Archiv für den Tag 17. September 2017

DIE EXODUS-AFFÄRE – Sonderausstellung im Jüdischen Museum in Rendsburg noch bis zum 3. Juni 2018

Die Exodus-Affäre – ein Stück Weltgeschichte

Am Vorabend des 70. Jahrestages hat Schleswig-Holsteins Kulturministerin Karin Prien Donnerstagabend im Jüdischen Museum Rendsburg eine Sonderausstellung zu den spannenden wie irritierenden Ereignissen um die Exodus-Affäre eröffnet. Die Sonderausstellung „Die Exodus-Affäre“ führt siebzig Jahre zurück in die Zeit direkt nach Ende des Zweiten Weltkriegs.

Die ehemalige Synagoge der jüdischen Gemeinde in Rendsburg erinnert an das Schicksal von 4.500 jüdischen Menschen, die 1947 – gerade dem Holocaust entkommen – an Bord der schrottreifen „Exodus“ nach Palästina auswandern wollten. Sie wurden aber von den Briten gewaltsam daran gehindert und zwangsweise nach Deutschland verschifft. Am 8. September 1947 erreichten die britischen Deportationsschiffe den Hamburger Hafen; noch am selben Tag wurden die jüdischen Exodus-Passagiere über den Bahnhof Kücknitz bei Lübeck weiter in die zwei Internierungslager Pöppendorf und Am Stau transportiert und dort über Wochen hinter Stacheldraht festgehalten.

Die internationale Empörung darüber war groß – und die Gründung eines jüdischen Staats rückte auf die Tagesordnung der Weltpolitik. Von der einheimischen Bevölkerung Schleswig-Holsteins wurde damals allerdings kaum wahrgenommen, dass sich vor ihrer Haustür Ereignisse mit weltgeschichtlichen Konsequenzen abspielten.

Kulturministerin Karin Prien zeigte sich tief beeindruckt von der Dokumentation „Die Exodus-Affäre – Schleswig-Holstein und die Gründung Israels“. Die Ausstellung werfe Licht auf ein dunkles Kapitel der Nachkriegsgeschichte, in dem verfolgte, gequälte und heimatlose Menschen wieder zurückgeschickt worden seien in das Land der Täter. Prien: „Das Schicksal der jüdischen ‚displaced persons‘ und Holocaust-Überlebenden in Europa nach 1945 bekommt hier ein Gesicht, besser gesagt viele Gesichter.“ Zugleich  liefere die Schau auch einen Beitrag zur aktuellen Diskussion um Flucht und Migration und wecke Verständnis für die historische Situation bei der Gründung des Staates Israel sagte die Ministerin und dankte den Initiatoren der Sonderausstellung und dem Jüdischen Museum: „Wir haben allen Grund stolz darauf zu sein, dass einzige jüdische Museum in ganz Norddeutschland zu haben.“

Eine Gedenktafel an den Hamburger Landungsbrücken erinnert an die Irrfahrt der „Exodus“

„Hier zeigt sich, dass Landesgeschichte über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus wirken kann“, sagte die Ministerin. Die Ereignisse hätten sich zwar im Wesentlichen in Kücknitz oder Pöppendorf abgespielt, doch die weltpolitischen Implikationen reichten bis nach Marseille und Tel Aviv. So lasse sich das Schicksal der 1947 in Schleswig-Holstein internierten Holocaust-Überlebenden als Teil der Vorgeschichte zur Gründung des Staates Israel verstehen. Insofern sei die Dokumentation auch ein Beitrag der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf zum 70. Gründungsjubiläum des Staates Israel.

Der erste Anstoß, eine Foto-Ausstellung zur Exodus-Affäre zu machen, kam 2016 von dem Flensburger Historiker Gerhard Paul, der als bedeutender Vertreter der visual history ebenso wie als wichtiger Grundlagenforscher zur Geschichte der Juden in Schleswig-Holstein für ein solches Vorhaben wie kein zweiter geeignet ist. Als externer Co-Kurator, als wichtiger Ratgeber und als Verfasser der Katalogbeiträge hat er das Projekt maßgeblich mitgetragen.  Prof. Dr. Gerhard Paul, geb. 1951, ist seit 1994 Professor für Geschichte und ihre Didaktik an der Universität Flensburg. Paul wurde für sein Werk „Bilder des Krieges – Krieg der Bilder“ 2004 mit dem internationalen Preis „Das Historische Buch“ ausgezeichnet. 2009 erreichte er Platz 1 der deutschen Sachbuchbestenliste für den Bildatlas „Das Jahrhundert der Bilder“.

Das Buch zur Exodus-Affäre: 108 Seiten, broschiert, 14,80 €, herausgegeben von Museumsleiter und Kurator Dr. Carsten Fleischhauer, mit Beiträgen von Co-Kurator Prof. Dr. Gerhard Paul.

DIE EXODUS-AFFÄRE – Schleswig-Holstein und die Gründung Israels
Jüdisches Museum Rendsburg 8. September bis 3. Juni 2018
Prinzessinstraße 7-8 | 24768 Rendsburg | Tel 04331 440 43-0
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonnabend 12-17 Uhr | Sonntag 10-17 Uhr (oder tel. Vereinbarung)

http://www.schloss-gottorf.de/juedisches-museum

flurgespräche: 100 Tage schwarz-gelb-grün – Veranstaltung des DGB mit Uwe Polkaehn am 05.10.2017 im Gewerkschaftshaus Flensburg

flurgespräche…

erhellen oft mehr als offizielle Termine. Zum Kennennenlernen und Austauschen für Streitbares und Versöhnliches.

Und ein Thema in Kurzbeiträgen – diesmal:

100 Tage im Amt – was tut die schwarz-gelb-grüne Landesregierung für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Schleswig-Holstein?

Mit Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord

Selbstverständlich gehört dazu – wie immer – ein Mittagsimbiss.
Wir freuen uns auf Sie und Euch !

Um Anmeldung wird gebeten, per E-Mail: flensburg@dgb.de oder Telefon unter: 0461-1444010.

Diese Veranstaltung berechtigt eine Freistellung nach §37(2) BetrVG und nach §37(2) MBG Schl-H.

V.i.S.d.P.: Susanne Uhl, DGB Schleswig-Holstein Nordwest, Rote Straße 1, Flensburg.

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