Archiv für den Tag 11. Mai 2018
Affäre Exodus: Bild-Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Paul am 16. Mai im Jüdischen Museum in Rendsburg
Fotografische Perspektiven auf ein historisches Ereignis
Im Rahmen der Sonderausstellung „Die Exodus-Affäre“ ist am Mittwoch, 16. Mai, ab 19 Uhr Prof. Dr. Gerhard Paul mit einem Bild-Vortrag im Jüdischen Museum (Rendsburg, Prinzessinstraße 7–8 ) zu Gast. Thema: „Exodus 47 – Fotografische Perspektiven auf ein historisches Ereignis“. Der Eintritt ist frei.
Prof. Dr. Gerhard Paul, Historiker aus Flensburg und Co-Kurator der Ausstellung, geht in dem Bild-Vortrag auf die Fotografen der Exodus ein und zeigt Bilder, die über die Ausstellung hinausgehen und sonst nicht zu sehen sind. Die Exodus-Ausstellung setzt zentral auf zeitgenössische Fotografien, von denen nicht wenige aus dem Bildarchiv des Jüdischen Museums stammen. Angefertigt wurden die vielfach sehr beeindruckenden Bilder teils von Journalisten und professionellen Fotografen, teils aber auch von den Exodus-Passagieren und Displaced Persons selbst. In einer Zeit, in der das Fotografieren teuer und aufwendig war, ist kaum ein Foto ohne einen konkreten Zweck entstanden. Viele Bilder wurden sehr bewusst inszeniert und gestellt, und sogar ein- und dasselbe Foto kann durch unterschiedliche Zeitungsüberschriften diametral entgegengesetzte Aussagen erhalten. Die damit verbundenen Fragen beim kritischen Umgang mit Bildern als Ausstellungsexponaten sind daher für die Ausstellungsdidaktik und die Vermittlungsarbeit von Bedeutung.
Gerhard Paul gilt als bedeutender Vertreter der sogenannten „visual history“ und hat sich einen Namen als wichtiger Grundlagenforscher zur Geschichte der Juden in Schleswig-Holstein gemacht. Als externer Co-Kurator, wichtiger Ratgeber und Verfasser der Katalogbeiträge hat er das Projekt maßgeblich mitgetragen.
Prof. Dr. Gerhard Paul, geb. 1951, ist seit 1994 Professor für Geschichte und ihre Didaktik an der Universität Flensburg. Paul wurde für sein Werk „Bilder des Krieges – Krieg der Bilder“ 2004 mit dem internationalen Preis „Das Historische Buch“ ausgezeichnet. 2009 erreichte er Platz 1 der deutschen Sachbuchbestenliste für den Bildatlas „Das Jahrhundert der Bilder“.
Sonderausstellung „Die Exodus-Affäre – Schleswig-Holstein und die Gründung Israels“ im Jüdischen Museum noch bis 3. Juni
Die ehemalige Synagoge der jüdischen Gemeinde in Rendsburg erinnert an das Schicksal von 4.500 jüdischen Menschen, die 1947 – gerade dem Holocaust entkommen – an Bord der schrottreifen „Exodus“ nach Palästina auswandern wollten. Sie wurden aber von den Briten gewaltsam daran gehindert, ihr Schiff auf hoher See aufgebracht und die Passagiere zwangsweise nach Deutschland verschifft.
Am 8. September 1947 erreichten die britischen Deportationsschiffe den Hamburger Hafen; noch am selben Tag wurden die jüdischen Exodus-Passagiere über den Bahnhof Kücknitz bei Lübeck weiter in die zwei Internierungslager Pöppendorf und Am Stau transportiert und dort wochenlang hinter Stacheldraht festgehalten. Die internationale Empörung darüber war groß – und die Gründung eines jüdischen Staats rückte auf die Tagesordnung der Weltpolitik. Von der einheimischen Bevölkerung Schleswig-Holsteins wurde damals allerdings kaum wahrgenommen, dass sich vor ihrer Haustür Ereignisse mit weltgeschichtlichen Konsequenzen abspielten.
Die ehemalige schleswig-holsteinische Kulturministerin Karin Prien zeigte sich in ihrer Ansprache anlässlich der Eröffnung der Ausstellung im September letzten Jahres tief beeindruckt von der Dokumentation „Die Exodus-Affäre – Schleswig-Holstein und die Gründung Israels“. Die Ausstellung werfe Licht auf ein dunkles Kapitel der Nachkriegsgeschichte, in dem verfolgte, gequälte und heimatlose Menschen wieder zurückgeschickt worden seien in das Land der Täter. Prien: „Das Schicksal der jüdischen ‚displaced persons‘ und Holocaust-Überlebenden in Europa nach 1945 bekommt hier ein Gesicht, besser gesagt viele Gesichter.“ Zugleich liefere die Schau auch einen Beitrag zur aktuellen Diskussion um Flucht und Migration und wecke Verständnis für die historische Situation bei der Gründung des Staates Israel sagte die Ministerin und dankte den Initiatoren der Sonderausstellung und dem Jüdischen Museum: „Wir haben allen Grund stolz darauf zu sein, dass einzige jüdische Museum in ganz Norddeutschland zu haben.“
Das Buch zur Exodus-Affäre: 108 Seiten, broschiert, 14,80 €, herausgegeben von Museumsleiter und Kurator Dr. Carsten Fleischhauer, mit Beiträgen von Co-Kurator Prof. Dr. Gerhard Paul.
DIE EXODUS-AFFÄRE – Schleswig-Holstein und die Gründung Israels
Jüdisches Museum Rendsburg
Prinzessinstraße 7-8 | 24768 Rendsburg | Tel 04331 440 43-0
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonnabend 12-17 Uhr | Sonntag 10-17 Uhr (oder tel. Vereinbarung)
http://www.schloss-gottorf.de/juedisches-museum