl der Arbeitslosen um 293 (-6,4 Prozent).
Die offizielle Arbeitslosenquote für den Juli 2018 lag damit bei 8,2 Prozent (Vormonat 8,3 Prozent, Juli 2017: 9,1 Prozent)
Entwicklung des Arbeitsmarktes im Agenturbezirk Flensburg
Arbeitslosigkeit in Flensburg nach Rechtskreisen:
• SGB III: 1.268 Personen = 2,4 Prozent, Vormonat 2,2 Prozent, Vorjahresmonat 2,5 Prozent
• SGB II: 3.047 Personen = 5,8 Prozent, Vormonat 6,1 Prozent, Vorjahresmonat 6,6 Prozent
Arbeitskräftenachfrage:
21 offene Stellen weniger als im Vormonat – 11 mehr als im Juli 2017
Es gab im Juli 902 freie Arbeitsstellen, 224 sozialversicherungspflichtige Stellen wurden dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Arbeitsagenturen Flensburg und dem Jobcenter Flensburg im Juli neu gemeldet.
Die Nachfrage der Arbeitgeber nach Personal lag in der Stadt Flensburg im Juli leicht über dem Niveau des Vorjahresmonats (+11), sank gegenüber dem Vormonat Juni (-21). Besonders bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleitungen, dem Handel und im Bereich Erziehung und Unterricht sowie im Gesundheits- und Sozialwesen wird Personal gesucht.
Ausbildungsstellenmarkt:
• aktuell unbesetzte Ausbildungsstellen: 213 / -9 oder -4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
• aktuell unversorgte Bewerber/-innen: 213 / -41 oder -16,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
Top Ten der unbesetzten Ausbildungsstellen im Juli
Kaufmann/-frau im Einzelhandel | 25 Ausbildungsstellen |
Verkäufer/in | 22 Ausbildungsstellen |
Fachmann/-frau – Systemgastronomie | 22 Ausbildungsstellen |
Fachkraft Gastgewerbe | 11 Ausbildungsstellen |
Fachkraft – Schutz und Sicherheit | 10 Ausbildungsstellen |
Handelsfachwirt/in (Ausbildung) | 10 Ausbildungsstellen |
Anlagenmech. – Sanitär-/Heiz.-Klimatech. | 8 Ausbildungsstellen |
Kfz.mechatroniker – PKW- Technik | 7 Ausbildungsstellen |
Fachverk. Lebensm.handwerk – Fleischerei | 7 Ausbildungsstellen |
Fleischer/in | 6 Ausbildungsstellen |
Tatsächliche Arbeitslosenquote in Flensburg aufgrund der verdeckten Arbeitslosigkeit bei mindestens 12 Prozent
Die genannten Arbeitslosenzahlen der Flensburger Arbeitsagentur beeinhalten jedoch nicht die Menschen, die sich in der verdeckten Arbeitslosigkeit oder sog. „Unterbeschäftigung“ befinden. In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die nicht als arbeitslos gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik oder in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus sind. Diese Personen werden zur Unterbeschäftigung gerechnet, weil sie für Menschen stehen, denen ein reguläres Beschäftigungsverhältnis fehlt.
Es wird unterstellt, dass ohne den Einsatz dieser Maßnahmen bzw. ohne die Zuweisung zu einem Sonderstatus die Arbeitslosigkeit entsprechend höher ausfallen würde. Mit dem Konzept der Unterbeschäftigung werden Defizite an regulärer Beschäftigung umfassender erfasst und realwirtschaftlich bedingte Einflüsse auf den Arbeitsmarkt besser erkannt. Zudem können die direkten Auswirkungen der Arbeitsmarktpolitik auf die Arbeitslosenzahlen nachvollzogen werden.
Komponenten der Unterbeschäftigung: Zahlen für den gesamten Agenturbezirk Flensburg
Für den gesamten Agenturbezirk Flensburg, also mit den Geschäftsstellenbezirken Flensburg, Husum, Kappeln, Niebüll, Schleswig, Westerland und Tönning, ergibt sich im Juli 2018 eine Zahl von 14.330 Arbeitslosen (Vormonat 14.071), zuzüglich der Unterbeschäftigung sind es jedoch 18.821 (Vormonat 18.640).
Nicht inbegriffen bei der Berechnung der offiziellen Arbeitslosenzahlen und -quote sind aber auch die Arbeitslosen, die aufgrund von Alter, Krankheit oder sonstigen Gründen als nicht mehr vermittelbar gelten und/oder vorzeitig zwangsverrentet wurden und/oder in den SGB-XII-Leistungsbereich fallen. Nicht enthalten darin sind aber auch die erwerbsfähigen Arbeitslosen, die nicht im Leistungsbezug des ALG I oder II stehen, keinen Rechtsanspruch darauf haben oder auf Inanspruchnahme derartiger Leistungen verzichten und sich dennoch als arbeitsuchend gemeldet haben. Ebenso zur Gruppe der Arbeitsuchenden gehören neben den offiziell registrierten Arbeitslosen auch 1-Euro-Jobber sowie Teilnehmer staatlich finanzierter Weiterbildungs- oder Trainingsmaßnahmen. Sie alle gelten nicht als arbeitslos im eigentlichen Sinne und werden bei der Berechnung der Arbeitslosenquote nicht berücksichtigt.
Zum Vergleich Zahlen vom Juli 2017 der „arbeitslosen“ und „nicht-arbeitslosen“ Kunden des Jobcenter Flensburg für die Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschuss am 13.11.2017, die einen Eindruck über den Anteil derjenigen Arbeitslosen geben, die in der Flensburger Arbeitslosenstatistik nicht berücksichtigt werden: https://akopol.files.wordpress.com/2017/11/jobcenter.jpg
Allein 1.260 Arbeitslose befanden sich demnach in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen. 695 waren krank gemeldet, 258 waren Ältere mit Sonderregelungen und 1.175 Personen waren zwar sozialversicherungspflichtig erwerbstätig, brauchten aber dennoch Hilfeleistungen, da unter anderem ihr Einkommen zur Existenzsicherung nicht reichte (z.B. Teilzeitjobber / Geringverdiener). 736 Personen wurden aufgrund von Schule oder Studium, 626 aufgrund von Pflege und Erziehung und 310 Personen aufgrund sonstiger Gründe nicht als „arbeitslos“ gezählt. Somit blieben netto mehr als 2.200 Arbeitslose, die in der offiziellen Arbeitslosenstatistik der Flensburger Arbeitsagentur für den Juli 2017 mit 4.608 Personen und einer „Arbeitslosen“-Quote von 9,1 Prozent nicht auftauchten. Mehr dazu auch hier: https://akopol.wordpress.com/2017/08/02/flensburger-arbeitslosenquote-steigt-im-juli-2017-auf-91/ und hier: https://akopol.wordpress.com/2018/01/06/flensburger-arbeitslosenquote-im-dezember-2017-bei-86/
Damit dürfte auch die eigentliche Zahl der „Arbeitslosen“ in Flensburg im Juli 2018 nicht 4.315 betragen haben, sondern lag hochgerechnet bei mehr als 6.000 Personen und die Arbeitslosenquote damit bei mindestens 12 Prozent.
Arbeitsuchende
sind gemäß § 15 Satz 2 SGB III Personen, die nach einer Beschäftigung als Arbeitnehmer suchen. Arbeitsuchend können auch Personen sein, die bereits eine Beschäftigung oder eine selbständige Tätigkeit ausüben.
Ebenso müssen sich versicherungspflichtig beschäftigte Personen, deren Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis endet, nach § 38 SGB III spätestens 3 Monate vor der Beendigung bei der Agentur für Arbeit arbeitssuchend melden. Erfahren sie erst später von der Beendigung, müssen sie sich innerhalb von drei Tagen nach Kenntnis des Beendigungszeitpunktes arbeitssuchend melden. Bei befristeten Arbeitsverhältnissen hat die Arbeitsuchendmeldung mindestens drei Monate vor Fristablauf zu erfolgen. (Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsuchende )
Zur Definition arbeitslos vs. arbeitsuchend siehe auch: Grundlagen: Qualitätsbericht | November 2017 VERSION 6.0
Statistik der Arbeitslosen, Arbeitsuchenden und gemeldeten erwerbsfähigen Personen, Bundesagentur für Arbeit – Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung; Nürnberg 2017, S. 7 unter: https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Grundlagen/Qualitaetsberichte/Generische-Publikationen/Qualitaetsbericht-Statistik-Arbeitslose-Arbeitsuchende.pdf
Es ist daher zu beachten, dass die Zahl der Arbeitsuchenden neben den Arbeitslosen auch Erwerbstätige beeinhaltet, die in einem regulären Beschäftigungsverhältnis stehen können. Leider wird in der untenstehenden Aufstellung der Arbeitsagentur nicht genau dargestellt, wie viele von den Arbeitsuchenden in einem regulären Beschäftigungsverhältnis stehen und wie viele nicht. Allgemeine Schätzungen zur Zahl der Nichtleistungsempfänger bei den erwerbslosen Arbeitsuchenden bzw. ihrem Anteil: „Arbeitslosigkeit ohne Arbeitslosengeld – Jede vierte arbeitslose Person im Versicherungssystem ist betroffen“ finden sich hier: arbeitsmarkt-aktuell-04-2014-1
Unten die Zahl der Arbeitsuchenden im Geschäftsstellenbereich Flensburg, der die Stadt Flensburg und Randgemeinden umfasst.
Eckwerte des Arbeitsmarktes für den Geschäftsstellenbereich Flensburg
Die Zahl der Arbeitsuchenden im Geschäftstellenbereich Flensburg steigt im Juli um 77 (0,7%) auf 11.404 Personen.
Das sind zur Zahl der gemeldeten Arbeitslosen von 6.392 im Geschäftsstellenbereich Flensburg noch mal 5.012 Personen zusätzlich (siehe Arbeitsmarktreport für_AA 119 Flensburg_201807 S. 20-22).
Mehr Arbeitsuchende auch im Agenturbezirk
Für den gesamten Agenturbezirk Flensburg, also mit den Geschäftsstellenbezirken Flensburg, Husum, Kappeln, Niebüll, Schleswig, Westerland und Tönning, lag im Juli 2018 die Zahl der Arbeitsuchenden inklusive der statistisch registrierten Arbeitslosen bei 24.774 Personen und damit um 312 (1,3%) über der vom Juni 2018 mit 24.462 Personen (siehe Arbeitsmarktreport für_AA 119 Flensburg_201807 S. 6). Dies sind im Vergleich zu den für den Agenturbezirk offiziell gemeldeten Arbeitslosenzahl von 14.330 aber immer noch 10.444 Personen zusätzlich. Darunter fallen ebenfalls wieder die Arbeitslosen, deren Arbeitslosengeld I ausgelaufen ist, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld II nach dem SGB II haben oder die auf Inanspruchnahme derartiger Leistungen verzichten. Sie gelten daher ebenso nicht als arbeitslos im eigentlichen Sinne und tauchen in der Arbeitslosenstatistik nicht auf.
Und die von der Agentur für den Juli 2018 offiziell gemeldete Arbeitslosenquote liegt im gesamten Agenturbezirk Flensburg bei 5,7 Prozent. (Vorjahr 6,4 Prozent, Vormonat 5,6 Prozent). Diese Quote dürfte aber angesichts der vorangegangenen Erläuterungen ebenso erheblich höher liegen
Eckwerte des Arbeitsmarktes für den Agenturbezirk Flensburg
Die Juli-Zahlen des Jobcenter Flensburg
Die Zahl der SGB II-Bedarfsgemeinschaften sinkt um 26
Die Zahl der Regelleistungsberechtigten (Hartz IV) sinkt um 22.
Das Jobcenter Flensburg betreute im Juli 2018 3.047 arbeitslose Flensburger (Empfänger von Arbeitslosengeld II); das sind 132 Personen weniger als im Vormonat (-4,2%) bzw. 274 Personen (-8,3%) weniger als im Vorjahresmonat und der geringste Wert seit Bestehen des Jobcenters.
Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften fiel im Juli im Vergleich zum Vormonat um 26 auf 6.699 (- 0,4%); im Vergleich zum Vorjahresmonat erhöhte sie sich um 72 (+1,1%).
Die Zahl der Regelleistungsberechtigten fiel im Vergleich zum Vormonat um 22 auf 11.641 (-0,2%), im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg sie um 213 Personen (+1,9%).
Die vorjahresbezogenen Steigerungen bei den Bedarfsgemeinschaften und den Regelleistungsberechtigten sind in erster Linie auf den Personenkreis der Zufluchtsuchenden zurückzuführen.
Zum politischen Streit um die Schönung der Arbeitslosenzahlen in Schleswig-Holstein auch ein Beitrag von Till H. Lorenz vom 3.10.2016 auf shz.de:
Arbeitsagentur in SH : So viele Menschen sind in Schleswig-Holstein wirklich arbeitslos
Tausende Erwerbslose werden aus der Statistik der Arbeitsagentur herausgerechnet – weil die Politik es so möchte.
unter: http://www.shz.de/deutschland-welt/wirtschaft/so-viele-menschen-sind-in-schleswig-holstein-wirklich-arbeitslos-id14995576.html
Zum Thema verdeckte Arbeitslosigkeit und „Stille Reserve“ ein Beitrag auf Spiegel-Online vom 01.03.2017: Statistiktricks – So wird die Arbeitslosigkeit schöngerechnet
Zeichnet die offizielle Statistik ein geschöntes Bild vom Arbeitsmarkt? Tatsächlich gelten viele nicht als arbeitslos, obwohl sie Arbeit suchen. Verschwiegen werden sie nicht – aber man muss nach ihnen suchen. Unter: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/arbeitslosenstatistik-so-hoch-ist-die-verdeckte-arbeitslosigkeit-a-1133354.html
Ein Beitrag des ZDF vom 2.11.2017: Eine Million Arbeitslose mehr – Wie die Arbeitslosenzahl schöngerechnet wird
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich freundlich. Seit Jahren sinkt die Zahl der Arbeitslosen. Doch viele Arbeitslose werden gar nicht mitgezählt. Unter https://www.zdf.de/nachrichten/heute/arbeitslose-wer-in-der-statistik-nicht-beruecksichtigt-wird-100.html
Und zum gleichen Thema ein Beitrag von correktiv.org vom 31. Mai 2017:
Warum eine Million Arbeitslose in der offiziellen Statistik nicht sichtbar sind
Die am Dienstag vorgestellte Arbeitslosenzahl ist um mindestens eine Million zu niedrig. Die geschönte Zahl kommt durch mehrere Gesetzesänderungen zu Stande. Sogar die Bundesagentur für Arbeit spricht sich für eine neue Berechnungsgrundlage aus, damit die offizielle Arbeitslosenzahl mehr der Wirklichkeit entspricht
https://correctiv.org/recherchen/arbeit/artikel/2017/05/31/zeit-fuer-die-echte-arbeitslosenzahl/