Drogenmissbrauch, Suff und Gewalt in Flensburg – Was tun gegen die Folgen von Verarmung und Verelendung?
Obdachlosen droht Ausgrenzung und Repression bei der öffentlichen Debatte
Ein Beitrag von Jörg Pepmeyer (AKOPOL-Fraktionsvorsitzender)
Seit einiger Zeit nimmt die öffentliche Debatte um den Alkohol- und Drogenmissbrauch auf offener Straße zu. Dass das Elend nun wieder vor aller Augen ausgerechnet Platz in der Fußgängerzone und am Südermarkt nimmt und sich Obdachlose vor leerstehenden Ladengeschäften treffen, passt vielen FlensburgerInen nicht. Das erinnert stark an den Streit um die sog. S-Bank in der Fußgängerzone, die von Punks und unangepassten Jugendlichen vor mehr als zwanzig Jahren als zentraler Treffpunkt auserkoren wurde. Nun laufen vor allem Obdachlose zunehmend Gefahr Zielscheibe von Ausgrenzung und Repressalien und in einen Topf mit gewalttätigen Suchtkranken geworfen zu werden.
Allerdings beobachtet auch die AKOPOL-Fraktion mit großer Besorgnis den zunehmenden Alkohol- und Drogenmissbrauch auf offener Straße und die damit verbundenen Auswirkungen auf das öffentliche Leben in der Stadt. Wir sehen allerdings die Ursache hierfür in einer rasant ansteigenden Verarmung zahlreicher Menschen in Flensburg und den damit verbundenen sozialen und psychischen Folgen für die Betroffenen. Dennoch halten auch wir es für notwendig, im Zweifelsfall und zum Schutz aller BürgerInnen ordnungsrechtlich und polizeilich ganz klare Grenzen zu ziehen, sofort und unmissverständlich einzuschreiten, wenn es zu Regelverstößen und Gewaltanwendung kommt.
Die AKOPOL-Fraktion ist aber der Auffassung, dass diesem Problem allein mit ordnungsrechtlichen und polizeilichen Maßnahmen nicht beizukommen ist. Wir halten es für notwendig und vorrangig, städtischerseits ein neues sozialarbeiterisches Handlungskonzept zu entwickeln, mit dem neben einer verbesserten psychosozialen und medizinischen Betreuung und Beratung diesen Menschen auch zukünftig Angebote bereitgestellt werden, die ihnen tatsächlich ermöglichen aus dem Teufelskreis Verarmung, Suff, Drogenmissbrauch und Obdachlosigkeit aussteigen zu können. Das sollte in Zusammenarbeit mit dem Gesundheits-, Ordnungs-, und Sozialamt, sowie den Suchthilfe- und Selbsthilfeorganisationen und den Betroffenen geschehen. Dazu gehört insbesondere auch eine viel stärkere personelle Präsenz städtischer Streetworker, ehrenamtlicher und professioneller Suchthelfer bei der Betreuung dieses Personenkreises.
Um auf Dauer dieses Problem halbwegs in den Griff zu bekommen, halten wir es ebenso für notwendig, Projekte zu entwickeln, mit denen diesen Menschen neben einer klaren Ausstiegs- bzw Einstiegsperspektive auch adäquate Arbeitsplätze/Beschäftigungsalternativen und Wohnmöglichkeiten (nicht Wilhelminental) angeboten werden können. Ziel muss es sein, auch diese Menschen würdevoll und respektvoll zu behandeln und alles zu tun, um sie wieder in die Mitte unserer Gesellschaft zu nehmen. Das bedeutet auch ihnen wieder die umfängliche Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben der Stadt zu ermöglichen.
Mehr zum Thema auch in den untenstehenden Presseartikeln:
Eine Reportage von Marc Reese in der Flensborg Avis vom 11.10.2011 „Sie werden traurig und öffnen das nächste Bier“ unter Fl. Avis 11.10.2011
Ein Beitrag von Tilla Rebstorf in der Flensborg Avis vom 12.10.2011 De marginalisere grupper et kumme pa dagsordenen und ein Artikel von Marc Reese Ansätze gegen Suff auf offener Straße ebenfalls in der Flensborg Avis vom 12.10.2011 unter: Fl. Avis 12.10.2011
Ein Bericht von Holger Ohlsen im Flensburger Tageblatt vom 12.10.2011 Auf Sparkurs mit Flensburgs Suchthilfe „Wir sind an der Leistungsgrenze!“ unter: Flbg. Tageblatt 12.10.2011
Ebenfalls erschien zum gleichen Thema in der Zeitung Blickpunkt Nr. 59 vom November 2011 ein Artikel Eine ganz besondere Art der Säuberung in Flensburg unter: Blickpunkt Nr. 59 November 2011
Veröffentlicht am 8. Oktober 2011 in Flensburg News, Soziales und mit Jörg Pepmeyer, Pepmeyer getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 3 Kommentare.
Das sehe ich genauso!
Gruß Susanne Holm
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